Finanzexperte Jan Viebig
Wertet der US-Dollar in diesem Jahr ab?

Finanzexperte Jan Viebig
Dieser Sachverhalt ist für Euro/US-Dollar in Abbildung 3 und für US-Dollar/Yen in Abbildung 4 dargestellt. Die höheren Renditen in den USA waren im vergangenen Jahr der zentrale Grund dafür, dass der Euro zum US-Dollar abwertete. Für den US-Dollar/Yen gilt analog: Steigt die US-Dollar/Yen-Renditedifferenz, wertet der Yen tendenziell ab. Bei der Betrachtung der Abbildungen 3 und 4 ist zu beachte...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Dieser Sachverhalt ist für Euro/US-Dollar in Abbildung 3 und für US-Dollar/Yen in Abbildung 4 dargestellt. Die höheren Renditen in den USA waren im vergangenen Jahr der zentrale Grund dafür, dass der Euro zum US-Dollar abwertete. Für den US-Dollar/Yen gilt analog: Steigt die US-Dollar/Yen-Renditedifferenz, wertet der Yen tendenziell ab. Bei der Betrachtung der Abbildungen 3 und 4 ist zu beachten, dass der US-Dollar/Yen in Preisnotierung und der Euro/US-Dollar hingegen umgekehrt in Mengennotierung angegeben werden.
Wir erwarten, dass die Leitzinsen in den USA vermutlich im Juni 2023 ihren Höhepunkt erreichen und in Europa noch etwas länger steigen. Die Renditedifferenzen werden mithin abnehmen. Das spricht für Investments im Euroraum.
Schaut man auf die stark gestiegene Staatsverschuldung, müssen wir uns um alle drei Währungen sorgen: Ins Auge fällt der astronomische Anstieg der japanischen Staatsverschuldung von 63 Prozent des BIP im Jahr 1990 auf 264 Prozent in 2022. Der Ursprung für diese Entwicklung liegt in der 1990 geplatzten Immobilienblase. Als Reaktion sparten die japanischen Haushalte und Unternehmen und bauten Schulden ab. Bargeld wurde in großen Mengen gehortet statt ausgegeben. Der Konsum blieb gedämpft und die Wirtschaft erlebte Jahre der Stagnation und Deflation. Um aus dieser misslichen Lage auszubrechen, legte die japanische Regierung zahllose Fiskalpakete auf. Die Staatsverschuldung in Japan stieg. Risiken für Japans Währung könnten aus weiter steigenden Haushaltsdefiziten, einem Sinken des hohen privaten Sparvolumens und einer Abnahme der Leistungsbilanzüberschüsse resultieren.
In den USA hat sich die Verschuldungsquote seit dem Jahr 1990 auf 122 Prozent relativ zum BIP verdoppelt. Angesichts chronisch hoher Leistungsbilanzdefizite, rückläufiger ausländischer Nachfrage nach US-Staatsanleihen und einer Notenbank, die ihre Anleihebestände reduziert, sind die Risiken in den USA nicht kleiner geworden. In der Eurozone liegt die Staatsverschuldung bei 93 Prozent. Es droht eine zweite Eurokrise, wenn Italien seine enorm hohe Verschuldung nicht in den Griff bekommt. Mögliche Politikfehler machen alle drei Währungen anfällig für hohe Schwankungen. Übergroßes Vertrauen haben wir angesichts der Schuldenorgien der Vergangenheit in keine der drei Währungen. Es bleibt die Wahl zwischen Pest, Cholera und einer dritten Seuche.
Eine Diversifikation über die wichtigsten Währungsräume kann helfen, kurzfristige Schwankungen abzufedern. Langfristig hält man Kapital am besten in Sachgütern wie Aktien und streut sein Vermögen über unterschiedliche Währungsräume. Die positive Nachricht für Euro-Investoren: Im Jahr 2022 haben der US-Dollar und der Schweizer Franken infolge des Angebotsschocks von der Flucht in vermeintlich stabile Währungen profitiert. Wir erwarten, dass der Angebotsschock im Jahr 2023 irgendwann enden wird. Bewahrheitet sich diese These, dann dürften die Fluchtwährungen aus dem Jahr 2022 – US-Dollar und Schweizer Franken – wieder korrigieren und der Euro wieder aufwerten. Die Hoffnung stirbt im Euro-Währungsraum zuletzt.
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