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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:58 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Seien Sie jetzt stark, Herr Riße …

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

„Sie müssen jetzt ganz, ganz stark sein“ – mit diesen Worten beginnt der Bremer Satiriker Jan Böhmermann in der Regel seine Moderationen, wenn er im „Neo Magazin“ wieder einmal prominente Kollegen wie Günther Jauch oder Stefan Raab verlädt. Worte, für die auch ein anderer prominenter Bremer in diesen Wochen Verwendung hätte – wenn er nämlich Mit-Investoren die schwache Performance seines Fonds erklären muss. Stefan Riße, langjähriger Parkett-Reporter beim Nachrichtenmagazin N-TV, hat es fertiggebracht, mit seinem Mitte 2012 aufgelegten Multi-Asset-Fonds Riße Inflation Opportunities UI im ersten Halbjahr 2015 einen Verlust von mehr als 30 Prozent einzufahren. Auch auf Drei-Jahres-Sicht gibt der Fonds mit einem Minus von knapp 33 Prozent ein eher trauriges Bild ab.

Zahlen, die so überhaupt nicht passen wollen zur bisherigen Bilanz des erfolgsverwöhnten „Börsianers mit Leib und Seele“, als der Riße sich in seinem Blog gern selbst beschreibt. So weist er unter dem Reiter Meine Performance zum Stichtag 31. Dezember 2012 ein Drei-Jahres-Ergebnis von 2.135,9 Prozent aus, über zwölf Monate sollen es immerhin noch 167,3 Prozent gewesen sein. Eine geradezu märchenhafte Serie, die mit der Auflage des eigenen Fonds prompt reißt: Käufer der ersten Stunde erzielten mit dem Riße Inflation Opportunities UI bis Mitte 2014 bestenfalls ein Plus von 20 Prozent, seither zeigt die Kurve steil nach unten. Selbst in den jüngsten Turbulenzen schaffte Riße, der sein Minus in den vergangenen Monaten unter anderem mit Wetten auf fallende Kurse erklärt hatte, keine Trendwende.

Entsprechen die für die Vergangenheit angegebenen Zahlen der Wahrheit, gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten, die Bruchlandung zu interpretieren. Erstens: Stefan Riße ist in seinen Anlageentscheidungen seit drei Jahren von allen guten Geistern und überdies vom Glück verlassen. Zweitens: Stefan Riße ist zwar ein guter Börsianer, aber ein lausiger Fondsmanager. Oder drittens: Nicht jede Börsenstrategie, die in der Praxis funktioniert und mit phantastischen Ergebnissen glänzt, eignet sich dafür, ihr kurzentschlossen einen Fonds-Mantel überzuwerfen.

Letzteres wäre Wasser auf die Mühlen all derer, die der Fonds-Idee seit jeher skeptisch gegenüberstehen und viel lieber in Eigenregie mit Aktien, Optionen und anderen Derivaten hantieren. Tatsächlich zeigt der Blick auf ein von Riße parallel zum Fonds geführtes Wikifolio, dass seine persönliche Zwölf-Monats-Bilanz vermutlich deutlich besser ausfällt als es der Kursverlauf des Riße Inflation Opportunities UI erwarten ließe.

Die Lehre daraus? Erfahrene Anleger, die den mit dem täglichen Auf und Ab der Börsen verbundenen Kitzel lieben und mit Call- und Put-Strategien umzugehen wissen, brauchen keinen Fonds, der sie an den Trading-Erfolgen eines noch erfahreneren Börsianers teilhaben lässt. Alle anderen Anleger – insbesondere jene, die überhaupt nicht auf die Kurse schauen und lediglich mit monatlichen Sparraten substanzstark und langfristig fürs Alter vorsorgen wollen – brauchen ein solches Produkt allerdings erst recht nicht. Seien Sie jetzt also stark, Herr Riße: Lösen Sie Ihren Fonds auf und überlassen Sie diesen Teil des Geschäfts künftig Kollegen, deren Strategie besser dazu passt.

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