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Wallwitz-Ausblick: "Die USA kommen als erstes auf die Füße"

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China hat etwa 3.000 Milliarden Dollar an die USA ausgeliehen. Darauf bekommen das Land Zinsen von etwa 0 Prozent. Der Dollar fällt seit einigen Jahren mit durchschnittlich 4 Prozent p.a. gegenüber dem Renminbi. Gleichzeitig sind die Preise in China um durchschnittlich 4 Prozent p.a. gestiegen. Zusammengenommen bedeutet das, dass China auf seine in den USA geparkten Währungsreserven real jedes Jahr 8 Prozent, das sind 240 Milliarden Dollar, verliert.

Das läppert sich über die Jahre. Das ist der Unterschied zwischen den Kleinen und den Großen: Die Griechen bitten um einen Schuldenschnitt, die Amerikaner holen ihn sich. Jedenfalls ist es auf diese Weise kein Wunder, wenn die Amerikaner ihr Schuldenproblem in den Griff bekommen, ohne dass es ihnen weh tut.

Dabei sind die Währungsreserven noch das geringere Problem der Chinesen. Hauptproblem bleibt die Struktur der Wirtschaft, die eines kleinen hungrigen Tigers würdig ist, ganz auf den Export fixiert, mit enormer erzwungener Sparquote, ohne Rücksicht auf die Konsumbedürfnisse der Bevölkerung. Das hat damit zu tun, dass die Exportorientierung in den vergangenen 30 Jahren gut funktioniert hat und dass die Parteifunktionäre ihre eigenen (mittlerweile) erheblichen Ersparnisse in die entsprechenden Firmen investiert haben.

Aber diese Struktur funktioniert nicht mehr, denn China ist zu groß für diese Welt, um seine Exporte unbegrenzt zu steigern. So wird China anfangen müssen, sich irgendwann selbst seine Waren abzukaufen, auch wenn das weh tut und bedeutet, der Bevölkerung in Zukunft einen Teil vom Kuchen zu lassen, der bislang an die Partei gegangen ist.

Was tun im Jahr 2013?


Damit kommen wir zum praktischen Teil dieses Essays. Staatsanleihen sind wenig attraktiv. Entweder sie zahlen keine Zinsen (Deutschland, USA und Groß-Britannien), oder zu wenig für das Risiko, welches sie für den Investor bedeuten. Durch die Zentralbanken werden die Zinsen künstlich niedrig gehalten, um die Staatshaushalte zu entschulden. Der staatliche Druck auf die Banken und die Furcht der Anleger halten die Zinsen niedrig, sind aber beide kein guter Ratgeber für Investitionsentscheidungen.

Von Anleihen höchster Bonität und langer Laufzeit werden wir daher wohl im ganzen nächsten Jahr nichts halten. Bessere Einkommensströme gibt es da aus einer Immobilienaktie (REIT) wie der Hamborner AG, die ein deutlich höheres Risiko hat als Staatsanleihen, dafür aber eine recht verlässliche Dividende von 5,5 Prozent abwirft, die sie weitgehend mit der Vermietung deutscher Gewerbeimmobilien erwirtschaftet. Wer die Volatilität aushält, ist mit einem REIT langfristig besser bedient als mit einer Staatsanleihe.

Abgeneigt sind wir auch gegenüber Rohstoffen, deren Preise fast ausschließlich am chinesischen Investitionshunger hängen. Sollte dieser nachlassen, sieht es schlecht aus für die Industrierohstoffe im Allgemeinen und die Wirtschaft Australiens im Besonderen. Ob es wirklich zu Ende geht mit dem Rohstoffboom ist schwer zu sagen, aber das allein sollte ein Grund sein, bei Investitionen vorsichtig zu sein.

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