Die anhaltenden Niedrigzinsen wiederum sorgen dafür, dass eine Umschichtung tendenziell immer früher erfolgt. Denn zuvor mit einem reinrassigen Aktienfonds erlittene Verluste lassen sich bei einem Basiszins von unter einem Prozent mit einem Rentenprodukt viel schwerer aufholen als noch vor einigen Jahren. Ein Problem, das Vorsorgesparern übrigens nicht nur bei der Uni-Profi-Rente zu schaffen macht, sondern auch bei konkurrierenden Fonds-Konstrukten und natürlich auch bei sämtlichen Riester-Versicherungen. Letztlich ist es diese Kombination aus staatlich wohlwollend zur Kenntnis genommenem Mini-Zins und staatlich verordneter Garantie, die Erlings Arbeitgeber dazu bewogen hat, sein Riester-Angebot zu modifizieren. Unter den beschriebenen Bedingungen dürfte das alternativlos sein – trotz der damit einhergehenden Risiken und Nebenwirkungen.

Weil das Grundproblem nicht nur den 1,8 Millionen Riester-Kunden der Union Investment erhalten bleibt, sondern allen Altersvorsorgesparern, gibt es eigentlich nur eine Lösung: Die Politik muss noch einmal an das Streitthema Riester ran – und zwar je radikaler, desto besser. Wobei die von den Linken geforderte Rückkehr zur staatlichen Rente kaum die Lösung sein kann. Schon eher ein von den Grünen ins Spiel gebrachter öffentlich-rechtlicher Pensionsfonds nach skandinavischem Vorbild oder eine generelle und vor allem unbürokratische Förderung der freien Vorsorge. Vorschläge dazu gibt es genug – etwa in einem kürzlich veröffentlichten Strategiepapier des Leipziger Wirtschaftswissenschaftlers Alexander Fink.

Eigentlich eine Steilvorlage für die wiedererstarkte FDP: Eine sinnvolle Reform der privaten Altersvorsorge passt zu den programmatischen Zielen der Partei und käme ungleich mehr Bürgern zugute als die jüngst öffentlichkeitswirksam geforderte Legalisierung von Cannabis. Dumm nur, dass die Liberalen bei diesem Thema schon einmal kläglich versagt haben. Als nämlich der Bundestag 2012 über mehr Wettbewerb bei der Altersvorsorge abstimmte, erwies sich ausgerechnet die FDP als der entscheidende Bremser. Bevor Christian Lindner und seine Mitstreiter das Thema für sich entdecken, müssten sie also erst einmal glaubhaft Abbitte leisten und sich dazu bekennen, damals aus reinem Lobbyismus-Denken heraus einen Riesenbock geschossen zu haben.

Bekommt die FDP das hin? Ich glaube nicht. Falls doch, wäre mit ihr allerdings tatsächlich wieder zu rechnen. Vielleicht wird sie dann sogar wählbar.