


Die VPV Versicherungen steigen in das Geschäft mit Kompositversicherungen für Gewerbekunden ein. Zu Beginn umfasst das Angebot unter der Marke „VPV Gewerbe-Schutz“ die Produktarten Betriebshaftpflichtversicherung, Inhaltsversicherung und Ertragsausfallversicherung. Weitere Sparten sind laut des Stuttgarter Unternehmens in Planung und sollen schrittweise eingeführt werden.
Fokus auf KMU
Der derzeitige Fokus liege auf kleinen und mittleren Unternehmen. Die VPV nennt als Zielgruppen: Handwerk und Bau, Handel und Dienstleistung, Gastronomie und Hotellerie sowie Vereine. Dafür würden spezifische und umfassende Versicherungslösungen sowie Beratungs- und Informationsangebote bereitgestellt, heißt es in einer Mitteilung. Parallel wurde der Internetauftritt der VPV um einen neuen Bereich für Gewerbekunden erweitert.

„Mit dem VPV Gewerbe-Schutz erschließen wir ein neues Marktsegment und schaffen zusätzliche Wachstumspotenziale für unsere Ausschließlichkeitsorganisation und Makler. Unser umfassender Beratungsansatz und unsere Produkte richten sich gezielt nach den Bedürfnissen kleiner und mittelgroßer Unternehmen“, sagt Steffen Guttenbacher, Vorstandsmitglied der VPV.
Projektleiterin Stefanie Fakesch, ergänzt: „Unsere Produkt- und Branchenlösungen sind flexibel an die individuellen Bedürfnisse anpassbar und im Marktvergleich sehr gut positioniert. Diese Überzeugung untermauern wir durch unser besonderes Leistungsversprechen – die VPV Besserstellungsgarantie“.
Unternehmen spricht von strategischer Weiterentwicklung
Die Entwicklung dürfte viele in der Branche überraschen, war sie bisher öffentlich zumindest nicht diskutiert worden. Nach Darstellung der VPV handelt es sich indes um einen länger geplanten Schritt.
Auf Nachfrage von DAS INVESTMENT sagte eine Sprecherin: „Der Einstieg in das Gewerbesegment Komposit ist ein zentrales Vorhaben unserer strategischen Weiterentwicklung und wurde im Laufe des Jahres 2023 konkretisiert. Die Entscheidung, unser Portfolio um Gewerbeversicherungen zu erweitern, steht im Einklang mit unserer Zielsetzung, neue Wachstumspotenziale zu erschließen und unsere Geschäftsaktivitäten als Risikoträger in der VPV-Gruppe breiter aufzustellen.“
Mittelfristig plane man einen Bestandsanteil des Gewerbegeschäftes am Gesamtbestand in Höhe von rund 10 Prozent. Der Fokus liege aktuell auf einem erfolgreichen Markteintritt, dem Aufbau nachhaltiger Kundenbeziehungen und der kontinuierlichen Weiterentwicklung unseres Angebots, heißt es von der VPV-Sprecherin.
VPV sieht neue Produkte gut aufgestellt
Was die Leistungen der neuen Produkte angeht, verweist die VPV bei der Betriebs- und Vereinshaftpflichtversicherung darauf, dass es nahezu keine Einschränkungen bei Sublimits oder Selbstbeteiligungen gebe. In der Inhalts- und Ertragsausfallversicherung gebe es einen Unterversicherungsverzicht bis zu einer Schadensumme von 500.000 Euro sowie eine umfangreiche Pauschaldeklaration. Darüber hinaus seien branchenspezifische Risiken explizit mitversichert. Über den optionalen Plus-Schutz lasse sich der Leistungsumfang zudem gezielt erweitern.
Viel Konkurrenz bei den avisierten Zielgruppen
Auf die Frage nach den generellen Herausforderungen für dieses Geschäftsfeld nannte die Unternehmensvertreterin eine zunehmende Komplexität der Risiken, einen steigenden Beratungsbedarf und Qualitätsanspruch, den steigender Preisdruck und die Vergleichbarkeit sowie Digitalisierung und Automatisierung.
Damit sind zweifellos wichtige Handlungsfelder genannt. Offen bleibt, wie die VPV den Umstand der enormen Konkurrenzsituation bewertet, gibt es doch gerade für KMU und die genannten Zielbranchen bereits absolute Spezialisten am Markt.
Wie der Markt reagieren wird, scheint völlig offen
Wie Kunden und vor allem die Vertriebspartner reagieren, ist offen. Auf die Frage, wie die VPV zu der Überzeugung komme, im Marktvergleich gut positioniert zu sein und ob es schon Rückmeldungen von Maklern gebe, sagt die Sprecherin: „Direktes Feedback aus dem Maklermarkt ist bislang noch begrenzt. Unsere Einschätzung stützt sich insbesondere auf Marktvergleiche und erste Gespräche. Unsere Einschätzung basiert aktuell vor allem auf einem Abgleich mit den marktüblichen Leistungsinhalten, dem Pricing sowie der Flexibilität unserer Produkte“.
Branchenexperten melden Bedenken an
Ein Branchenexperte, mit dem DAS INVESTMENT gesprochen hat, meldet derweil Zweifel an dem Vorhaben der Stuttgarter an. Er sagt: „Bisher hat die VPV in diesen Bereichen sehr eng mit der Gothaer kooperiert. Woher sie plötzlich eigene Kompetenzen in diesen schwierigen Bereichen haben will, erschließt sich mir nicht.“
Ähnlich sieht es Blogger und Branchenkenner Stephan von Heymann. Er sagt: „Die entscheidende Frage ist: Woher wird die VPV das notwendige Know-how und die Marktdurchdringung gewinnen, um effektiv konkurrieren zu können? Der Einstieg in komplexe Bereiche wie die Betriebshaftpflichtversicherung, insbesondere für die Baubranche, als Neuling ist ein mutiger, ja fast kühner Schritt. Dieses Segment erfordert tiefgreifendes branchenspezifisches Wissen, ausgefeilte Risikobewertungsfähigkeiten und eine nachweisliche Erfolgsbilanz – alles Bereiche, in denen die VPV, gemessen an ihrer bisherigen Leistung, begrenzte Erfahrung zu haben scheint.“
Aus seiner Sicht werde es eine erhebliche Herausforderung sein, vor allem unabhängige Makler davon zu überzeugen, einen neuen, unbewährten Anbieter für Gewerbeversicherungen in ihr Portfolio aufzunehmen. Es werde beträchtliche Zeit und Mühe erfordern, Vertrauen aufzubauen und Kompetenz in einem überfüllten Markt zu demonstrieren. Von Heymann: „Es ist unwahrscheinlich, dass die VPV in diesem Segment kurzfristige Erfolge erzielen kann, angesichts der gefestigten Positionen der Wettbewerber.“