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Walter Riester im Interview: „Ohne Dauerzulage kein Riester“

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DAS INVESTMENT.com: Haben wir hier ein Beratungsproblem?

Riester: Das würde ich so nicht sagen. Es gibt ja auch viele Menschen in Deutschland die keine Jahressteuererklärung machen, obwohl sie Geld zurückbekämen. Ich denke es gibt einfach ein uniformiertes Trägheitsmoment in der Bevölkerung. Aber das können Berater umgehen, indem sie direkt beim Abschluss der Riester-Rente auch gleichzeitig den Dauerzulagenauftrag ausfüllen lassen. Ohne Dauerzulagenantrag kein Abschluss.

DAS INVESTMENT.com: Das würde das Problem für Neukunden lösen. Und die Bestandskunden?

Riester: Da würde ein einfacher Kniff helfen. Wenn Riester-Sparer die Mitteilung bekommen haben, dass sie Zulagen noch beantragen müssen oder dass sie ihren Beitrag noch auf 4 Prozent des Vorjahresbruttoeinkommens aufstocken müssen, sollten sie das innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten nach dieser Benachrichtigung auch tun können. Das wäre eine ganz einfache Sache. Ich habe das auch schon vorgeschlagen. Mal sehen, was daraus wird.

DAS INVESTMENT.com: Wurmt es Sie, dass Sie auf die künftige Gestaltung des Produkts nicht mehr richtig Einfluss nehmen können?

Riester: Ich nehme ja Einfluss. Ich gebe viele Schulungen für Berater, die die Riester-Rente empfehlen und verkaufen. Ein Gesetz ist leer, wenn Sie keine Menschen haben, die es umsetzen.

DAS INVESTMENT.com: Gerade ging durch die Medien, dass viele Riester-Produkte Aktien von Streubomben- und Minenherstellern enthalten. Ist es Zeit für einen Öko-Riester?

Riester: Ich finde diese Kopplung von Streubomben und der Riester-Rente ungerechtfertigt. Denn das Problem haben Sie bei anderen Finanzprodukten auch. Als ich aber zum ersten Mal erfahren habe, dass Riester-Sparer womöglich indirekt Waffenhersteller unterstützen, habe ich – ich sitze im Aufsichtsrat der Union-Investment – direkt nachprüfen lassen, ob die Uni-Profi-Rente auch diese Aktien enthält. Das war so, wurde dann aber sofort geändert – auch gleich für alle anderen Produkte des Hauses. Inzwischen haben viele andere Anbieter auch ihre Anlageverfahren durchleuchtet und verbessert. Einen reinen Öko-Riester wird es aber nicht geben, denke ich.

DAS INVESTMENT.com:
Riestern Ihre Kinder eigentlich? Riester: Nein. Sie würden, aber Sie dürfen nicht, weil sie im Ausland wohnen. Ich hätte auch gerne geriestert. Weil Abgeordnete aber nicht rentenversicherungspflichtig sind, durfte ich nicht.

DAS INVESTMENT.com: Gibt es eine Rürup-Rente in der Familie?

Riester: Auch nicht. Die Rürup-Rente macht meiner Ansicht nach nur Sinn, wenn erstens eine hohe Steuerlast da ist und zweitens auch eine Versorgungslücke im Alter besteht. Beides muss gegeben sein. Und das ist bei der Riester-Familie nicht der Fall.

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