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Wachtendorf-Kolumne Warren Buffett und die Goldpreis-Propheten

Von Aktualisiert am in Wachtendorf-KommentarLesedauer: 2 Minuten
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Gold-Fans aus aller Welt sind in heller Aufregung: Zum ersten Mal seit Februar 2016 ist der Preis für das gelbe Metall wieder unter die Marke von 1.200 Dollar pro Unze gerutscht. Und das, obwohl der so nicht vorhergesehene größte anzunehmende Unfall in der Weltpolitik – Donald Trump wird der 45. Präsident der USA – eigentlich die nächste Stufe der seit Jahresanfang laufenden Rally hätte zünden sollen. Ehrensache, dass nun alle Register gezogen werden, um dem schwächelnden Edelmetall argumentativ beizuspringen.

Vieles, was derzeit in den zahlreichen Gold-Plädoyers präsentiert wird, klingt ja durchaus schlüssig. So ist es reichlich unwahrscheinlich, dass die Realzinsen – also Nominalzins abzüglich Inflation – in absehbarer Zeit stark steigen. Die Opportunitätskosten von Gold bleiben deshalb wohl niedrig, denn was nützt zum Beispiel ein US-Zins von 3 Prozent, wenn die Inflation bei 4 Prozent liegt?

Genauso unwahrscheinlich ist es, dass das weltweite Anlegervertrauen in die Politik der Notenbanken in den kommenden Jahren signifikant zunimmt. Auch der Hinweis, Anleger sollten Gold als eine Art Versicherung für Verwerfungen im globalen Finanzsystem sehen und die derzeitig ausgesprochen niedrigen Prämien für eine solche Police zum Abschluss nutzen, hat bei Licht besehen viel für sich.

Zumindest einem Argument aus diesem vielstimmigen Chor fehlt jedoch jegliche Substanz. Es lautet wie folgt: Preise von 10.000 Euro pro Unze liegen in der folgenden Dekade durchaus im Bereich des Möglichen, weil niemand mit einer solchen Entwicklung rechnet. Hätte beispielsweise ein Analyst im Frühjahr 2000 bei einem Goldpreis von 255 US-Dollar prophezeit, dass sich dieser innerhalb von elf Jahren mehr als versiebenfacht, man hätte ihn für verrückt erklärt.

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Irgendwie richtig, aber als Argument für einen steigenden Goldpreis totaler Blödsinn. Mit der gleichen Berechtigung könnte man nämlich heute exakt andersherum schlussfolgern. Im Januar 1980 notierte der Goldpreis bei 850 Dollar. Hätte jemand damals gewagt zu prophezeien, er würde 20 Jahre später bei 255 Dollar stehen, das Lachen der Anderen wäre von Lingen bis nach Meppen zu hören gewesen.

Die einzig passende Antwort auf sinnentleerte Prognosen wie diese stammt von US-Star-Investor Warren Buffett: Könnte man die Zukunft aus der Vergangenheit ableiten, wären Historiker die reichsten Menschen. Netter Versuch also, aber mehr auch nicht. Bitte zurück auf Anfang.

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