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Wachtendorf-Kolumne Warren Buffett, Thin Lizzy und der Wert des Bitcoin

Sieht den Bitcoin nicht als komplett nutzloses Investment
Sieht den Bitcoin nicht als komplett nutzloses Investment: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf.

„The boys are back“ prangt in dicken Lettern auf den T-Shirts. Dazu die Konterfeis von Warren Buffett und seinem kongenialen Kompagnon Charlie Munger, beide ausstaffiert mit fetten Sonnenbrillen. Den auf der jüngsten Hauptversammlung von Berkshire Hathaway am 30. April in Omaha feilgebotenen Merchandise-Artikel sehen manche Kommentatoren als Referenz an die Rückkehr der weltweit bekannten Vermögensverwalter auf die öffentliche Bühne – konnte doch das alljährlich von zigtausenden Aktionären besuchte Treffen aufgrund der Corona-Pandemie 2020 und 2021 lediglich online stattfinden.

Wer sich für Musik interessiert und ein paar Hintergründe zum Thin-Lizzy-Klassiker “The boys are back in town“ kennt, kann jedoch auch mehr hineininterpretieren. Denn als dieses vom „Rolling Stone“ zu den „500 besten Songs aller Zeiten“ erhobene Musikstück 1976 erschien, stand die irische Rockband um ihren charismatischen Frontmann Phil Lynott kurz vor der Auflösung. Die Plattenverkäufe stagnierten, Konzerthallen blieben leer, und auch die Musiker selbst glaubten nicht an einen Erfolg: Ursprünglich war die druckvolle Twin-Gitarren-Nummer gar nicht für eine Veröffentlichung auf dem damals aktuellen Album „Jailbreak“ vorgesehen. Der Rest ist Geschichte – die Single lief in den US-Radiostationen rauf und runter und Thin Lizzy waren wieder im Geschäft.

Buffett und Munger haben immer an sich geglaubt. Erst recht natürlich an ihren auf die richtige Relation von Bewertung und Wachstum abzielenden Investmentstil, der allerdings im fiebrigen Nullzins-Börsenklima der vergangenen Jahre völlig aus der Zeit gefallen schien. Nun kommen die zusammen 189 Jahre alten „boys“ mit Schwung zurück: Während die US-Technologiebörse Nasdaq seit Januar von Tief zu Tief taumelt, markierte die Berkshire-Aktie im März ein neues Allzeithoch.

Zum jüngsten Höhenflug hat nicht nur der rechtzeitige Zukauf von Ölaktien wie Chevron oder Occidental Petroleum beigetragen. Auch mit Apple, seit 2016 als einer der wenigen Tech-Titel im Portfolio, hat Berkshire viel Geld verdient. Sicher wäre es besser gewesen, dort schon 20 Jahre früher einzusteigen. Aber wer wie Buffett den Aktienkurs seines Unternehmens binnen 57 Jahren von 12 Dollar auf 500.000 Dollar steigert, muss sich nicht allzu viel an Versäumnissen vorwerfen. Und verdient es überdies, dass seinen Worten höheres Gewicht beigemessen wird als den Analysen jener Schaumschläger, die für eine substanzlose Kryptowährung wie den Bitcoin bis 2030 einen Marktwert von 500.000 oder gar eine Million Dollar pro Stück aufrufen.

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Freilich, jede Äußerung des „Orakels von Omaha“ auf die sprichwörtliche Goldwaage legen sollte man nun auch wieder nicht. Buffetts plakative Aussage „Wer glaubt, dass der Bitcoin eines Tages den Dollar ersetzen wird, hat den Verstand verloren“ mag zwar zutreffen. Das Angebot, mir für 25 Dollar sämtliche Bitcoins dieser Welt anzudienen, würde ich aber anders als er nicht ausschlagen – selbst wenn es keine Möglichkeit gäbe, sie umgehend für ein Vielfaches an den Nächstbesten weiterzuverkaufen.

25 Dollar, das sind umgerechnet 23,70 Euro. Sollte ich mit all meinen Annahmen über Kryptos, Meme-Aktien und oftmals nur scheinbar disruptive Geschäftsmodelle wider Erwarten doch schief liegen, wäre dies eine prima Versicherung gegen meinen Irrtum, die gern auch 50 oder 100 Euro kosten dürfte. Und die mir ein traditioneller Policen-Verkäufer wie Alleghany – Buffetts und Mungers neueste, 11,6 Milliarden Dollar teure Erwerbung aus dem Versicherungs-Sektor – so definitiv nicht bieten kann.

 

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