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Finanzberater erläutert Wandel am Kapitalmarkt – was bei Geldanlagen jetzt wichtig ist

Ein Ehepaar im Urlaub
Ein Ehepaar im Urlaub: Anhand eines Praxisbeispiels erklärt Finanzberater Thomas Eckart, wie Anleger trotz der aktuellen Lage ihre Altersvorsorge sichern können. | Foto: Imago Images / Eibner

In meinem Fall möchte das Ehepaar Müller sein bestehendes Vermögen durch geeignete Geldanlagen nach Inflation und Steuern mindestens im Wert erhalten. Aktuelle Entwicklungen auf den Kapitalmärkten wie Inflation und steigende Zinsen gestalten dieses Vorhaben aber schwieriger als ursprünglich gedacht.

Die Ausgangslage

Herr und Frau Müller, beide Mitte 50, können ihre laufenden Ausgaben bis zum Ende des Erwerbslebens über berufliche Einkünfte decken und der Liquiditätsüberschuss reicht, um überschaubare Sonderausgaben zu bezahlen. Im Rentenalter sind zumindest die Fixkosten – Lebenshaltung, Gesundheit, Warmmiete und Absicherung – über die gesetzliche Rente, eine betriebliche Altersversorgung und eine private Rente abgedeckt.

Durch bislang Erspartes und ein kleines Erbe verfügen sie zudem über ein Vermögen von 300.000 Euro, das sich größtenteils auf Tagesgeldkonten bei verschiedenen Banken befindet. Ein kleiner Teil liegt in einem Depot mit einigen Einzelaktien und einem Rentenfonds. Aufgrund durchwachsener Ergebnisse soll dieses aber neu geordnet werden. Die zeitweilige Überlegung, ein Eigenheim zu erwerben, wurde verworfen.

Das Ehepaar wünscht, einen Teil des liquiden Vermögens für Unvorhergesehenes kurzfristig verfügbar zu halten, während der größere Rest als Vermögensreserve im Ruhestand vorgesehen ist. Mein Auftrag ist es, das Vermögen mindestens real zu erhalten. Was auf den ersten Blick leicht zu lösen erscheint, erweist sich bei genauerer Betrachtung als Herausforderung. Grund dafür ist die aktuelle Kapitalmarktsituation.

 

 

 

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Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen

Schon im Jahr 2021 verschoben sich die Rahmenbedingungen auf den Kapitalmärkten fundamental.  Zuvor gab es lange Zeit fallende Zinsen, kaum Inflation und eine wachsende Wirtschaft. Es spielte seit 2009 kaum eine Rolle, ob in Aktien- oder in Rentenfonds investiert wurde – das Geld vermehrte sich, sofern Anleger breit streuten und die eher kurzen Rückschläge an den Märkten aussitzen konnten.

Im Laufe des Jahres 2021 kam aber die Inflation zurück und traf auf eine weiterhin wachsende Wirtschaft. Das führte dazu, dass die expansive Geldpolitik zuerst in den USA abgebremst wurde. Die daraufhin steigenden Zinsen brachten die Schwerkraft bei den Aktienkursen zurück. Vor allem Wachstumswerte mit wenig Preissetzungsmacht litten. Bei ansteigenden Zinsen stellten sich zudem kräftige Kursverluste bei den Renten ein, die aufgrund der Niedrigzinsphase auch nicht durch Zinserträge kompensiert werden können.

2022 verschärft sich diese Entwicklung durch den Ukraine-Krieg weiter. Angebotsengpässe und Rohstoffknappheit führen derzeit zu Inflationsraten von 7 bis 8 Prozent, so dass die negative Realverzinsung sogar bei über 6 Prozent liegt. Neben der hohen Inflation kommt nun auch das Wirtschaftswachstum mehr oder weniger global ins Stocken. Ein Übergang in eine stagflationäre Phase ist nicht auszuschließen und es ist mit hoher Volatilität auf den Kapitalmärkten zu rechnen.

Eine neue Strategie

Auch wenn viele Volkswirte davon ausgehen, dass die Inflation in den nächsten Jahren wieder zurückgeht – weil sich coronabedingte Angebotsengpässe auflösen und die Energiekostenexplosion kriegsbedingt ist – werden wir dennoch auf lange Sicht mit einer höheren Sockelinflation (um die 3 Prozent) im Vergleich zur Vergangenheit leben müssen. Anlageempfehlungen müssen diese Rahmenbedingungen berücksichtigten. In diesem Szenario ist eine höhere Gewichtung realer Assets (Aktien, Immobilien, Alternative Investments) den geldwerten Anlagen (festverzinste Wertpapiere, Rentenfonds) vorzuziehen. 

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