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Aktualisiert am 08.09.2017 - 13:15 Uhrin FondsLesedauer: 2 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Goldpreis: Sattel das Kamel, wir reiten nach Japan!

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Für Gold-Fans hat der Spruch „Ich hab‘ schon Pferde kotzen sehen“ in dieser Woche eine ganz neue Bedeutung bekommen. Auf dem US-Wirtschaftssender CNBC präsentierte der technische Analyst Brian Kelly am Montag eine Chartformation in der Form eines Kamels, das sich übergeben muss. Für Anleger, die ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Euro-Hysterie im Herbst 2011 in das gelbe Edelmetall eingestiegen sind, ein dezenter Hinweis, dass sie in ihrem Leben vielleicht schon klügere Entscheidungen getroffen haben.

Damit jedoch nicht genug. Behält Kelly mit seiner Analyse Recht, halten die kommenden Monate weitere Prüfungen bereit. „The vomiting camel“ ist nämlich in seiner Interpretation lediglich Teil einer übergeordneten Konstellation, für die eine Raute eine wichtige Rolle spielt. Das, was das Kamel am oberen rechten Rand der Raute von sich gibt, findet schlimmstenfalls erst auf Höhe des unteren Randes einen Boden – und der verläuft, auf den Goldpreis übertragen, bei 700 US-Dollar.

Was also tun? Für alle, die an die sich selbst erfüllende Prophezeiung der Charttechnik glauben, kann die Antwort nur lauten: Rette sich, wer kann. Kurz- und mittelfristig gibt es vermutlich kaum einen anderen Markt, auf dem Anlegern ein schärferer Wind entgegenbläst, als im Gold. Der schnelle Profit lockt woanders – etwa in Japan, wo die Notenbank die Geldschleusen weit geöffnet hat und der staatliche Pensionsfonds damit beginnt, einen größeren Teil seines Vermögens in Aktien umzuschichten.

Ob allerdings ein heute in Japan getätigtes Investment in fünf oder zehn Jahren mehr wert ist als ein parallel erworbener Barren Gold? Darüber sagt das kotzende Kamel leider rein gar nichts aus. Wer sich intensiver mit der Charttechnik auseinandersetzt, weiß schließlich nur zu genau, dass Formationen kommen und gehen – und dass es zu jeder ins Schwarze getroffenen Chart-Prognose mindestens eine andere gibt, die gründlich daneben geht. So wie jene aus dem August 2012, die für den Goldpreis angesichts eines klaren Ausbruchs über die 200-Tage-Linie „freien Weg nach oben“ signalisiert.

Wer 5 oder 10 Prozent seines Vermögens in Gold angelegt hat, um sich vor den langfristigen Folgen der weltweiten Verschuldungsspirale zu schützen, blendet deshalb die aktuelle Diskussion einfach aus. Und erinnert sich an eine bemerkenswerte Eigenschaft des Kamels: Auf der Suche nach der nächsten Oase zieht es auch dann noch seine Kreise durch die Wüste, wenn der zwischen seinen Höckern sitzende Mensch schon längst verdurstet ist.

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