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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:55 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Gerechtigkeit für China – und Mark Mobius

DER-FONDS-Chefredakteur Egon Wachtendorf
DER-FONDS-Chefredakteur Egon Wachtendorf

Das mit China konnte nicht gutgehen, irgendwie hat es jeder gewusst. Den Eindruck muss bekommen, wer in diesen Tagen die Zeitungen aufschlägt und die hektischen Bemühungen der Zentralregierung in Peking verfolgt, der Kursstürze an den Börsen von Shanghai und Shenzhen Herr zu werden. Völlig zwecklos, so der einhellige Tenor. Mit dirigistischen Maßnahmen und von oben verordneter Ruhe lassen sich die Finanzmärkte nicht bändigen, und überhaupt: Der Crash hat gerade erst begonnen. Eine andere Deutung lassen die Vorgeschichte und die Kursmuster der jüngsten Verluste gar nicht zu.

Richtig ist, dass der CSI-300-Index, der die wichtigsten A-Aktien an den Inlandsbörsen in Shanghai und Shenzhen umfasst, zwischen Oktober 2014 und Juni 2015 um 120 Prozent gestiegen und anschließend in nur vier Wochen wieder um 32 Prozent gefallen ist. Natürlich war dabei viel Spekulation im Spiel, und natürlich mutet ein solches Chartmuster alles andere als gesund an. Aber hat sich deswegen in ganz China eine Blase aufgebaut, vergleichbar jener am Frankfurter Neuen Markt im Frühjahr 2000 oder gar jener im Herbst 1929 an der New Yorker Wall Street? Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis von in Hongkong gehandelten H-Aktien chinesischer Unternehmen liegt gerade einmal bei 9, das der in Shanghai gehandelten A-Aktien bei 19, wie der französische Vermögensverwalter Fabrice Jacob in einem aktuellen Pro-China-Beitrag erläutert. Eine exzessive Überbewertung sieht anders aus.

Auch Starcapital-Gründer Peter E. Huber, in der Vergangenheit nicht gerade als kritikloser Anhänger wachstumstrunkener Growth-Strategien aufgefallen, kann chinesischen Aktien derzeit viel abgewinnen. Eine von restriktiv auf expansiv umgeschaltete Notenbankpolitik, die noch immer vergleichsweise geringe Staatsverschuldung und der langfristige Aufbau höher entwickelter Industrien sind nur einige der Gründe, die er dafür in seinem jüngsten Marktkommentar nennt. Argumente, von denen andernorts wenig zu lesen ist.

Gute Argumente machen noch keine steigenden Kurse – diese mitunter schmerzliche Erfahrung sammeln Value-Investoren, die wie Huber keine Angst vor fallenden Messern haben, von Zeit zu Zeit immer wieder. So erging es etwa Ende der 90er Jahre Templeton-Urgestein Mark Mobius, als er sich auf dem Höhepunkt der Asien-Krise vehement gegen die bei Medien und Anlegern weit verbreitete Untergangsstimmung stemmte und dabei vor allem an besonders ungeliebten thailändischen Aktien Gefallen fand. Einige der damals zu früh getätigten Investments dürften mit dazu beigetragen haben, dass die Langfrist-Bilanz der von Mobius verwalteten Fonds längst nicht so strahlt wie es der ihm vorauseilende Ruf eigentlich vermuten ließe.

Eine Mahnung an alle, die meinen, auf dem nun erreichten Niveau mit China-Aktien wieder das schnelle Geld machen zu können? Unbedingt. Doch in einem Punkt hat Mobius Recht behalten: Thailands Börse hat sich von ihrem 1995 schleichend begonnenen und 1997 rasant beschleunigten Einbruch ab 2003 auf beeindruckende Art und Weise erholt. Und obwohl der Mitte 1997 aufgelegte Templeton Thailand Fund nur 15 Monate später 80 Prozent seines ursprünglichen Werts eingebüßt hatte, war er für Anleger ein Spitzeninvestment – wenn sie denn Mobius‘ eindringlichem Rat folgten, ihr Engagement langfristig zu sehen und in regelmäßigen Raten zu kaufen. Ein Sparplan über monatlich 100 Euro, bis Juli 2015 durchgehalten, bringt es bei Einzahlungen von 21.800 Euro auf ein Endergebnis von 62.173 Euro, das entspricht einer Rendite von 10,6 Prozent.

Es gibt keinen Grund, warum eine ähnliche Erfolgsstory nicht auch in China möglich sein sollte.

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