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Aktualisiert am 24.08.2023 - 12:13 Uhrin Aktiver Ansatz aus ÜberzeugungLesedauer: 4 Minuten
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Auswirkungen des Klimawandels Waldbrände – gefürchtet und doch noch unterschätzt

Feuerwehrmann im US-Bundesstaat Kalifornien
Feuerwehrmann im US-Bundesstaat Kalifornien: Die von Waldbränden ausgehenden Risiken für Unternehmen und Kapitalmärkte werden zu einem globalen Problem. | Foto: Imago Images / Pacific Press Agency
Natalia Luna

In vielen Regionen weltweit ist während der coronabedingten Lockdowns die Luftverschmutzung gesunken – nicht so in den USA. Der Hauptgrund war der Rauch, der durch die massiven Waldbrände in die Atmosphäre geblasen wurde. Feuer gehören zwar seit eh und je zum Umweltzyklus. Ist es über einen längeren Zeitraum jedoch heiß und trocken, werden sie häufiger und zerstörerischer.

Weil der Westen und Nordwesten der USA in diesem Jahr mit einer rekordverdächtigen Hitzewelle zu kämpfen hatte, dürfte die Feuer-Saison die Verwüstungen des vergangenen Jahres sogar noch übertreffen: Mehr als 40.000 Waldbrände in 13 Bundesstaaten haben bereits geschätzte 4,8 Millionen Hektar Land verbrannt.

Nicht nur offensichtliche Kosten

Kyle Bergacker

Die Gefahren von Waldbränden sind offensichtlich: Menschen sterben, Sachschäden entstehen und Tiere verlieren ihren Lebensraum. Für jeden Betroffenen kann das Feuer existenzbedrohend sein. Laut der „2019 Wildfire Risk Analysis“ des Datenanalyseunternehmens Verisk sind 4,5 Millionen Häuser in den USA als stark oder extrem brandgefährdet eingestuft – davon befinden sich mehr als 2 Millionen in Kalifornien.

Ein Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bietet eine weitere Perspektive auf die Auswirkungen von Waldbränden. Die direkten Kosten sind erheblich, aber gemessen am BIP halten sich die Folgen derartiger Katastrophen in der Regel die Waage: Eigentum wird zerstört (ein wirtschaftlicher Schlag), dann aber wieder aufgebaut (ein wirtschaftlicher Segen).

Zwischen den direkten Konsequenzen für die Betroffenen und den breiteren wirtschaftlichen Auswirkungen verursachen Waldbrände jedoch unzählige weitere Kosten, die von Anlegern häufig nicht berücksichtigt werden. Um die wirtschaftlichen Risiken genau zu erfassen, bedarf es einer Methodik zur Bewertung des voraussichtlichen Schadens über die Fläche hinaus. Dabei müssen die Konsequenzen für Themen wie Nachhaltigkeit, Gesundheit und Gesellschaft einbezogen werden.

Ein Risikofaktor für jedes Unternehmen

Das Risiko für Unternehmen durch Waldbrände und andere Katastrophen ist enorm: Das Center for Disaster Philanthropy stellte 2018 fest, dass 215 der 500 größten Unternehmen der Welt Gefahr laufen, innerhalb von fünf Jahren durch solche Klimaereignisse schätzungsweise eine Billion US-Dollar zu verlieren.

„Als Investor müssen wir verstehen können, welche Unternehmen wie stark gefährdet sind, und diese Risiken in unseren Investitionsentscheidungen einbinden“, sagt unser Kollege Roger Wilkinson, Head of EMEA Equity and Responsible Investment Research. „Es ist zu kurz gedacht, nur die direkten Auswirkungen einzubeziehen. Ebenso müssen wir die Folgen von Umweltkatastrophen in der Lieferkette nach oben und unten berücksichtigen.“

Viele Menschen denken, dass Versicherungen und Versorgungsunternehmen den größten Teil der Kosten tragen. Das ist aber nicht unbedingt der Fall. Wir müssen uns jedes einzelne Unternehmen ansehen und verstehen, inwieweit es dem Risiko eines Waldbrandes ausgesetzt ist und welche Pläne es zur Schadensbegrenzung hat. Bei einigen wird der Schaden an den Anlagen direkt messbar sein, beispielsweise an der Netzinfrastruktur. Doch bei fast allen Unternehmen wird es indirekte Folgen durch die Unterbrechung der Lieferkette, Änderungen bei der Verfügbarkeit von Ressourcen, dem Transportbedarf und der Sicherheit der Mitarbeiter geben. Für Brandrisiken können wir mit unseren Datenexperten analytische Modelle erstellen. Jeder Standort geht mit jeweils einzigartigen Risiken einher. Wir verfügen über Daten um, das Waldbrandrisiko von 5.000 Unternehmen zu untersuchen.

Dabei ist die Nähe zum Feuer allein ist nicht unbedingt ausschlaggebend für das Risiko. „Während die tödlichsten Waldbrände im Jahr 2018 viele Häuser und Infrastrukturen zerstörten, führte die dadurch ausgelöste Luftverschmutzung zu krankheitsbedingten Produktivitätseinbußen in Kalifornien. Das wiederum hatte nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen auf die Region, sondern betraf die anderen 49 Bundesstaaten und ebenfalls das Ausland“, heißt es in einem im Fachmagazin Nature Sustainability veröffentlichten Artikel.

Ein globales Problem

Man darf dabei nicht vergessen, dass Waldbrände keineswegs nur ein US- oder australisches Phänomen sind. Die beispiellose Hitzewelle in Griechenland könnte ein Vorbote dessen sein, was uns in Süd- und Mitteleuropa in den kommenden Jahren bevorsteht. Die von Waldbränden ausgehenden Risiken für Unternehmen und Kapitalmärkte werden daher zu einem globalen Problem.

Eine Vielzahl an Unternehmen hat die Bedrohung erkannt: Sie sind dabei ihr, Risiko neu zu bewerten. Dutzende Unternehmen im US-Index S&P 500, darunter Immobilien-, Hotel- und Gaststättenbetriebe sowie Lebensmittel- und Getränkekonzerne, legen bereits offen, welche Risiken für sie von Waldbränden ausgehen. Vor zehn Jahren lag die Zahl noch im einstelligen Bereich. Der Trend dürfte sich künftig fortsetzen, da immer mehr Anleger eine höhere Transparenz bei ESG-Risikofaktoren fordern.

Herausforderungen dürften sich verschärfen

Die zunehmenden Risiken für Unternehmen und Wirtschaft aufgrund von Waldbränden und anderen Umweltfolgen des Klimawandels wie Überschwemmungen, Hitzewellen und heftigen Stürmen werden nicht verschwinden, sondern sehr wahrscheinlich noch viel schlimmer werden. Anleger benötigen die richtigen Research- und Analyseinstrumente, um herauszufinden, was dies für ihre Investitionen und Allokationen bedeutet. Unser Team für verantwortungsvolles Investieren bewertet ständig Umweltrisiken wie Waldbrände für die Unternehmen, in die wir investieren. Diese Analysen fließen in unseren fundamentalen Anlageprozess ein.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.