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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:54 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Active Share: Mehr als eine nette Idee

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Es ist merkwürdig, aber in diesen Tagen und Wochen denke ich des Öfteren an meine allerersten Gespräche mit Vertretern der Investment-Branche zurück. Damals, Anfang der 90er Jahre, hatte ich als junger, neu zur Szene hinzugestoßener Journalist meine ganz eigenen Vorstellungen von der Arbeit eines Aktienfondsmanagers. Ein guter Vertreter seines Fachs, so meine Grundüberlegung, müsse doch in der Lage sein, aus dem tausende von Titeln umfassenden Angebot 30 oder 40 Unternehmen zu identifizieren, die auch in einem wirtschaftlich schwachen Umfeld Gewinne erzielen und mit steigenden Kursen glänzen. Die Reaktion meiner Gesprächspartner war immer die gleiche: Nette Idee, aber so läuft das nicht.

Doch, genauso läuft es. Und zwar nur so, bemühen sich knapp 25 Jahre später Vertreter derselben Branche klarzustellen. Zumindest jene von ihnen, die sich allmählich wieder von der Anfang der 90er Jahre so richtig auf Touren kommenden Benchmark-Fixierung lösen und deshalb Fonds auflegen, die ganz bewusst außerhalb der gängigen Indizes auf Renditejagd gehen. Okay, die Grundidee ist jetzt nicht ganz dieselbe, und die Vorstellung, ein solcher Fonds sei selbst in einem ausgeprägten Bärenmarkt vor Verlusten gefeit, bleibt vermutlich ein Stück weit naiv. Aber immerhin, da findet doch noch etwas zusammen, das 1991 so ganz und gar nicht kompatibel schien.

Den größten Zulauf haben derartige, häufig unter dem Begriff Unconstrained vermarktete Strategien derzeit im Segment der Schwellenländer. Das ist im doppelten Sinn logisch: Zum einen lassen sich in einem von Skeptikern als hochgradig bedroht angesehenen Umfeld mit traditionellen Emerging-Markets-Fonds kaum noch Erträge erzielen geschweige denn Anleger locken. Zum anderen waren es in den vergangenen 25 Jahren vor allem die Schwellenländer, in denen prominent im Index gewichtete, häufig vom Staat dominierte und deshalb wenig effiziente Unternehmen die höchsten Renditen brachten. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis das Pendel einmal zurückschlägt.

Doch auch Fonds für globale, nordamerikanische oder europäische Aktien folgen zunehmend mit Erfolg dem neuen Trend – ohne dass dies explizit an ihrem Namen zu erkennen ist. Der bis vor kurzem noch weitgehend unbekannten Kennzahl Active Share dürfte deshalb in den nächsten Jahren eine weiter steigende Bedeutung zukommen. Erste Investmenthäuser gehen bereits dazu über, sie in den Factsheets ihrer Fonds regelmäßig zu publizieren. Ein konsequenter Schritt in Richtung mehr Transparenz: Journalisten und vor allem Ratingagenturen sollten ihn nicht nur wohlwollend begleiten, sondern aktiv einfordern.

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