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Vorsorgelücke Auch Pflege braucht Vollkasko

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Eine kapitalgedeckte Eigenvorsorge sei gerade in der Pflege laut Laue auch deshalb gut möglich, weil der Leistungsfall in der Regel erst in hohem Alter eintritt. Somit können die Vorsorgesparer während der Jahrzehnte ihrer Berufstätigkeit den Zinseszinseffekt für sich arbeiten lassen: „Mit privaten Zusatzversicherungen können die Menschen ihr Pflegerisiko mit relativ kleinen Beiträgen komplett absichern – und das nachhaltig und generationengerecht.“ In der Realität setzt stattdessen aber jeweils etwa ein Drittel der Deutschen auf Immobilien und Bargeldreserven, um in Sachen Pflegerisiko privat vorzusorgen. Das ergab eine bundesweite Umfrage unter rund 1.000 Verbrauchern im Auftrag der Versicherungskammer Bayern.

Deren zuständige Konzernvorständin Manuela Kiechle gibt aber zu bedenken: „Viele dieser Instrumente sind für die Absicherung von Pflegerisiken nicht oder nur bedingt geeignet.“ Müsse etwa im Pflegefall die eigene Immobilie zur Deckung der Kosten verkauft werden, verliert der Partner des Pflegebedürftigen sein vertrautes Umfeld. Und Bargeldreserven seien bei einer längeren Pflege schnell aufgebraucht.

Manuela Kiechle, Konzern Versicherungskammer
Foto: Stefan Heigl

„Nur eine Pflegezusatzversicherung sichert Pflegerisiken wirklich ab“, ist sich auch Kiechle sicher. Doch aktuell registrieren die Versicherer bundesweit erst rund 3,7 Millionen Zusatz-Policen unterschiedlicher Art. Das entspricht gerade einmal 4,5 Prozent der Pflichtversicherten. Wichtig sei es daher, die Menschen hierzulande besser über das Thema Pflege und ihre Finanzierung aufzuklären. Das scheint auch die Mehrheit der Deutschen selbst ähnlich zu sehen: Bei der Umfrage des öffentlichen Versicherers aus München gaben fast zwei Drittel der Teilnehmer an, sich auf eine mögliche spätere Pflegebedürftigkeit nicht vorbereitet zu fühlen.

Immerhin waren mit 92 Prozent fast alle Befragten davon überzeugt, dass zum Absichern von Pflegerisiken zusätzlich freiwillige Vorsorge notwendig ist. „Trotzdem sorgen nur 34 Prozent auch tatsächlich vor – und dies zudem oft mit ungeeigneten oder unzureichenden Instrumenten.“ Kiechles Fazit lautet daher: „Zwischen dem Wissen um die Notwendigkeit zusätzlicher Pflegeabsicherung und dem tatsächlichen Handeln besteht leider bei vielen noch immer eine hohe Diskrepanz.“

Mehr Licht in den Pflegedschungel zu bringen, verspricht daher jetzt der Münchener Verein. Der Krankenversicherer will mit erklärenden Filmen auf dem Videoportal Youtube und seiner Internetseite „über das komplexe Thema Pflege informieren“. Dabei richte man sich ausdrücklich nicht allein an die Verbraucher: „Wir wollen Vermittler mithilfe wichtiger Details dabei unterstützen, ihre persönliche Pflegekompetenz im Beratungsgespräch mit den Kunden auszubauen“, erklärt Rudolf Bönsch, Pflegewissenschaftler und Geschäftsbereichsleiter bei der Versicherungsgruppe aus München.

Doch wie sollen Vermittler das Angstthema Pflegebedürftigkeit ansprechen? Dafür müssen sie „emotionale Hürden überwinden und den Kunden abholen“, weiß Alexander Schrehardt, Autor des Ratgeberbuchs „Das Pflegefallrisiko“: „Wir haben alle Angst vor diesem Szenario und lassen deshalb das Gespräch nicht zu. Aber der Irrglaube, die pflegerische Versorgung werde in vollem Umfang von der Pflegeversicherung getragen, ist bestenfalls dem reichhaltigen Fundus der deutschen Sagen und Legenden zuzurechnen.“

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