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Aktualisiert am 09.10.2020 - 11:37 Uhrin MeinungenLesedauer: 5 Minuten

Wall-Street-Veteran John Carey (Amundi Pioneer) „ETFs sind potenzielle Verbündete“

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Auch auf Unternehmens-Ebene läuft die Schere immer weiter auseinander – beispielsweise zwischen Gewinnern und Verlierern der Digitalisierung. Macht es das für einen aktiven Manager leichter, aussichtsreiche Aktien zu finden?

Carey: Unternehmen müssen sehr wendig sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben – gerade, was die Technik betrifft. Man braucht immer die neueste Software, die neuesten Programme, ansonsten ist man sehr schnell weg vom Fenster. Für mich als auf Dividendenwerte spezialisierten Fondsmanager liegt die größte Herausforderung heutzutage darin zu erkennen, ob eine Firma sich die Dividende, die sie ausschüttet, wirklich leisten kann oder ob es nicht sinnvoller wäre, mit diesem Geld die eigene Infrastruktur zu modernisieren. Letztlich stärkt man damit die Fähigkeit, künftig Geld zu verdienen. Schwieriger als früher ist Fondsmanagement dadurch nicht geworden, aber auch nicht unbedingt leichter.

Der Pioneer Fund, den Sie von 1986 bis 2015 betreut haben, hat das Ziel, den S&P 500 zu schlagen. Warum ist das so verdammt schwer?

Carey: Zu einem großen Teil liegt es daran, dass unsere Industrie inzwischen so erfolgreich darin ist, den angemessenen Preis für ein Unternehmen zu bestimmen. Als Phil Carret noch aktiv war, gab es viel weniger Informationen darüber, Fehlbewertungen ließen sich leichter ausnutzen.

Haben Sie vor diesem Hintergrund Verständnis dafür, dass immer mehr Anleger ETFs vertrauen?

Carey: Absolut. ETFs besitzen einen Kostenvorteil, der sich nicht wegdiskutieren lässt. Deshalb sehen wir sie nicht nur als Wettbewerber, sondern auch als potenziellen Verbündeten. Derzeit arbeiten wir unter anderem – wie andere US-Fondsgesellschaften auch – an Konzepten, unsere aktiven Strategien in ETFs zu verpacken.

Ein weiteres großes Thema derzeit ist ESG, also Umweltschutz und das Investieren nach ethischen und sozialen Kriterien. Wie ist Pioneer dort aufgestellt?

Carey: Dieses Thema beschäftigt uns schon seit den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Bereits damals hat Phil Carret die Bereiche Tabak, Alkohol und Glücksspiel systematisch gemieden und nur in Firmen investiert, die seiner Meinung nach sinnvolle Produkte herstellen. Er nannte das allerdings nicht ESG, sondern Basic Value. Dem fühlen wir uns noch heute verpflichtet, wobei natürlich in den vergangenen Jahren zahlreiche weitere Regeln hinzugekommen sind, was investierbar ist und was nicht. Ich bin überzeugt davon, dass wir dadurch für den Anleger einen Mehrwert schaffen.

John Carey: Der studierte Historiker (70) arbeitet bereits 40 Jahre lang für die US-Fondsgesellschaft Pioneer, die seit 2017 zu Amundi gehört. Seit er 2015 den Amundi US Pioneer Fund an Jeff Kripke abgab, konzentriert er sich am Firmensitz in Boston ganz auf den Amundi Pioneer US Equity Dividend Growth.

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