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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:40 Uhrin AltersvorsorgeLesedauer: 2 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Altersvorsorge: Ein Klassiker wartet auf Umtausch

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Deutschlandreise von Ravensburger – ein echter Spiele-Klassiker, der in meiner Kindheit einmal zu Weihnachten unter dem Tannenbaum lag. Obwohl von den Eltern sicher gut gemeint, löste dieses Geschenk damals keine Begeisterungsstürme aus. Statt für die Sehenswürdigkeiten deutscher Städte wie Husum, Coburg oder Bielefeld interessierte ich mich eher für die große weite Welt und insbesondere für den Wilden Westen von Amerika.

Ganz ähnlich muteten die Reaktionen an, als die hessischen Landespolitiker Tarek Al-Wazir, Stefan Grüttner und Thomas Schäfer kurz vor Weihnachten ihre Idee einer Deutschlandrente präsentierten. Den drei Initiatoren schwebt eine neue, staatlich organisierte Form der kapitalgedeckten Altersvorsorge vor, die bisher schon angebotene, steuerliche geförderte Sparformen wie die Riester- und Rürup-Rente ergänzen soll. Dabei zahlt jeder Arbeitnehmer aus seinem monatlichen Gehalt einen festen Betrag in einen Fonds ein, den dann eine dem norwegischen Staatsfonds vergleichbare, auf Selbstkosten-Basis arbeitende Organisation verwaltet.

Wie nicht anders zu erwarten, hagelte es Kritik von allen Seiten. Dabei meldeten sich die radikalen Befürworter einer rein umlagefinanzierten Staatsrente ebenso zu Wort wie überzeugte Marktwirtschaftler und einschlägig bekannte Alterssicherungs-Fachleute. Dazu zählt unter anderem auch der langjährige BVI-Hauptgeschäftsführer Manfred Laux, der zwei entscheidende Negativpunkte ins Feld führt: Zum einen nehme das Modell Vorsorgesparern die Möglichkeit, eine ihrem jeweiligen Alter angepasste Risikostruktur für ihr Anlagekapital zu wählen. Und zum anderen könne ein staatlich gelenkter, mit Milliardenbeträgen gefütterter Zentralfonds zu einem späteren Zeitpunkt sehr leicht politische Begehrlichkeiten wecken.

Die genannten Schwachpunkte und Gefahren bestehen in der Tat, wie auch aus zahlreichen Foren-Beiträgen zum Thema herauszuhören ist. Kommentare wie „Gibt es auch nur einen Menschen in Deutschland, der diesem Staat und dieser Staatsbürokratie, so wie sie sich uns heute in allen Lebenslagen darstellt, auch nur einen Euro freiwillig anvertrauen will?“ zeigen, wie tief mittlerweile das Misstrauen vieler Bürger gegen Politiker im Allgemeinen und rentenpolitische Vorschläge und Beschlüsse im Besonderen sitzt. Lässt sich in einem derart vergifteten Klima überhaupt konstruktiv über mögliche Alternativen zum gegenwärtigen System diskutieren?

Es wird uns – allen Vorbehalten und diversen weiteren drängenden Problemen zum Trotz – kaum etwas anderes übrig bleiben, sollen künftig nicht Millionen Rentner in die Altersarmut abrutschen. Der Blick nach Skandinavien ist in dieser Diskussion ebenso erlaubt wie der in die Schweiz, wo es zum Beispiel in der Rentenpolitik die hierzulande in Stein gemeißelte Trennung zwischen Beamten und Arbeitnehmern nicht gibt.

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