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Wachtendorf-Kolumne Fondsbranche: Operation Letzte Chance

Aktualisiert am in FondsLesedauer: 2 Minuten
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Mehr als 71 Milliarden Euro hat die deutsche Fondsbranche in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres eingesammelt – so viel wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Damals waren es 76 Milliarden Euro. Doch zwischen diesen beiden vom Branchenverband BVI gemeldeten Zahlen liegen nicht nur 14 Jahre und 5 Milliarden Euro, sondern auch Welten.

Im Jahr 2000 floss das Geld ganz überwiegend von privaten Anlegern, die noch in letzter Minute auf den Neue-Markt-Zug aufspringen und mit Aktien reich werden wollten. Heute sind es vor allem Versicherungen und Pensionskassen, die über Spezialfonds konservative Lösungen für die Altersvorsorge umsetzen. Publikumsfonds machen nur etwas mehr als ein Drittel der Zuflüsse aus, und statt auf Aktienfonds entfallen in diesem Bereich mehr als 65 Prozent aller neuen Gelder auf Mischfonds.

Immerhin: Auch bei den Publikumsfonds kann die Branche die besten Zahlen seit 2007 vermelden, wie BVI-Chef Thomas Richter nicht ohne Stolz vermerkt. Doch von diesem Aufschwung möge sich kein Verbands-Verantwortlicher täuschen lassen. Privatanleger haben keineswegs ihre Liebe zu Fonds neu entdeckt. Die von den Notenbanken verordnete Niedrigzinspolitik lässt ihnen nur schlicht und ergreifend kaum noch andere Möglichkeiten.

Was die Deutschen wirklich von diesem Anlagemedium halten, offenbart eine aktuelle Umfrage der Marktforschungsfirma TNS Infratest im Auftrag von Goldman Sachs Asset Management. Auf die Frage, wo sie einen ihnen zur Verfügung stehenden Betrag von 100.000 Euro auf gar keinen Fall anlegen würden, antworteten 63 Prozent der Teilnehmer „in Fonds“. Selbst Aktien kommen mit einer Ablehnungs-Quote von 48 Prozent deutlich besser weg. Unbeliebter sind mit 67 Prozent nur Unternehmensanleihen, was angesichts der jüngsten Pleitenserie bei Mittelstandsanleihen durchaus verständlich ist.

Mögen die Deutschen auch mehrheitlich in dem Ruf stehen, bei der Geldanlage wie Schafe zu agieren – ihr Kapital ist scheu wie ein Reh. Ein Reh, das die Investmentbranche in den vergangenen 14 Jahren gleich zweimal verscheucht hat: Anfang des Jahrtausends mit Aktienfonds, in den Jahren nach der Finanzkrise mit massenhaft geschlossenen und zwangsabgewickelten Immobilienfonds. Wenn sie nun aufgrund besonderer Umstände mit Mischfonds eine dritte Chance bekommt, sollte sie diese nutzen. Es könnte die letzte sein.

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