Ökonom Michael Heise
Welche wirtschaftlichen Folgen der Wahlausgang in den USA hat

Ökonom Michael Heise
Die Unterschiede zu Deutschland könnten kaum größer sein. Die US-Wirtschaft ist nach der Überwindung der Covid-Krise in einer robusten Verfassung. Beachtliche Beschäftigungsgewinne, zuletzt auch wieder positive Produktivitätsentwicklungen und steigende Investitionen prägen das Bild. Hinzu kommt: Der deutliche Zinsanstieg seit dem Frühjahr 2022 hat die Wirtschaft nicht stark beeinträchtigt und d...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Unterschiede zu Deutschland könnten kaum größer sein. Die US-Wirtschaft ist nach der Überwindung der Covid-Krise in einer robusten Verfassung. Beachtliche Beschäftigungsgewinne, zuletzt auch wieder positive Produktivitätsentwicklungen und steigende Investitionen prägen das Bild. Hinzu kommt: Der deutliche Zinsanstieg seit dem Frühjahr 2022 hat die Wirtschaft nicht stark beeinträchtigt und die ökonomischen Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine blieben begrenzt.
Einen erheblichen Anteil an dieser Entwicklung hatte die Wirtschaftspolitik der Regierung von Joe Biden, die unter Inkaufnahme einer sehr stark steigenden Staatsverschuldung mehrere großdimensionierte Programme umgesetzt hat, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Es handelte sich um Programme zur Stabilisierung der Wirtschaft in der Pandemie, um Infrastrukturprogramme, um den Aufbau von Halbleiterproduktion und zu guter Letzt um den sogenannten Inflation Reduction Act (IRA), mit dem energie- und emissionssparende Technologien gefördert werden.
Aber wie sieht die Zukunft aus? Welche wirtschaftlichen Konsequenzen hätte ein Sieg der Republikaner in der anstehenden Präsidentschaftswahl?
Für die langfristige Entwicklung der Weltwirtschaft und der US-Wirtschaft hätte ein Sieg von Trump wohl sehr gravierende Folgen. Auch wenn es kein ausformuliertes Wahlprogramm gibt, und man derzeit nicht genau wissen kann, was im Einzelnen umgesetzt werden wird, ist die allgemeine Richtung der Wirtschafts- und Handelspolitik doch klar.
So lassen die Äußerungen im Hinblick auf einen allgemeinen Einfuhrzoll von 10 Prozent und einen speziellen Einfuhrzoll von 60 Prozent auf chinesische Importe eine weitere Verschärfung des ohnehin grassierenden Protektionismus erwarten. Der Wirtschaftskrieg mit China würde wohl zumindest kurzfristig bis zu einem „Deal“ eskaliert und die Spannungen mit der EU würden abermals erhöht. Leistungsbilanzdefizite der USA würden als Begründung angeführt, ebenso sicherheitspolitische Bedenken.
Das hätte Folgen: Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder wären zu erwarten, die Kooperationsbereitschaft der Länder würde geschwächt, der Multilateralismus weiter zurückgedrängt. Die Bemühungen der aktuellen Regierung, den Dialog mit zahlreichen Ländern Asiens, Lateinamerikas und Europas zu verbessern, würden vermutlich abgewickelt werden. Dies alles dürfte die Blockbildung des globalen Südens noch verstärken und die internationale Arbeitsteilung und den freien Handel weiter einschränken. Für das langfristige weltwirtschaftliche Wachstum sind das keine guten Voraussetzungen.
Könnte eine Wahl von Donald Trump wenigstens kurzfristig die konjunkturelle Entwicklung der US-Wirtschaft in Schwung versetzen? Auch an dieser Stelle bleibt nur das Spekulieren über das zukünftige Regierungshandeln. Klar ist wohl, dass Trump die Steuersenkungen aus seiner ersten Amtszeit, die im Jahr 2025 auslaufen würden, verlängern dürfte. Zudem beabsichtigt er, die Körperschaftsteuer von 21 Prozent weiter zu reduzieren – möglicherweise auf 18 Prozent. Offen ist, in welcher Form die Maßnahmen des Inflation Reduction Act fortgeführt würden.
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