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Aktualisiert am 08.09.2017 - 13:11 Uhrin FondsLesedauer: 2 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Jordan Belfort: Fondsgedanken aus dem Fleischwolf

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Der Wolf der Wall Street als Hauptredner auf dem Fonds-Kongress in Mannheim – da mussten einige Verantwortliche der ausstellenden Investmentgesellschaften im Vorfeld erst einmal schlucken. Welcher seriöse Produktgeber lässt schon gern seine Dienstleistung in die Nähe eines Mannes rücken, der Tausende von Anlegern um ihre Altersvorsorge brachte und wegen skrupellosen Wertpapierbetrugs viel zu kurze 22 Monate im Gefängnis saß.

Tatsächlich erfüllt Jordan Belfort die wohl von den meisten Zuhörern gehegten Erwartungen: Mit offenen Armen und breitem Lächeln marschiert der zum Verkaufstrainer mutierte Wall-Street-Ganove auf die Bühne und präsentiert sich dort 60 Minuten lang in typisch amerikanischem Du-kannst-alles-schaffen-wenn-Du-es-nur-wirklich-willst-Gehabe als angeblich Geläuterter, der mit den farbig geschilderten Details der eigenen Lebensgeschichte durchaus zu unterhalten weiß. Auf der nach unten offenen Seriositäts-Skala gibt es dabei für den Mann aus der Bronx jedoch von Anfang an keinen Pluspunkt zu gewinnen: Wohl niemand im Saal hätte Belfort nach dessen Auftritt ein gebrauchtes Auto geschweige denn eine Geldanlage abgekauft.

Und doch: An einem Punkt gibt Belfort seinem Publikum – vermutlich ungewollt – eine Lektion mit auf den Weg, die den Fondsvertrieb in Deutschland zum Positiven verändern könnte. So schildert er, wie er in jungen Jahren einen Job als Vertreter für Tiefkühlfleisch annimmt und am ersten Tag mit einem Kollegen, der ihn einweisen soll, von Tür zu Tür zieht. Der Kollege sagt sein Sprüchlein auf, und sobald das Wort „Fleisch“ fällt, knallt die Tür ins Schloss. So geht es den ganzen Tag, am Abend ist nicht eine einzige Partie verkauft.

Nicht viel anders ergeht es heute den Verkäufern von Fondsprodukten. Wer im Jahre 15 nach der Implosion des Neuen Marktes und im Jahre 7 nach der massenhaften Schließung von als mündelsicher propagierten Immobilienfonds versucht, seinem Gegenüber die grundsätzlichen Vorteile dieser Anlageform näherzubringen, hat einen schweren Stand. Es knallen zwar in der Regel keine Türen, doch spätestens bei der Nennung des Wortes „Fonds“ lässt der potenzielle Kunde buchstäblich die Rollläden herunter.

Belfort löst seinen Erzählungen zufolge das Fleisch-Problem, indem er sich den Bedürfnissen der Angesprochenen indirekt nähert und damit schnell zum erfolgreichsten Verkäufer der Firma aufsteigt. Auf das Thema Investment übertragen also statt "So funktionieren Fonds“ ganz einfach „So funktioniert Geld!" Das möchte anders als im ersten Fall schon eine Mehrheit der Bürger in diesem Land wissen, und wenn einige grundlegende Lektionen erst einmal gelernt sind, ist der Weg zum Fondsgedanken nicht mehr weit.

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