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  • USA: Wall Street zwischen Biden und Trump

Von in MärkteLesedauer: 5 Minuten
Donald Trump
Donald Trump, US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner | Foto: Imago Images / ZUMA Wire

Bislang ist die Lage undurchsichtig: Weder der amtierende Präsident Joe Biden noch sein Vorgänger Donald Trump sind derzeit in der amerikanischen Bevölkerung mehrheitsfähig. Trotz der wirtschaftlichen Erfolge befürworten aktuell nur 40 Prozent der Wähler in den USA die Politik von Biden, 56 Prozent lehnen sie ab. Vor allem das hohe Alter und die immer wieder auftretenden Gedächtnislücken kratzen an der Popularität des 81-Jährigen.

Bei Trump sieht es kaum besser aus. Nur 38 Prozent der Wahlberechtigten stimmen mit seinen Ansichten überein. Dagegen fühlen sich 58 Prozent der Amerikaner von Trump nicht abgeholt. Dem Republikaner machen insbesondere seine zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen zu schaffen, die ihm im Falle einer Verurteilung durchaus ein Teil der Bevölkerung verübeln würde. Es könnte also bis zum 5. November, dem Tag der Wahl, unklar bleiben, wer das Rennen macht. Eigentlich mögen die Börsianer solche Unsicherheiten nicht.

Viele Mittelzuflüsse

Derzeit steht die Wall Street bei den Anlegern hoch im Kurs. Mitte Februar durchbrach der S&P 500 erstmals die Marke von 5.000 Punkten nach oben. Die wesentlichen Gründe für die gute Stimmung an der New Yorker Börse sind die insgesamt noch guten Konjunkturaussichten und die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank.

Bislang spielt Fed-Chef Jerome Powell an den Finanzmärkten eine wichtigere Rolle als die beiden wahrscheinlichen Präsidentschafts-Kandidaten. Diese gewinnen allerdings in den Medien bereits an Momentum, das in den kommenden Monaten sicherlich zunehmen dürfte. 

 

 

Wenig Änderungen

Ein Wahlsieg von Biden würde vor allem eins versprechen: Kontinuität. Es ist kaum zu erwarten, dass der Demokrat grundlegend etwas an seiner Wirtschaftspolitik ändern würde. Ähnlich wie Trump verfolgt er eine America-First-Politik, die er allerdings deutlich freundlicher verpackt. Eine Änderung sollte es allerdings doch geben. Das Subventionsprogramms Inflation Reduction Act dürfte spürbar an Wirkung verlieren. Und angesichts der schon heute immensen Staatsverschuldung der USA ist es kaum denkbar, dass ein ähnliches Programm folgt.

Dadurch könnte das amerikanische Wirtschaftswachstum an Schwung verlieren, was sich natürlich auch auf die Unternehmensgewinne auswirken dürfte. Seit dem Amtsantritt von Biden vor rund drei Jahren hat der S&P 500 rund 30 Prozent an Wert gewonnen. Ob sich dieses Plus in einer zweiten Amtszeit wiederholen könnte, scheint zumindest offen.

Gute Anfangserfolge

Trump schürt dagegen mit seiner unberechenbaren Art sicherlich Ängste und Unsicherheiten. Allerdings hat er sich in seiner ersten Amtszeit als ein Freund von Corporate America erwiesen, was ihm die Anleger mit steigenden Kursen goutiert haben.

Blickt man auf die ersten vier Jahre von Trump als Präsident zurück, fällt auf, dass er bei den US-Unternehmen insbesondere durch Deregulierungen und Entlastungen für gute Stimmung gesorgt hat, was sich auch auf die Finanzmärkte übertrug. Die Absenkung der Unternehmenssteuern war 2017 das bestimmende Thema für die Börsen und hat für viel Rückenwind gesorgt. In einer zweiten Amtszeit plant Trump nun die weitere Senkung der Körperschaftssteuer von 21 auf dann 15 Prozent. Falls sich das Vorhaben finanzieren ließe, dürften die Anleger das erneut bejubeln.

Unter Trump eskalierte allerdings ab 2018 der Handelskonflikt mit China. Außerdem versuchte der Republikaner immer wieder die Geldpolitik der Fed zu beeinflussen. Beides kam bei den Anlegern nicht gut an. Ende 2018 korrigierte die Wall Street deutlich. Dass die US-Börsen anschließend wieder an Fahrt aufnahmen, lag weniger an der Politik Trumps, sondern war eher auf die Leitzinssenkungen der Fed zurückzuführen. 2020 dominierte dann die weltweite Corona-Pandemie die Finanzmärkte.

Jetzt plant der Immobilienunternehmer die Einführung eines generellen Einfuhrzolls von zehn Prozent auf alle Waren, die in die USA importiert werden, soweit sie nicht aus der Freihandelszone stammen. Auf Güter aus China will Trump sogar 60 Prozent aufschlagen. Das hätte Implikationen für den Handel, aber auch für die Preise für die US-Konsumenten, denn Zölle sind immer auch preis- und inflationstreibend.

Eine weitere Entkoppelung von China würde zudem die großen amerikanischen Tech-Unternehmen treffen. Unter Trump würde wahrscheinlich das Subventionsprogramm Chips-Act in Kraft bleiben, was die dortige Halbleiterindustrie unterstützt. Die Aussichten für grüne Technologien wären dagegen gemischt.

 

 

Außerhalb der USA würden unter steigenden Handelszöllen vor allem europäische Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Chemie, Pharmazeutika und Autos leiden, insofern sie über keine nennenswerten Produktionskapazitäten in den USA verfügen.

Ähnliches gilt für Firmen aus Ländern, die eng über den Handel mit den USA verbunden sind, beispielsweise aus Japan, Taiwan oder Südkorea. Unterm Strich würden sich bei einem Wahlsieg von Trump die Aktienmärkte in einem schwierigen Spannungsfeld zwischen Steuersenkungen und geopolitischen Konfrontationen bewegen, ähnlich wie unter seinen ersten vier Jahren. Damals hat die Wall Street rund 60 Prozent zugelegt.

 


Über den Autor: 

Steffen Kunkel ist Chefinvestmentstratege bei der Bethmann Bank. Zuvor war der Diplom-Volkswirt unter anderem bei der Credit Suisse und Universal Investments tätig.

 

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