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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:08 Uhrin Wachtendorf-KommentarLesedauer: 4 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Kauft nicht beim Index-Schmuser!

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Er gehört zu den Klassikern der deutschen Aktienfonds: der FT Frankfurt-Effekten-Fonds. Aufgelegt im Mai 1974, aktuell 2,1 Milliarden Euro schwer – und langfristig eine äußerst attraktive Anlage. Ein Wertzuwachs von knapp 3.300 Prozent seit dem Start entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 8,6 Prozent. Wer wäre da nicht gerne dabei gewesen und hätte aus einer Startsumme von umgerechnet 10.000 Euro ein kleines Vermögen von 338.000 Euro gemacht?

Die Sache hat gleich mehrere Haken, leider. Zum einen dürfte es kaum jemanden geben, der vor 43 Jahren auf einen Schlag 19.558,30 D-Mark in den FT Frankfurt-Effekten-Fonds eingezahlt hat und bis heute dabei geblieben ist. Wenn überhaupt, dann wird die betreffende Person im Rahmen einer mit nicht unerheblichen Nebenkosten belasteten Fondspolice am Aufschwung teilgenommen haben. Was sich aber vom Ergebnis her immer noch sehen lassen kann, wenn die Alternative eine klassische Kapitallebensversicherung, ein Banksparplan oder – auch das ganz sicher der weitaus häufigere Fall – gar nichts ist.

Schwerer wiegt da schon, dass der FT Frankfurt-Effekten-Fonds seit vielen Jahren im Prinzip nicht viel anderes ist als ein Abbild des Deutschen Aktienindex – ohne diesen angesichts der laufenden Kosten von zurzeit 1,51 Prozent pro Jahr jemals dauerhaft schlagen zu können. Wer einen Zehn-Jahres-Chart des Fonds neben den Dax legt, erkennt das Problem auf einen Blick: Anfangs laufen beide Kurven noch einträchtig nebeneinander her, später vergrößert sich der Vorsprung des Dax von Jahr zu Jahr.

Verständlich also, dass die europaweit tätige Anlegerschutz-Organisation Better Finance in einer aktuellen Untersuchung die Existenzberechtigung des FT Frankfurt-Effekten-Fonds anzweifelt. Denn, so ihr schwer zu widerlegendes Argument: Statt sich mit einem mutmaßlichen Index-Schmuser einzulassen, könnten Anleger auch gleich einen in der Verwaltung deutlich günstigeren ETF kaufen. Tatsächlich liegen alle entsprechenden Dax-Indexfonds, die seit Anfang 2007 oder länger am Markt sind, im aktuellen Zehn-Jahres-Vergleich mindestens 15 Prozentpunkte vor dem FT Frankfurt-Effekten-Fonds.

Insgesamt benennt Better Finance 165 als aktiv vermarktete Investmentfonds, die – gemessen an Kennzahlen wie Tracking Error oder Active Share – mehr oder weniger passiv ihrem Index folgen. Darunter finden sich Produkte von nahezu allen namhaften Fondsanbietern, und mit dem Fidelity International, dem Henderson Global Technology, dem JP Morgan Europe Strategic Value oder dem Schroder Emerging Markets listet der Schmuse-Report weitere Klassiker auf, von denen man dies nicht unbedingt erwartet hätte.

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Schmuser erkannt, Problem gebannt? Ganz sicher nicht. Zum einen ist die nun veröffentlichte Liste nur ein kleiner Auszug. Viele ähnlich gestrickte Fonds tauchen dort nicht auf, weil Better Finance zufolge die jeweilige Investmentgesellschaft keinen Vergleichsindex angibt oder weil schlicht die Daten für die Berechnung der relevanten Kennzahlen fehlen. Anders wäre auch kaum zu erklären, dass neben dem FT Frankfurt-Effekten-Fonds lediglich zwei weitere Fonds für deutsche Aktien am Pranger stehen: der Candriam Equities Germany und der Metzler Aktien Deutschland AR. Mit anderen Worten: Die Dunkelziffer ist hoch, und Transparenz wird bestraft.

Zum anderen lässt sich auch die Kritik an der Berechnungsmethode, die nun postwendend aus dem Lager der Investmentgesellschaften ertönt, nicht völlig von der Hand weisen. Natürlich ist das bloße Abweichen vom Index keine sinnvolle Anlagestrategie. So kann zwar ein Fonds Spitzenwerte beim Active Share und beim Tracking Error aufweisen. Liegt der verantwortliche Manager mit seinen Entscheidungen ein ums andere Mal daneben, fällt das Ergebnis trotzdem bescheiden bis desaströs aus – nicht nur im Vergleich zum Index.

Was bleibt also den aus Anlegerschutz-Sicht letzten Verfechtern aktiven Managements, außer mit fliegenden Fahnen ins Lager der ETF-Fans überzulaufen? Im Prinzip nur, die Branche mit ihrer Forderung nach einem „risikoadjustierten Mehrertrag“ beim Wort zu nehmen. Also ausschließlich Fonds zu kaufen, deren Manager sich bei der Titelauswahl grundsätzlich nicht an Fragen der Indexzugehörigkeit orientieren, dabei in der Vergangenheit an vielen Einzelbeispielen nachweisbare gute Arbeit geleistet haben und gleichzeitig dem Kapitalschutz einen hohen Stellenwert einräumen. Zugegeben, die Zahl dieser Fonds ist vermutlich kleiner als jene der auf der nun veröffentlichten Schmuser-Liste. Dennoch lohnt es sich, nach ihnen zu suchen.

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