Finanzexperte Jan Viebig
Wertet der US-Dollar in diesem Jahr ab?

Finanzexperte Jan Viebig
Währungsveränderungen sind schwer zu prognostizieren. Es gibt jedoch einige Indikatoren, die dabei helfen, die langfristige Richtung eines Währungspaares zu identifizieren.
Einer dieser Indikatoren ist die Kaufkraftparität, nach der Waren und Dienstleistungen wechselkursbereinigt zum gleichen Preis handeln sollen. Beispielsweise kostete ein Big Mac-Burger bei McDonald's im Juli 2022...
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Währungsveränderungen sind schwer zu prognostizieren. Es gibt jedoch einige Indikatoren, die dabei helfen, die langfristige Richtung eines Währungspaares zu identifizieren.
Einer dieser Indikatoren ist die Kaufkraftparität, nach der Waren und Dienstleistungen wechselkursbereinigt zum gleichen Preis handeln sollen. Beispielsweise kostete ein Big Mac-Burger bei McDonald's im Juli 2022 in der Eurozone 4,65 Euro und in den USA 5,15 US-Dollar. Gemäß Kaufkraftparität läge der faire Wechselkurs für Euro/US-Dollar bei 5,15 US-Dollar/4,65 Euro=1,11. Vergleicht man dies mit dem tatsächlichen Wechselkurs, hätte der Euro im Juli 2022 rund 7,5 Prozent zum US-Dollar aufwerten sollen. Verwendet man anstatt des Big Macs breitere Warenkörbe, sollte der Euro derzeit rund 33 Prozent zum US-Dollar aufwerten und der US-Dollar zum Yen rund 27 Prozent abwerten, sodass der Grundsatz des einheitlichen Preises (Kaufkraftparität) gewahrt bleibt (siehe Abbildungen 1 und 2).
Die Kaufkraftparität berücksichtigt Transportkosten sowie politische und spekulative Einflüsse am Devisenmarkt nicht angemessen. Abbildung 1 zeigt, dass Währungskurse langfristig um die Währungsparität schwanken. Der US-Dollar sollte daher – zumindest langfristig – abwerten.
Ein zweiter wichtiger Indikator ist die Zins- oder Renditedifferenz zweier Währungsräume. Prinzipiell gilt am Devisenmarkt folgende Daumenregel: Erhöht zum Beispiel die US-Notenbank ihren Leitzins, steigt die Anleiherendite für auf US-Dollar lautenden Papiere und somit die Renditedifferenz zwischen US-Dollar- und Euro-Anleihen. Folglich wird für Investoren ein US-Dollar-Investment attraktiver, es fließt Kapital in den Dollar-Raum, die Nachfrage nach Dollar steigt und die Währung wertet auf.
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