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Rohstoff-Mix gegen die Krise Warum Anleger jetzt auf Gold, Silber und Öl setzen sollten

Erdölförderung
Erdölförderung: Das Ölkartell OPEC+ will die Ölfördermenge spürbar reduzieren – eine Chance für Anleger, meint Michael Wittek. | Foto: Imago Images / allefarben-foto

Was haben Gold, Silber und Öl gemeinsam? Eigentlich so gut wie nichts. Die drei Rohstoffe unterscheiden sich in ihren Eigenschaften fundamental. Eine Gemeinsamkeit gibt es dennoch. Alle drei könnten in diesem Jahr eine gute Performance liefern, allerdings aus unterschiedlichen Gründen.

Gold: in Krisen gefragt

Bei Gold handelt es sich streng genommen weniger um einen Rohstoff, sondern vielmehr um eine Währung. In der Realwirtschaft wird das Edelmetall so gut wie nicht gebraucht, außer in ein paar wenigen Nischenanwendungen wie in der Schmuckindustrie. Der amerikanische Starinvestor Warren Buffett hat einmal über das gelbe Metall gesagt: „Gold wird irgendwo auf der Welt aus der Erde gegraben. Dann schmelzen wir es zu Barren, bauen einen unterirdischen Tresor und graben es wieder ein. Wenn uns Außerirdische dabei beobachten, es käme ihnen reichlich obskur und seltsam vor.“

Dennoch haben sich die Menschen bereits vor mehreren Tausend Jahren darauf verständigt, dass Gold als Wertaufbewahrungsmittel eine wichtige Funktion erfüllt – und zwar weltweit. Das liegt offenbar daran, dass die global vorhandene Menge an Gold nur im Schneckentempo wächst. Insbesondere in Krisen ist das Edelmetall gefragt. Und davon gibt es derzeit mehr als genug. Außerdem gilt Gold als wirksamer Inflationsschutz.

 

Der Goldpreis hat im abgelaufenen Quartal besonders stark zugelegt. Das Edelmetall wertete in US-Dollar gerechnet um circa acht Prozent auf und entwickelte sich damit besser als fast alle anderen Edelmetalle. Für einen solchen Wertzuwachs braucht die Wall Street im historischen Durchschnitt rund ein Jahr. Im gesamten zurückliegenden Kalenderjahr sorgten dagegen der starke US-Dollar sowie die gestiegenen Zinsen für Gegenwind.

Dieser Wind drehte nun. Daher sollte Gold weiterhin fester Bestandteil bei der Vermögensallokation sein. Es ist zu erwarten, dass Gold langfristig den Kaufkraftverlust durch die Inflation überkompensieren wird. In der Vergangenheit ist dies dem Edelmetall über die meisten Zeiträume gelungen. Außerdem sprechen die vergleichsweise geringe Volatilität und die negative Korrelation mit Aktien sowie dem Dollar für das Edelmetall. Schließlich entfällt bei Anlagegold, also bei Münzen und Barren, das Kontrahentenrisiko, was bei einer möglichen Bankenkrise die Nerven der Anleger schonen dürfte.

Silber: Profiteur der Energiewende

Bei Silber sieht die Lage anders aus. Die Nachfrage stammt in etwa zu 50 Prozent von Investoren, die andere Hälfte jedoch von der Industrie. Im Gegensatz zu Gold ist somit Silber konjunkturabhängig. Vor diesem Hintergrund machten im vergangenen Jahr Rezessionssorgen dem kleinen Bruder von Gold zu schaffen. Gleichzeitig profitierte Silber kaum oder nicht von seiner vermeintlichen Rolle als Krisenmetall, weil es eben industrielastig ist.

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Anleger, die damit rechnen, dass sowohl die USA als auch Europa an einer Rezession vorbeischrammen oder diese sehr kurz und mild ausfällt, können jetzt durchaus auf eine Gegenbewegung bei Silber setzen. Langfristig betrachtet profitiert Silber von der angestrebten Energiewende. Von dem Metall werden in Elektroautos deutlich höhere Mengen verbaut als in herkömmlichen Fahrzeugen mit Diesel- oder Benzinmotor. Auch in der Photovoltaik wird Silber umfangreich benötigt.

Öl: Angebot sinkt deutlich

Der Ölpreis hängt dagegen ausschließlich von der Nachfrage der Industrie und Verbraucher sowie vom Angebot ab. Hier spielt die OPEC+ eine entscheidende Rolle. Nach einer scharfen Korrektur in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres ist der Ölpreis in eine volatile Seitwärtsbewegung übergegangen. Das gilt sowohl für die Sorte Brent als auch für WTI.

Zuletzt hat die OPEC+ angekündigt, ihre Fördermenge spürbar zu reduzieren. Das Kartell will offenbar einer möglichen Rezession und damit einer sinkenden Nachfrage zuvorzukommen. Allen voran Saudi-Arabien und der Irak wollen spürbar weniger Öl auf den Weltmarkt pumpen. Auch Russland und andere OPEC+-Staaten ziehen mit. Insgesamt summieren sich die angekündigten Reduzierungen auf 1,66 Millionen Barrel pro Tag.

 

Bei der Maßnahme könnte es sich aber auch um ein politisches Manöver handeln. Die USA haben es bislang verpasst, ihre freigegebenen strategischen Ölreserven zu niedrigen Preisen wieder aufzufüllen. Zur Erinnerung: Washington hatte im Frühjahr 2022 einen Teil der staatlichen Reserven freigegeben, um den damals durch den Ukrainekrieg stark gestiegenen Preis zu dämpfen.

Eigentlich wollten die USA ab Preisen von 70 Dollar und darunter für ein Fass der Sorte WTI ihre Reserven wieder auffüllen. Doch bislang notiert WTI-Öl fast durchgängig über dieser Marke. Ein „billiges“ Auftanken der US-Reserven ist weder im Interesse der OPEC noch Russlands.

Mit dem Kauf von Öl können Anleger darauf setzen, dass die OPEC+ ihre Kürzungen tatsächlich im angekündigten Umfang umsetzt und/oder, dass sich die Konjunktur in den westlichen Industriestaaten besser entwickelt als bislang erwartet. Wahrscheinlich verspricht ein Mix aus den drei Rohstoffen das beste Rendite-/Risiko-Profil.

Über den Autor:
Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement bei Albrecht, Kitta & Co. und ist für die Anlegestrategie der Vermögensverwaltung verantwortlich.

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