Stolls Fonds der Woche Die Wall Street bleibt erste Adresse für Anleger
Substanz ist wieder gefragt: Invesco US Value Equity
Die Schere zwischen den beiden Stilen Value und Growth hatte sich in der zurückliegenden Dekade massiv ausgeweitet. Klassische Growth-Investoren wie Peter Lynch oder Thomas Rowe Price Jr. suchen nach Unternehmen, die im besten Fall unabhängig vom Konjunkturverlauf stetig wachsen, allerdings höher bewertet sind als Substanzwerte. Die Liste der Value-Investoren ist lang: Benjamin Graham, John Templeton, Warren Buffett und Charlie Munger, um nur die bekanntesten zu nennen.
Sie suchen im Grunde falsch gepreiste Firmen mit Substanz, die werthaltiger sind, als es ihr Börsenwert widerspiegelt. Lange Zeit galten die Titel als langweilig und völlig aus der Mode. Die Wertentwicklung entsprechender Fonds fiel deutlich schwächer aus als die ihrer Wachstums-Pendants. Doch mit dem Abebben der Geldflut der Notenbanken und den heraufziehenden Krisen wechselten die Favoriten der Börsianer. Auf Wachstum getrimmte Fondspakete gerieten in schwere Turbulenzen. Etliche Siegerfonds der vergangenen Jahre wie der Morgan Stanley US Growth oder der Baillie Gifford Worldwide US Equity Growth, die auf die Highflyer aus Wachstumsbranchen setzen, verloren allein in diesem Jahr – Stand heute – 51 beziehungsweise 43 Prozent an Wert. Die Fondslenker bauen auf IT-Titel wie Cloudflare, Snowflake oder den Autobauer Tesla.
Anders dagegen Kevin Holt. Der Manager des Invesco US Value Equity ist auf der Suche nach Firmen, hauptsächlich aus der Old Economy, deren Potenzial noch nicht erkannt wird und deren fairer Wert seinen Berechnungen zufolge viel höher sein müsste. Für seine Analysen nutzt er typische Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Zudem sollten die Unternehmen über hohen freien Cashflow verfügen.
„Aufgrund der Erfahrung der Vergangenheit rechnen wir nach diesem angst- und momentumgetriebenen Marktumfeld mit einer Rückbesinnung auf Value-Aktien. In Situationen wie diesen verfolgen wir einen opportunistischen, stark an den Fundamentaldaten orientierten Ansatz, konzentrieren uns auf Titel, die mit einem hohen Abschlag auf ihren inneren Wert gehandelt werden, und investieren langfristig“, erläutert Holt, der das aktuelle Makroumfeld zwar im Blick hat, allerdings bei der Aktienauswahl keine makroökonomischen Prognosen nutzt.
Zu den von ihm identifizierten Schnäppchen gehört aktuell Elevance Health, ein Krankenversicherer aus Indiana, der Kurierfahrer und Logistiker Fedex aus Arkansas oder der Tabakriese Philip Morris. Bis zum Jahr 2008 bildete der Konzern gemeinsam mit Altria ein Unternehmen. Dann wurde Philip Morris abgespalten. Während sich Altria auf den US-Markt konzentriert, führte Philip Morris die internationalen Geschäfte weiter. Der Weltmarktführer aus New York hält sechs der weltweit 15 umsatzstärksten Zigarettenmarken, darunter die Nummer 1 Marlboro. Die Dividendenrendite liegt derzeit bei 5,2 Prozent.
Der im September 2011 aufgelegte Invesco-Fonds erzielte in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt einen Zuwachs von 11,5 Prozent. Seit Auflage erwirtschaftete Holt ein Plus in Höhe von insgesamt 293 Prozent. Die Kosten der Retail-Tranche belaufen sich auf 1,74 Prozent pro Jahr. Das Fondsvolumen liegt bei 203 Millionen US-Dollar.