Altersvorsorge Wann weniger Garantie mehr Sicherheit bedeutet
Eine abgesenkte Garantie bei einem Anlageprodukt zur Altersvorsorge verbessert die Renditechancen deutlich, ohne das Risiko signifikant zu erhöhen. Dieser Zusammenhang gelte insbesondere in der aktuellen Situation an den Kapitalmärkten: „Garantien kosten besonders viel Geld, wenn die Zinsen niedrig sind“, erklärt Jochen Ruß.
Der Geschäftsführer des Ulmer Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa) ist Co-Autor der aktuell veröffentlichten Studie „Auswirkungen von Garantien auf inflationsbereinigte Chancen und Risiken langfristiger Sparprozesse“, die Ruß zusammen mit Stefan Graf und Alexander Kling im Auftrag von Union Investment erstellte.
Die Fondsgesellschaft aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe ist nach eigenen Angaben Marktführer bei jenen Riester-Renten, die dem Kunden trotz der Anlage seiner Gelder in Fonds eine nominale 100-Prozent-Garantie auf seine selbst geleisteten Sparbeiträge und der staatlichen Zulagen in Form einer lebenslangen Rente geben.
„Renditebremse“ Garantie
Doch: „Die aktuell gültigen Vorschriften zu Garantien bei der Riester-Rente sind eine stärkere Renditebremse als jemals zuvor“, erklärt Ruß. Er warnt: „Eine Garantieerfordernis von 100 Prozent der eingezahlten Beiträge ist im aktuellen Zinsumfeld extrem kritisch. Sie verhindert einen effektiven Vermögensaufbau.“
Bislang spielten Garantieprodukte in der Altersvorsorge hierzulande zwar eine mitunter zu wichtige Rolle. Die Ifa-Studie zeige aber auch, dass die Garantie nicht beliebig gekürzt werden sollte. Denn die zusätzlichen Renditechancen würden dann einerseits immer geringer, während im Gegenzug das Risiko andererseits deutlich steige.
Hallo, Herr Kaiser!
Ebenso warnt Ruß vor der weit verbreiteten Annahme, dass hohe Garantien stets mehr Sicherheit bieten als geringe. Denn die nominalen Euro-Werte bestätigten diesen Zusammenhang zwar. Doch für Verbraucher zählten die inflationsbereinigten Chancen und Risiken in Bezug auf die Kaufkraft der Leistung im Rentenalter.
Rolle der Inflation
Daher hat das Ifa jetzt insbesondere die Auswirkungen von Garantien auf inflationsbereinigte Chancen und Risiken langfristiger Sparprozesse untersucht. Hierbei gelte folgende Wechselwirkung: Die Gesamtrendite von Aktien weist über einen langen Zeitraum einen Gleichlauf mit der Inflation über denselben Zeitraum auf.
Bei der Wirkung von Garantien (in Euro) auf das Risiko in Bezug auf die Kaufkraft der Leistung gibt es daher zwei gegenläufige Effekte: Hohe Garantien reduzieren das Risiko, das aus Schwankungen der Aktienmärkte resultiert. Allerdings erhöhen sie im Gegenzug das Risiko, das aus der schleichenden Geldentwertung hervorgeht.
„Eine nominale Betrachtung berücksichtigt nur den ersten, ignoriert aber den zweiten Effekt“, erklärt Ruß. Die risikoreduzierende Wirkung von Garantien falle real – also inflationsbereinigt – deshalb geringer aus als bei einer nominalen Betrachtung. „Sicherheit und Garantie ist daher nicht dasselbe.“