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Wachtendorf-Kolumne Fonds-Frust: Wenn das Gras überall grüner ist

Kein Pardon für Index-Schmuser, aber Nachsicht bei Performance-Durchhängern: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf.
Kein Pardon für Index-Schmuser, aber Nachsicht bei Performance-Durchhängern: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf. | Foto: Johannes Arlt

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt – die Marketing-Experten der Volks- und Raiffeisenbanken wissen das seit Jahrzehnten. Wie vielfältig dabei Motive und Triebfedern sein können und damit die Wege, die es freizumachen gilt, lässt sich auch in der Investmentbranche immer wieder mit schöner Regelmäßigkeit beobachten. Geradezu ein Musterbeispiel liefert der kürzlich geplatzte Wechsel von DWS-Starmanager Tim Albrecht zum Konkurrenten Berenberg. Entscheidend für den Wunsch nach Veränderung war in dieser Personalie ganz offensichtlich nicht der Reiz der neuen Herausforderung, sondern die Unzufriedenheit mit dem persönlichen Umfeld. Dem konnte aus Sicht der DWS erfolgreich abgeholfen werden.

Zum Grundthema dieser Kolumne passt – wenn auch aus gänzlich anderem Blickwinkel – eine aktuelle Morningstar-Analyse zum Fondsabsatz. Ausgangspunkt waren die jüngsten Mittelrückflüsse bei aktiv verwalteten Aktienfonds und die damit verbundene Frage, ob es im Zuge dieser Verkaufswelle nun endlich den Index-Schmusern an den Kragen geht. Also jenen Fonds, die sich trotz hoher Managementgebühren sehr eng am Vergleichsindex orientieren und deshalb gegenüber einem passiven ETF mit gleichem Anlageziel langfristig immer zu den Verlierern gehören werden.

Um es vorwegzunehmen: Die Anteilsrückgaben der vergangenen Monate geben diese Erwartung nicht her. Zu den europaweit größten Verlierern gehört beispielsweise ein auf britische Dividendenaktien spezialisierter Fonds, der – gemessen an der Kennzahl Active Share – in seinem Segment ein ausgeprägtes Eigenleben führt. Umgekehrt liegen einige deutlich weniger aktive Wettbewerber in der Absatz-Statistik auf vorderen Plätzen.

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Warum ist das so, fragt Morningstar und steuert die Antwort gleich selbst bei. Offenbar treiben Anleger die verschiedensten, nicht am Grad der Aktivität ablesbaren Gründe um, wenn sie zum Kauf oder Verkauf eines Fonds schreiten. Steuerliche Aspekte können eine Rolle spielen, ebenso das Anlagesegment. Dividendenfonds etwa bekamen 2018 angesichts steigender US-Zinsen ganz allgemein Gegenwind, während Fonds für Technologieaktien zumindest bis zur Jahresmitte stark gefragt waren. Und auch die kurzfristige Performance scheint viele Anleger in ihrer Entscheidung nachhaltig zu beeinflussen: Wer 2018 gegenüber dem Index oder der Vergleichsgruppe hinterherhinkt, wurde teilweise gnadenlos abgestraft.

Letzteres bringt mich zur wütenden Reaktion eines Lesers, der Ende 2017 einen kurz zuvor in DAS INVESTMENT wegen seiner bis dato über viele Jahre hinweg gezeigten Outperformance positiv erwähnten Fonds für deutsche Nebenwerte gekauft hatte. Das bisherige Ergebnis für 2018 lässt allerdings deutlich zu wünschen übrig, so dass besagter Fonds das Depot des Lesers längst wieder zu Gunsten eines zwischenzeitlich besser laufenden Konkurrenten verlassen hat. Mein Rat, den Einbruch wie ich selbst zum Nachkauf zu nutzen, stieß auf taube Ohren. Ohne dass eine formelle Wette daraus entstanden ist, werden wir beide genau verfolgen, welche Strategie auf Sicht der nächsten fünf Jahre die besseren Ergebnisse erzielt.

Apropos Wetten: Auch 2018 sieht es ganz schlecht aus für die Ende 2016 mit dem „Capital“-Kollegen Christian Kirchner geschlossene ETF-Wette. Was vor allem der im aktiven Depot prominent vertretene Carmignac Patrimoine zu verantworten hat, den viele andere Anleger ob seiner im laufenden Jahr erneut enttäuschenden Performance längst abgestoßen haben. Einen solchen Schritt jedoch lassen die Wettbedingungen nicht zu. Wer weiß, wofür es gut ist – und noch bleiben den Teams von Edouard Carmignac und Nordea-Manager Asbjørn Trolle-Hansen acht Jahre Zeit, das Blatt zu wenden. An fehlender Motivation jedenfalls dürfte es allen Beteiligten kaum mangeln.

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