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Wall-Street-Trio bietet Wohlfühlpaket für Gold-Anleger

In Midtown Manhatten, im Herzen des Diamantenviertels von New York City, gibt es einen mit Gold gefüllten Tresorraum. Wer ihn sehen will, muss im darüber gelegenen Bürogebäude angemeldet sein. Nach dem Sicherheits-Check werden genehmigte Besucher von einem Wachmann zum Fahrstuhl geleitet, der langsam in die Tiefe fährt – wie tief will niemand sagen. Dann folgen zwei Abtastkontrollen und Überprüfungen mit Metalldetektoren. Telefone, Schlüssel, Stifte, Uhren, Armbänder oder Geldbeutel sind nicht erlaubt. Und natürlich sind auch Fotoapparate verboten.

In dem Tresorraum liegt das sauber gestapelte Gold auf einfachen Metallregalen. Ein Barren von 100 Unzen in der Größe eines iPhone ist etwa 140.000 Dollar (105.280 Euro) wert. Barren von 400 Feinunzen kommen auf etwas mehr als eine halbe Million Dollar.

Den Tresorraum gibt es schon seit Jahren, und vor der Finanzkrise gab es auch noch freie Lagerflächen. Doch als die Menschen ihre Vermögen in der Krise dahinschmelzen sahen, suchten sie die Sicherheit von etwas Greifbarem. Da war Gold die naheliegende Wahl. Keine Goldpapiere – börsennotierte Fonds oder Terminkontrakte –, sondern das reale Ding. Anleger setzten auf Münzen und Barren, die sie anfassen konnten und die sich an einem sicheren Ort lagern ließen, umgeben von Stahl und Beton und bewacht von bewaffnetem Sicherheitspersonal, wie Bloomberg Businessweek in der Ausgabe vom 16. September berichtet.

Ihren Höhepunkt erreichte die Gold-Manie 2011, als der Preis auf 1.900 Dollar je Unze in die Höhe schnellte. Überall waren Schilder “Wir kaufen Gold an!“ zu sehen, Werbespots versprachen Reichtümer durch den Kauf und Verkauf von alten Goldketten und -anhängern, und Präsidentschaftskandidat Ron Paul setzte sich für eine Rückkehr zum Goldstandard für den Dollar ein.

Auf diesen Zug sprang ein neues Unternehmen namens Gold Bullion International LLC auf, auch bekannt als GBI. Es ermöglichte auch Kleinanlegern, so viele Goldbarren wie gewünscht zu lagern. Denn vor 2011 bekam Otto-Normalbürger Gold nur in die Hände, wenn er Schmuck oder Gedenkmünzen von Unternehmen kaufte, die dafür einen Preisaufschlag verlangten. Vermögende Anleger mussten hingegen nur ihre Bank anrufen.

Als Dan Tapiero, Vermögensverwalter für Hedgefonds-Milliardäre, im Herbst 2008 physisches Gold seinem eigenen Portfolio hinzufügen wollte, stieß er dabei auf ähnliche Probleme. Erstens hätte er im großen Umfang kaufen müssen – normalerweise nicht weniger als 20 Millionen Dollar, sagte sein Banker. Und zweitens wäre das Gold nicht wirklich ihm gewesen. Er hätte nur einen Anspruch auf eine gewisse Menge Gold kaufen können, die bereits im Tresorraum lagerte – als Sicherheit gegen den eigenen Handel der Bank.

“Ich wollte aber, dass es mein Barren ist, mit meinem Namen drauf”, sagt Tapiero. Das brachte ihn auf eine Geschäftsidee.

Tapiero rief seinen Freund Steven Feldman an, ein Partner bei der Goldman Sachs Group. Der wiederum holte Savneet Singh von Chilton Investment an Bord, einem Hedgefonds mit hohen Goldpositionen. Der 29-jährige Singh erstellte einen Geschäftsplan für einen Rundum-Service für Gold. Das Unternehmen stellt Kontakte zwischen Käufern und Verkäufern her, kümmert sich um den Transport in gepanzerten Wagen sowie Versicherung und Revision und lagert das Edelmetall in einem Tresorraum.

Tapiero und Feldman investierten einen nicht genannten Geldbetrag in das Geschäft; Singh wurde der dritte Mitbegründer des Unternehmens. Das Trio ging Partnerschaften mit dutzenden Akteuren ein, darunter Edelmetallhändler, Versicherer, Bilanzprüfer und – am wichtigsten – Vermögensberatern, die GBI ihren Kunden vorstellten.

Im Februar 2011 wurde Merrill Lynch der erste GBI- Kunde, was eine “donnernde Herde” von 10.000 Beratern mit sich brachte. Die Wahl des Zeitpunkts hätte besser nicht sein können, denn damals gerieten die Haushaltsverhandlungen ins Stocken und Standard & Poor’s senkte das Rating der USA, was die Ängste an den Finanzmärkten befeuerte. Von Juli bis Anfang September kletterte der Goldpreis um 400 Dollar je Feinunze – und eine Auftragsflut setzte ein.

“Alle kauften. So etwas hatten wir vorher noch nie gesehen”, sagt Singh. “Plötzlich merkten die Leute, wie wichtig das war, was wir aufgebaut hatten.”

Mit den nachlassenden Krisenängsten sank jedoch auch der Goldpreis wieder. Im Tief fiel der Preis des Edelmetalls Ende Juni auf bis zu 1.200 Dollar, bevor er sich wieder auf rund 1.400 Dollar erholte. Das Geschäft von CBI wurde dadurch aber nicht beeinträchtigt. Singh sagt, das Handelsvolumen liege bis zu 70 Prozent über dem Vorjahr.

GBI verdient Geld auf zwei Wegen. Zum einen durch die Erhebung einer Transaktionsgebühr für Käufe und Verkäufe, die für Einzelanleger zwischen 0,4 Prozent und einem Prozent liegt und für Hedgefonds niedriger ausfällt. Dann gibt es noch eine Lagergebühr inklusive Versicherung für die Lagerung im einem in Privatbesitz befindlichen Tresor – so wie jenem unter Manhattan, dessen Besitzer nicht genannt werden wollte. Die Gebühr fällt weg, wenn man sich das Gold für etwa 100 Dollar liefern lässt, wohin auch immer.

Einer der vermögendsten GBI-Kunden habe sich sein Gold nach Hause liefern lassen, um es auf seinem Grundstück außerhalb von New York zu vergraben. Singh will nicht sagen, um wen es sich handelt, frotzelt aber: “Sie würden ihn kennen.”

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