Stolls Fonds der Woche Die Wall Street bleibt erste Adresse für Anleger
Wachstumsfonds mit Puffer: Antecedo Defensive Growth
Im ersten Halbjahr 2022 hat es viele Wachstumswerte am Aktienmarkt böse erwischt. Erfolgsverwöhnte Investoren sind mittlerweile massiv verunsichert. Die Unruhe an den Märkten bekommt auch Growth-Ikone Cathie Wood zu spüren, deren gebeutelte Fonds in Sachen Performance längst von der Buffett-Holding Berkshire Hathaway eingeholt wurden. Allein im August zogen Anleger aus dem Ark Innovation, dem Flaggschiff-ETF von Woods Firma Ark, rund 800 Millionen US-Dollar ab. Verschuldete ehemalige Highflyer-Aktien wie Roku, Zoom Video oder Coinbase zünden nicht mehr. Der Ark-Fonds hat in diesem Jahr bisher 56 Prozent an Wert verloren.
Andererseits sollten sich Anleger nicht komplett von Wachstumsaktien verabschieden. Inzwischen gibt es wieder Anlass für Optimismus. So vermeldete beispielsweise der Tech-Riese Apple entgegen pessimistischer Erwartungen für das vergangene Quartal einen Umsatz von 83 Milliarden US-Dollar–immerhin ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahrsquartal um 1,5 Milliarden US-Dollar. Apple konnte dabei den operativen Gewinn um 9 Milliarden US-Dollar steigern. Der Technologiekonzern aus Cupertino kommt offenbar mit der geopolitischen Situation gut zurecht, auch die unter erheblichen Einschränkungen leidenden Lieferketten bereiten dem iPhone-Anbieter keine allzu großen Schwierigkeiten.
Wer trotz Krieg, Krisen und Zinsangst weiter an Wachstumswerte glaubt, die großen Kursschwankungen jedoch umschiffen will, sollte sich den Antecedo Defensive Growth einmal näher anschauen. Der Fonds von Kay Peter Tönnes ist mittlerweile mehr als eine Milliarde Euro schwer. Erfolg scheint sich eben rumzusprechen. Denn der Antecedo-Fonds schafft es bislang, Verluste konsequent zu begrenzen.
Wie das geht? Tönnes investiert zunächst mit mindestens 51 Prozent des Fondsvolumens in die Aktien des Nasdaq 100 Index, des Wall-Street-Barometers für Wachstumsaktien schlechthin. „Wer die Wachstumstitel heute nicht hat, der verpasst die Chancen von morgen“, meint Tönnes. Zusätzlich verkauft er Optionen auf Teile der gekauften Aktien. Das reduziert zwar die Kurschancen, führt aber zu zusätzlichen Einnahmen in Form von Optionsprämien. Diese verwendet Tönnes, um Instrumente gegen mögliche Kursverluste zu erwerben, um den Fonds gegen übergroße Kursverluste bestmöglich zu schützen.
Schutz vor Kursverlusten funktioniert
Wie gut das im riskanten Auf und Ab holpriger Börsen gelingt, zeigen die Ergebnisse während des Corona-Crashs und auch im aktuellen Jahr. Als der Nasdaq Index im März 2020 um 30 Prozent absackte, verlor der Antecedo-Fonds lediglich 5 Prozent an Wert – und nahm den anschließenden Aufschwung rechtzeitig mit. „Mit den zunächst stark fallenden Kursen sind wir schnell in die Nähe der Vollabsicherung gekommen“, erklärt Tönnes, der den Fonds über einen computerbasierten Prozess steuert.
Die Absicherung ist dabei immer physisch vorhanden. Wegen der Vielzahl verkaufter einzelner Aktienoptionen ist das zwar ein sehr aufwendiger Vorgang, doch die Ergebnisse sind überzeugend: Das Gesamtjahr 2020 schloss der Fonds mit einem Plus von 56,8 Prozent ab, ein Vorsprung von 13 Prozent zum Nasdaq Index. Im laufenden Jahr liegt der Antecedo Defensive Growth zwar 10 Prozent im Minus. Das ist allerdings deutlich weniger als viele wachstumsorientierte Mitbewerber und auch als die Technologiebörse Nasdaq. In der Endabrechnung schlägt der Fonds der Bad Homburger bei deutlich geringeren Schwankungen einen ETF wie den iShares Nasdaq 100 bislang mit 45 zu 34 Prozent seit Auflage im Februar 2020.