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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:35 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Last orders, please – wenn ein Fonds-Klassiker zu groß wird

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS | Foto: Axel Baumhöfner

Treffender als Fabian Dittrich kann man es kaum ausdrücken. „Unsere Lage muss man sich wie in einem ausgebuchten Fünf-Sterne-Restaurant vorstellen“, erklärt der Sprecher von Deutsche Asset Management das Problem, das sein Arbeitgeber derzeit mit einem seiner Top-Seller, dem DWS Aktien Strategie Deutschland, hat: „Entweder wir senken die Qualität für unsere Kunden, weil wir die Tische enger zusammenstellen, oder wir nehmen keine weiteren Reservierungen mehr an und halten unser Qualitäts-Niveau.“

Knapp 1,3 Milliarden Euro hat der von Henning Gebhardt betreute Deutschland-Klassiker 2015 netto eingesammelt, fast 400 Millionen Euro davon allein im Dezember. Weil Gebhardt parallel dazu eine erstklassige Performance von fast 30 Prozent hinlegte, zeigt der Volumenzähler plötzlich 3,2 Milliarden Euro an statt 1,4 Milliarden Euro wie noch Ende 2014. Für einen Fonds, der einen großen Teil seiner Outperformance dem ertragreichen Wechselspiel von Standard- und Nebenwerten verdankt, vielleicht ein bisschen viel. Diesen Gedanken legt zumindest die jüngste Entwicklung des ähnlich investierenden DWS Deutschland nahe: Als Gebhardts Kollege Tim Albrecht dort 2009 und 2010 noch weniger als eine Milliarde Euro verwaltete statt wie neuerdings mehr als 5 Milliarden Euro, lief es irgendwie runder.

Beispiele, in denen ein zu hohes oder zu schnell gewachsenes Volumen schwere Flurschäden in der Performance hinterlassen hat, gibt es viele. Die Reihe beginnt Anfang der 90er Jahre mit dem SMH-Special-Fonds I (heute: UBS Aktienfonds Special I Deutschland) von Kurt Ochner, setzt sich mit dem ehemals von Jürgen Kirsch gemanagten Mercury Eastern European (heute: Blackrock Emerging Europe) fort und führt ganz aktuell zum geradezu exemplarischen Durchhänger im einstigen Vorzeige-Fonds M&G Recovery von Tom Dobell.

Manche Fondsanbieter wie die britische Gesellschaft First State oder einige kleinere deutsche Investmentboutiquen wie die durch ihre erfolgreiche Squad-Fonds-Familie bekannt gewordene Discover Capital GmbH in Augsburg gehen derartige Probleme seit jeher aktiv an: Wenn ein Fonds aus ihrer Palette zu groß wird, bremsen sie einfach den Zufluss neuer Gelder – mal mehr, mal weniger rigoros.

Die vier großen deutschen Anbieter Deutsche Asset Management, Allianz Global Investors, Deka und Union Investment gehörten bislang eher nicht zu dieser Fraktion. Doch auch dort setzt allmählich ein Umdenken ein: Nur wenige Wochen vor den öffentlich gewordenen Überlegungen, den DWS Aktien Strategie Deutschland vorübergehend zu schließen, ging Allianz Global Investors bei den 2015 ebenfalls rapide gewachsenen Strategiefonds Allianz Discovery Europe Strategy und Allianz Discovery Germany Strategy den gleichen Weg.

Daran, dass dieser Weg zumindest bei relativ spezialisierten und auf enge Märkte ausgerichteten Produkten richtig ist, gibt es angesichts der aufgeführten Negativ-Beispiele kaum einen Zweifel. Natürlich macht sich eine Gesellschaft, die ihn beschreitet, zunächst einmal keine Freunde: Die Inhaber werden fragen, warum man freiwillig auf zusätzliche Gebühreneinnahmen verzichtet; Vertriebspartner und Anleger reagieren vermutlich verschnupft, wenn plötzlich einer ihrer Lieblinge nicht mehr zur Verfügung steht.

Gemessen an künftigen Performance-Ausfällen und damit verbundenen Reputations-Schäden ist das jedoch allemal das geringere Übel. Ein Abend im Fünf-Sterne-Restaurant, das den Charme einer McDonald‘s-Filiale am Hauptbahnhof versprüht? Nein, danke.

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