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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:31 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Anders, erfolgreich, aussortiert

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Zugegeben, es sieht aus wie eine Petitesse. Die Investmentgesellschaft Nordea Asset Management legt am 10. Juni zwei ihrer Fonds zusammen, weil einer der beiden „über ein niedriges und rückläufiges verwaltetes Vermögen sowie schwache Verkaufsaussichten“ verfügt und nach Meinung des Verwaltungsrats nicht mehr in die Zeit passt. So weit, so normal. Doch man kann diesen Vorgang auch anders interpretieren.

Der Fonds, dessen Uhr da am 10. Juni abläuft, ist der Nordea Global Value. Manager Jørn Linde Andersen gilt als einer der profiliertesten skandinavischen Aktien-Investoren und begründete diesen Ruf unter anderem mit seiner eigenen, 2006 an ein dänisches Banken-Konsortium verkauften Investmentgesellschaft Linde Partners Asset Management. Den aktuell knapp 70 Millionen Euro großen Nordea Global Value managt er seit Januar 2008.

Der aufnehmende Fonds, der Nordea Global Dividend, wurde im Dezember 2015 neu aufgelegt, Ende März hatte er ein Volumen von 3 Millionen Euro. Sein Manager Lars Hemmingsen gehört dem Multi-Asset-Team der Gesellschaft an, das unter anderem den Kassenschlager Nordea Stable Return betreut.

Ganz sicher würde es auch ohne Fusion nicht bei 3 Millionen Euro Volumen bleiben. Dividendenfonds sind – unabhängig von der Expertise des Anbieters – als Thema ein Zugpferd, und die jüngsten Erfolge des Multi-Asset-Teams mit dem Stable Return (plus 4,8 Prozent Performance seit Jahresbeginn) werden ihr Übriges tun. Die Entscheidung zeigt aber, wie die Mehrheit der Mitglieder im Verwaltungsrat von Nordea tickt. Platz im eigenen Verkaufs-Sortiment hat nur, was Umsatz verspricht. Oder, anders und etwas moderner formuliert: den Mainstream bedient.

Mit dem Mainstream konnte der nun ausgemusterte Andersen noch nie etwas anfangen. Nach der Übernahme des Nordea Global Value konzentrierte sich der überzeugte Stockpicker vor allem auf Werte aus der Gesundheitsbranche, die im unmittelbaren Anschluss an die Lehman-Pleite niemand so recht haben wollte. Das warf seinen Fonds in den Ranglisten zunächst etwas zurück, zahlte sich aber aus: In den sechs Jahren zwischen März 2009 und März 2015 konnte Andersen den Anteilspreis fast verdreifachen. Danach geriet er vorübergehend etwas aus dem Tritt, weil er im weiteren Jahresverlauf gegen den allgemeinen Trend Positionen bei massiv gefallenen Öl- und Rohstoffwerten aufbaute. Die Performance des laufenden Jahres bestätigt ihn in diesem Tun: plus 13,3 Prozent per 28. April. Der Nordea Global Dividend weist für den gleichen Zeitraum ein Minus von 2,7 Prozent aus.

Nordea ist, was das Schielen auf den Mainstream betrifft, als Fondsanbieter kein Einzelfall. Und genau da liegt das Problem. Wenn Querdenker wie Andersen keine Zeit mehr bekommen, die Früchte einer bewusst gegen den Strich gebürsteten Arbeit zu ernten, bleibt künftig eine wesentliche Quelle der Outperformance aktiven Managements ungenutzt. Gibt es so viele andere Quellen, dass die Branche sich das leisten kann?

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