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VW von vornherein aussortiert „Das sind Alarmglocken für uns“

Ophélie Mortier ist bei Degroof Petercam als Strategin für nachhaltige Anlagen verantwortlich.
Ophélie Mortier ist bei Degroof Petercam als Strategin für nachhaltige Anlagen verantwortlich. | Foto: Degroof Petercam

DAS INVESTMENT: Warum binden Sie Nachhaltigkeit, also ESG-Kriterien, in Ihre Anlageprodukte ein? Ist doch nur eine Menge Aufwand und schränkt das Anlageuniversum ein.

Ophélie Mortier: Wir sehen es nicht so, dass so ein Filter das Universum wider unseren Willen einschränkt. Vielmehr hilft er uns dabei, die besten Aktien und Anleihen zu finden. Traditionelle Finanzanalyse erfasst nicht immer alle Extremrisiken. Vor allem auf den Zinsmärkten ist Nachhaltigkeit ein Faktor, der Risiken senkt – in Industrie- und Schwellenländern gleichermaßen. Am Ende sorgen ESG-Einflüsse dafür – egal ob als Thema oder als Ansatz –, dass Portfolios um 15 Prozent geringer schwanken.

Wie gehen Sie vor?

Mortier: Bei Staaten beachten wir fünf große Hauptfelder und rund 60 Einzelkriterien. Undemokratische Länder schließen wir ganz aus. Bei Aktien sehen wir uns zunächst an, wie sich Unternehmen in Bezug auf wichtige Verträge wie den UN Global Compact verhalten. Außerdem verzichten wir auf die Branchen Verteidigung, Tabak und Glücksspiel ebenso wie Unternehmen mit Konflikten der Stufe 5. Jene der Stufe 4 besprechen wir in unserem Investmentkomitee für verantwortliche Anlagen. Und dann schließen wir in den einzelnen Branchen die 25 Prozent mit dem schlechtesten ESG-Punktestand aus.

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Mortier: Die 35 Mitgliedsländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, und 68 Schwellenländer. 18 Länder kommen derzeit von vornherein nicht infrage, weil sie unsere Demokratiekriterien nicht erfüllen. Zum Beispiel Katar, Russland, die Vereinigten Arabischen Emirate, Vietnam, Saudi-Arabien und China. Unser Aktienuniversum umfasst rund 1.200 Unternehmen.

Haben Sie ein Beispiel für ein Unternehmen oder Land, das Sie ausgeschlossen haben und dann abschmierte?

Mortier: Wir hatten Volkswagen schon vor dem Dieselskandal ausgeschlossen. Wir hatten bemerkt, dass das Unternehmen einige Prinzipien der guten Unternehmensführung verletzt hatte. Konkret störten uns: Mangelnde Unabhängigkeit und und die Zusammensetzung des Verwaltungsrats und die Existenz verschiedener Aktienarten mit abweichenden Stimmrechten. Das sind Alarmglocken für uns.

Sind nachhaltige Anlagen am Ende nicht doch nur wieder ein Marketing-Gag?

Mortier: Nein. Verantwortungsvolle Anlagen bringen zwei Vorteile: einen finanziellen und einen nachhaltigen. Die Gesellschaft kann davon profitieren, dass nachhaltig aufgestellte Unternehmen und Staaten generell von besserer Qualität sind. Außerdem glauben wir bei Degroof Petercam AM, dass Anleger eine Verantwortung haben und sie auch wahrnehmen sollten.

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