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Stolls Fonds der Woche Die Wall Street bleibt erste Adresse für Anleger

Redakteur Sven Stoll wettet niemals gegen Amerika
Redakteur Sven Stoll wettet niemals gegen Amerika: Putins Krieg verschafft den USA derzeit klare wirtschaftliche Vorteile gegenüber Europa. | Foto: Canva / Jessica Hunold
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Es gehört mittlerweile zum Investoren-Alltag: Die Börsen taumeln wie wild hin und her. Auf kurze Erholungstendenzen folgen umgehend chaotische Handelstage, die jegliche Hoffnungen auf einen Aufwärtstrend wieder zunichtemachen. So war es auch in der vergangenen Woche: Die unerwartet hohe Inflation sorgte an den US-Börsen für deutliche Kursverluste und Anleger suchten das Weite. Besonders hart traf es zinssensitive Technologiewerte. Hier war die Enttäuschung über die sich nur leicht abschwächende US-Inflation besonders groß. Der technologielastige Nasdaq 100 sackte am Dienstag um mehr als 5 Prozent ab.

Die Bekämpfung der Inflation hat für US-Notenbankchef Jerome Powell oberste Priorität. Im Unterschied zum Pandemiejahr 2020 dürften Anleger keine stützenden geldpolitischen Interventionen seitens der Fed mehr erwarten. Parallel zu den tiefroten Aktienkursen legte aber die US-Währung stark zu. Anleger gehen von weiteren deutlichen Zinserhöhungen in den USA aus. Der Euro hat im Jahresverlauf gegenüber dem US-Dollar bereits um rund 15 Prozent nachgegeben.

Ältere Anleger fühlen sich vielleicht an die Jahrtausendwende erinnert, als die Gemeinschaftswährung, damals noch als Buchgeld, immer weiter nach unten trudelte. Es ging abwärts bis auf 0,83 US-Dollar je Euro. Viele Ökonomen sprachen – und sprechen noch heute – von einem Geburtsfehler, weil ein gemeinsamer Währungsraum ohne eine abgestimmte Wirtschaftspolitik nicht funktionieren könne. Nun ist der Euro erstmals seit 20 Jahren wieder unter die Parität zum US-Dollar gerutscht. Der Trend könnte anhalten. Experten warnen jedenfalls vor einem wirtschaftlichen Absturz Europas und sehen in den USA die stabilere Volkswirtschaft.

Europa steht vor einer Rezession

„Die Rezessionsängste in Europa verschärfen sich“, kommentieren die Analysten der Commerzbank. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine habe die hohe Abhängigkeit Europas von russischem Gas drastisch vor Augen geführt. Der russische Präsident Wladimir Putin hat mittlerweile seine Gaslieferungen eingestellt. Bleiben sie weiter aus, droht eine tiefe wirtschaftliche Rezession. Zusätzlich heizt der schwache Euro die Teuerung in der Eurozone an. Denn je niedriger der Wechselkurs, desto teurer werden Importgüter aus anderen Währungsräumen.

 

Die Folge: Die Konsumstimmung in der Eurozone ist auf einem Rekordtief. Daher sind Profi-Anleger besonders skeptisch gegenüber der Region. Das zeigt die monatliche Umfrage der Bank of America: Rund 70 Prozent der Befragten gehen wegen der Energiekrise von einer Rezession aus und gewichten deshalb europäische Aktien unter.

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Vom Währungshebel profitieren

Für deutsche Anleger zahlt sich der starke Greenback hingegen aus – wenn sie US-Aktien haben. Zwar verlor der breite US-Aktienmarkt, gemessen am Index S&P 500, in US-Dollar in diesem Jahr bislang rund 15 Prozent an Wert. Bei Anlegern, die in Euro rechnen, kamen aber gerade einmal um die 3 Prozent Verlust an. „Die USA sind für Aktienanleger ein sicherer Hafen“, meint etwa Robert Halver von der Baader Bank im Hinblick auf den Krieg mitten in Europa. DJE-Urgestein Jens Erhardt sieht die Amerikaner ebenfalls im Vorteil: „Die USA haben in mehrfacher Hinsicht Vorteile. Sie profitieren von den gestiegenen Energiepreisen. Das Land ist neben Katar der Hauptexporteur von LNG-Flüssiggas. Zudem profitiert es von massiv steigenden Agrarpreisen“, sagte er jüngst zu Focus Money.

Für künftiges Wachstum soll auch das kürzlich verabschiedete Gesetzespaket mit dem Namen „Inflation Reduction Art“ sorgen. Es sieht unter anderem milliardenschwere Steueranreize für den Ausbau erneuerbarer Energiequellen vor. Das Subventionspaket hat ein Volumen von 369 Milliarden US-Dollar über die nächsten zehn Jahre. Ob es die Inflation zu senken vermag, steht auf einem anderen Blatt. Die Mehrheit der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten bezweifelt laut Umfragen, dass das Konjunkturpaket einen spürbaren Einfluss auf die Inflationsrate haben wird. Unbestritten ist jedoch, dass das Gesetz bei Verbrauchern Geld sparen wird. Es dürfte tatsächlich zu preiswerteren verschreibungspflichtigen Medikamenten und niedrigeren Energiekosten führen, erwarten Analysten. 

 

Fakt ist: Amerika steht im wirtschaftlichen Wettbewerb als energiepolitischer Sieger auf dem Platz, während sich europäische Konzerne auf massiv steigende Energiekosten gefasst machen und diese stemmen müssen. Wie ernst die Lage ist, zeigen die fast schon verzweifelten Versuche der Politiker auf unserer Seite des Atlantiks, die Energieversorgung für den bevorstehenden Winter mit Flüssiggas (LNG) aus den USA, Kanada und Katar zu sichern. 

In der Folge gehören zahlreiche Energie- und Rohstoffkonzerne aus Übersee zu den großen Gewinnern der vergangenen Monate. Die Aktien des Öl-Explorers Occidental Petroleum legten auf Sicht eines Jahres um 140 Prozent zu, die Papiere großer US-Ölgesellschaften wie Conoco Phillips oder Chevron verteuerten sich um 98 respektive 66 Prozent. Die Giganten beglücken ihre Aktionäre nach sprudelnden Quartalsgewinnen aufgrund des andauernd hohen Ölpreises mit Dividenden und Aktienrückkäufen im Rekordwert von 30 Milliarden US-Dollar. 

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