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Hype um Chat GPT Warum Anleger bei künstlicher Intelligenz noch abwarten sollten

Chat GPT-App auf einem Smartphone
Chat GPT-App auf einem Smartphone: Der Chatbot hat einen neuen Hype um künstliche Intelligenz ausgelöst. | Foto: Imago Images / photothek

Mit Chat GPT hat künstliche Intelligenz (KI) die nächste Evolutionsstufe erreicht. Der Chatbot von Open AI kann – vereinfacht ausgedrückt – aus bestehenden Daten neue Texte, Computercodes oder sogar Bilder erzeugen. Diese neue Form der KI verfügt über menschenähnliche Fähigkeiten. Generative KI lernt und entwickelt sich permanent weiter. Mit anderen Worten geht es darum, Algorithmen zu trainieren, um neue Inhalte zu generieren, die den vorhandenen Daten ähnlich, aber nicht identisch sind.

Bei Tools wie Chat GPT können Benutzer schriftlich Fragen stellen und erhalten gewissermaßen in einer Konversation ausformulierte Antworten. Das geht weit über die Ergebnisse einer herkömmlichen Googlesuche hinaus. Chat GPT kann nicht nur Fragen beantworten, sondern Texte nach vorgegebenen Anforderungen wie Stil oder Länge produzieren, zusammenfassen, umformulieren oder Briefe schreiben. Obwohl die Ergebnisse auf bestehenden Daten basieren, wirken sie neu und kreativ.

Technische Revolution: iPhone-Moment der künstlichen Intelligenz

Ähnlich wie das Internet oder das Smartphone birgt generative KI das Potenzial, die Welt nachhaltig zu verändern – und das in rasender Geschwindigkeit. Nvidia-Chef Jensen Huang spricht von einem iPhone-Moment der künstlichen Intelligenz. Kurz nach dem Start von Chat GPT im November des vergangenen Jahres avancierte der Chatbot bereits zur am schnellsten wachsenden Internet-App aller Zeiten. Microsoft hat schon mehrere Milliarden Dollar in Open AI investiert. Bloomberg nannte eine Größenordnung von zehn Milliarden Dollar.

Microsoft will die Technologie in seine Suchmaschine Bing integrieren. Das könnte das Geschäftsmodell von anderen Anbietern bedrohen. In Windeseile präsentierten daher die Microsoft-Wettbewerber ihre eigenen Antworten auf Chat GPT. Mitte März stellte der chinesische Internetkonzern Baidu seinen Chatbot Ernie vor. Kurz darauf zog die Google-Mutter Alphabet mit seinem Textroboter Bard nach. Dieser machte allerdings vor allem mit falschen Antworten auf sich aufmerksam. Und Elon Musk hat einen Chatbot mit dem Namen Truth GPT angekündigt. 

 

Trotz anfänglicher Kinderkrankheiten steht es außer Frage, dass Chatbots in den kommenden Jahren enorme Veränderungen und Fortschritte bewirken werden. Das geht quer durch die Wirtschaft. In den USA arbeiten Call Center bereits heute mit Chat GPT. Generell werden die Chatbots künftig die Produktivität im Kundendienst erhöhen. Außerdem können sie einen guten Teil bei der Erstellung von Content übernehmen. Das könnte beispielsweise im Journalismus zu großen Veränderungen führen.

Chatbots können künftig auch Bedrohungen durch Cyberangriffe erkennen, die Lieferketten im Einzelhandel verbessern oder im Finanzbereich die Kreditwürdigkeit von Kunden analysieren. In den Bereichen Gesundheitswesen, Werbung und Marketing sowie bei der Entwicklung von Videospielen zeichnen sich ebenfalls vielfältige Einsatzmöglichkeiten von Chat GPT und Co. ab. Dadurch könnten weltweit bis zu 300 Millionen Vollzeitstellen wegfallen, schätzt Goldman Sachs.

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Anspruchsvolle Selektion für Anleger: Welche Akteure sind aussichtsreich?

Aus Anlegersicht geht es darum, die aussichtsreichsten Akteure auf dem Spielfeld der generativen KI zu identifizieren. Chatbots erfordern enorme Rechenleistung, sowohl für ihr Training als auch für Generierung der Ergebnisse. Davon sollten die Designer und Hersteller von entsprechenden Halbleitern profitieren. Der weltweite Umsatz für Prozessoren mit KI-Beschleunigungskernen wird bis 2024 voraussichtlich mit einer jährlichen Rate von mehr als 35 Prozent wachsen.

 

Gleichzeitig sind die Unternehmen interessant, die über große Mengen an Daten verfügen, die gewissermaßen für die Chatbots die Rohstoffe darstellen. Hier sind vor allem die großen Plattformunternehmen präsent. Die Betreiber von Clouds bieten dagegen die enormen Rechenleistungen an, die für die Speicherung und Auswertung der Daten benötigt werden. Dazu kommen noch Anbieter von verschiedenen Hilfsdiensten.

Möglicherweise wiederholt sich eine ähnliche Entwicklung wie mit dem Internet. Als das World Wide Web auf den Markt kam, zeichnete es sich schnell ab, dass es die Welt verändern würde. Das passierte auch. Dennoch sind die meisten Akteure der ersten Stunden von der Bildfläche verschwunden. Gleichzeitig sind aber auch aus Garagenfirmen Welt-Konzerne entstanden.

Bei der Selektion möglicher Investments können sich Anleger durchaus etwas Zeit lassen. Denn in den vergangenen Monaten ist bei den Aktien aus dem Bereich generative KI ein regelrechter Hype entstanden. Die entsprechenden Papiere sind gut gelaufen und daher zurzeit ambitioniert bewertet. Das lässt noch den einen oder anderen Kursrücksetzer erwarten.

Über den Autor:
Norbert Hagen ist Vorstandssprecher der ICM Investmentbank.

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