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Wachtendorf-Kolumne Milton Friedman, Helmut Schmidt und das Helikoptergeld

Aktualisiert am in MärkteLesedauer: 3 Minuten
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Man kann es nur vermuten, aber der 2006 verstorbene US-Ökonom Milton Friedman wäre vermutlich höchst amüsiert darüber, wie sein vor Jahrzehnten eher beiläufig kreierter Begriff des Helikoptergeldes bis heute die Gemüter der Menschen zu erhitzen vermag. Doch wer weiß: Vielleicht ist Friedman momentan auch gar nicht zum Lachen zumute, weil er sich just in diesem Moment auf irgendeiner Wolke sitzend den Versuchen Helmut Schmidts erwehren muss, das Für und Wider einer solchen Maßnahme en detail zu diskutieren.

Jenseits himmlischer Sphären vergeht derzeit jedenfalls kaum ein Tag, ohne dass ein hochrangiger Volkswirt seine Meinung zu diesem Thema kundtut. Da war es völlig klar, dass an seinem letzten Arbeitstag auch Hans-Werner Sinn noch einmal Stellung bezieht. Dass der scheidende Chef des Münchner Ifo-Instituts der Idee, kostenlos Geld an die EU-Bürger zu verteilen und damit den Konsum und die Inflation anzukurbeln, in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung wenig abgewinnen kann, dürfte für die Leser keine große Überraschung gewesen sein.

Letztlich macht Sinn mit seinem Beitrag aber vor allem eines deutlich: Die Diskussion, die da momentan geführt wird, ist höchst akademischer Natur. De facto gibt es nämlich in der EU längst Helikoptergeld, weil deren Mitgliedsstaaten durch die Geldschöpfung der EZB in die Lage versetzt werden, Leistungen für ihre Bürger zu finanzieren oder Steuererhöhungen zu vermeiden. Woraus Sinn völlig zu Recht folgert: Was bislang schon nicht funktioniert hat, wird auch dann nicht funktionieren, wenn man es anders verpackt.

Für diese Sichtweise sprechen unter anderem die Erfahrungen, die 2008 mit einer Variante des Helikoptergeldes in den USA gemacht wurden. Damals zahlte die Regierung von Präsident George W. Bush Millionen Amerikanern einen Teil ihrer Steuern zurück, um die Auswirkungen der Finanzkrise lindern. Einer Umfrage der Universität von Michigan zufolge nutzte aber nur jeder fünfte Empfänger den Geldsegen für höhere Ausgaben. In mehr als 50 Prozent der Fälle floss er stattdessen in die Schuldentilgung.

Vermutlich haben jene Befürworter des Helikoptergeldes Recht, die derartige Geschenke nicht nur einmalig, sondern regelmäßig verteilen wollen. Denn das, so die Überlegung, würde bei vielen Bürgern die Furcht vor einer Hyperinflation befeuern und damit endlich auch die von den Regierungen und Zentralbanken so sehnlich herbeigewünschten Konsumausgaben.

Ein interessantes Experiment – dessen Ausgang ich aber nicht erleben möchte. Da säße ich dann doch lieber auf einer Wolke mit Helmut Schmidt.

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