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Wachtendorf-Kolumne Depotmanagement: Drei Gründe, warum Bargeld lacht

Schätzt die Vorzüge einer Barreserve im Depot: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf.
Schätzt die Vorzüge einer Barreserve im Depot: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf. | Foto: Johannes Arlt

Und es stinkt doch. Je mehr davon auf einem Haufen liegt, desto bestialischer. Könnte man jedenfalls meinen, wenn man Fachleute so reden hört. Worüber? Über Geld natürlich. Niemand will es haben. Schon gar nicht jene, die eigentlich mit ihm arbeiten sollten. Banker etwa. Als käme es direkt aus einer jener Latrinen, mit deren Besteuerung Kaiser Vespasian im alten Rom den Staatssäckel füllte. Pecunia non olet? Seit mit Mario Draghi ein anderer Römer die Welt mitregiert, hat dieser knapp zwei Jahrtausende lang hochgehaltene Spruch ausgedient.

Kein Wunder, dass auch Anleger immer häufiger den Rat erhalten, bloß kein Geld zu horten. Kasse bringt nichts, heißt es etwa beim Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch. Höchstens Verluste – wenn nämlich Banken gerade bei größeren Summen mehr und mehr dazu übergehen, von der EZB in Rechnung gestellte Negativzinsen an ihre Kunden weiterzureichen.

Ein Problem, mit dem Fondsmanager bereits seit geraumer Zeit kämpfen: Wer viele Millionen oder sogar mehrere Milliarden Euro anzulegen hat, zahlt für jeden als Barreserve im Fondsvermögen vorgehaltenen Cent Strafgebühren. Und die mindern am Ende die Performance.

Umso bemerkenswerter, wenn einige Fondsmanager auf diesen Nachteil pfeifen und ihren Investitionsgrad nicht bis zum Anschlag ausreizen. Und damit in Zeiten wie diesen auch noch Erfolg haben. Allen voran Henrik Muhle und Uwe Rathauky, deren Fünf-Sterne-Klassiker Acatis Gané Value Event Fonds seit der Auflegung im Dezember 2008 einen durchschnittlichen Cash-Anteil von 25 Prozent mit sich herumschleppt. Oder Ben Leyland. Der sitzt beim von den Ratingagenturen ebenfalls mit Bestnoten versehenen JO Hambro Global Opportunities seit Monaten auf Reserven von 20 Prozent, ohne gegenüber der Konkurrenz zurückzufallen. Andere Beispiele sind der MFS Meridian Prudent Wealth, der Nielsen Global Value, der Value Intelligence Fonds AMI oder der Echiquier Entrepreneurs.

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Fragt man die jeweiligen Manager, warum sie sich nach heutiger Lesart so wenig rational verhalten, ähneln sich die Antworten. Den meisten geht es weniger um Markt-Timing – also den Versuch, aus dem Auf und Ab der Kurse Kapital zu schlagen. Ihr mitunter deutlich erhöhter Cash-Anteil spiegelt schlicht das Problem wider, adäquate Investments zu finden. Sie handeln ganz nach der Maxime: Lieber gar nichts im Portfolio als etwas, das nicht zu 100 Prozent den eigenen Ansprüchen genügt.

Bei einem Fonds wie dem Echiquier Entrepreneurs kommt noch ein weiteres Argument hinzu: Fondsmanagerin Stéphanie Bobtcheff kauft auch Micro Caps, also Kleinstfirmen mit einer Marktkapitalisierung von weniger als 300 Millionen Euro. Da Titel dieser Größenordnung in Börsenturbulenzen häufig nur eingeschränkt handelbar sind, mindert ein hoher Cash-Anteil das Risiko, sie bei Mittelrückflüssen zu einem ungünstigen Zeitpunkt verkaufen zu müssen.

Wie schnell auch Aktien größerer Unternehmen zum Spielball wild schwankender Märkte werden können, hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt. Wer Schwächephasen aussitzen kann oder anders als andere die Mittel hat, bei zu Unrecht abgestraften Titeln nach Belieben zuzugreifen, ist gleich doppelt im Vorteil.

Ob ein Anleger sich diese Vorteile durch den Kauf entsprechender Fonds sichert oder im eigenen Depot die nötige Liquidität vorhält, spielt im Grunde genommen keine Rolle. Wichtig ist nur, sie zu erkennen – sowie einen weiteren Vorteil, der selbst dann zieht, wenn die gebunkerten Reserven über einen längeren Zeitraum nicht zum Einsatz kommen: Geld beruhigt die Nerven. Seit Jahrtausenden. Daran werden auch Mario Draghi und seine gallische Nachfolgerin Christine Lagarde nichts ändern können.

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