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Schutz vor Inflation Warum der Goldpreis nicht steigt

Zwei Meter hohe Goldstatue eines Phoenix
Zwei Meter hohe Goldstatue eines Phoenix: Trotz der aktuell hohen Inflationsraten zieht der Preis des Edelmetalls nicht an | Foto: Imago Images / Kyodo News

Gold gilt seit jeher als Stabilisator fürs Depot und erfreut sich besonders in Krisenzeiten großer Beliebtheit. Die aktuellen Inflationsraten – in Deutschland liegt diese im Oktober voraussichtlich bei 4,5 Prozent, in den USA lag sie im September bei 5,3 Prozent – lösen jedoch bislang nicht den erhofften Boom beim Goldpreis aus. Im Gegenteil: Dem jüngsten Bericht des World Gold Council zufolge sinkt die Nachfrage sogar rapide. Im zweiten Quartal 2021 ging sie gegenüber dem Vorjahreszeitraum um satte 13 Prozent zurück. Auch Gold-ETFs verzeichnen Abflüsse. Mit aktuell 1.775 US-Dollar je Feinunze (Stand: 29. Oktober 2021) ist vom Goldglanz im August 2020 (2.063 US-Dollar je Feinunze) nicht mehr viel übrig. Woran liegt das?

Nicht ganz unschuldig am Stagnieren des Goldkurses sind die Zentralbanken. Diese wollen ihre umfangreichen Programme zum Ankauf von Anleihen langsam zurückfahren. Zinserhöhungen werden damit wahrscheinlicher. Das wiederum mindert die Attraktivität des Edelmetalls, während festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen) profitieren dürften.

„Wenn die Zentralbanken beginnen, die Geldpolitik zu straffen, um die Inflation zu bekämpfen, könnte der Goldpreis durchaus noch etwas fallen“, sagt Adrian Ash, Research-Chef des Online-Anbieters für Anlage-Gold BullionVault. „Angesichts des Ausmaßes der weltweiten Staatsverschuldung ist es aber sehr schwer vorstellbar, dass die Fed oder die EZB die wirtschaftliche Erholung oder die staatliche Ausgabenpolitik mit positiven Realzinsen gefährden.“

Stagflation und Goldpreis

Zu den gestiegenen Preisen für Rohöl (84 US-Dollar pro Barrel, Stand: 29. Oktober 2021) und Erdgas gesellen sich derzeit Lieferengpässe bei etlichen Produkten wie Computerchips. Einige Unternehmen mussten sogar ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, weil die Produktion nicht auf Hochtouren laufen kann. In diesem Zusammenhang taucht der Begriff der Stagflation auf, der das gleichzeitige Auftreten von Inflation und  wirtschaftlicher Stagnation bezeichnet. Beispiele dafür sind die 70er Jahre, als zwei Öl-Krisen die Inflation entfachten und die Konjunktur ins Stocken brachten. Anfang der 80er-Jahre musste der ehemalige Fed-Chef Paul Volcker den Leitzins in den USA sogar auf 20 Prozent anheben, da die Preise um bis zu 15 Prozent gestiegen waren.

Der Unterschied zur heutigen Situation: Damals konnte Gold glänzen. So erreichte der Goldpreis Anfang der 80er Jahre ein Rekordhoch von 850 US-Dollar je Unze und prägte den Mythos vom Inflationsschutz des Edelmetalls.

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Angesichts der Entwicklung des Goldpreises stellen sich viele Marktteilnehmer:innen nun die Frage, ob das Edelmetall sich weiterhin als Inflationsschutz fürs Portfolio eignet?

„Dass der Goldpreis vor dem aktuellen Hintergrund noch nicht den Turbo eingelegt hat, mag auf den ersten Blick verwunderlich sein, doch tatsächlich ist die Inflation nicht der einzige Einflussfaktor“, sagt Benjamin Summa, Sprecher des bundesweit tätigen Goldhändlers pro aurum GmbH. „Dem Goldpreis macht aktuell vor allem die Entwicklung des Euro gegenüber dem US-Dollar zu schaffen: Während man noch im Januar 2021 etwa 1,23 US-Dollar für einen Euro bekam, sind es aktuell noch 1,16 US-Dollar.“ Mit anderen Worten: Der Euro schwächelt, der US-Dollar erstarkt. Und Gold wird nun einmal in US-Dollar gehandelt, weshalb das Edelmetall für viele Anleger:innen nun kostspieliger erscheint und dadurch weniger attraktiv wird.

Bert Flossbach, Mitgründer der Fondsgesellschaft Flossbach von Storch, ist hinsichtlich der schützenden Wirkung von Gold optimistisch gestimmt: „Aktien (nicht nur von Goldproduzenten) und Gold sind die einzigen liquiden Anlageklassen, die zukünftig noch einen Schutz vor Inflation und einen realen Wertzuwachs ermöglichen. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn die Inflation wieder fiele. Nur ein deutlich steigendes Zinsniveau oder eine dauerhaft schrumpfende Wirtschaft würden die Attraktivität von Aktien schmälern. Beides erscheint unwahrscheinlich.“

Kryptowährungen als Alternative?

Was das Thema Inflationsabsicherung angeht, sind Aktien und Immobilien für viele Investor:innen das Mittel der Wahl. Auch Kryptowährungen haben in den vergangenen Monaten den Ruf erlangt, als Absicherung gegen Kaufkraftverlust zu dienen. Viele Profi-Anleger:innen nutzen die Kryptowährungen bereits. Einer von ihnen ist Hendrik Leber, Gründer und Geschäftsführer der Acatis Investment, der sich jüngst zur Cyberdevise bekannt hat: „Ich bevorzuge als Inflationsschutz Bitcoin statt Gold“, erklärte er im Interview mit der Wirtschaftswoche.

Wie man es dreht und wendet: Eine 100-prozentige Erklärung für den verhältnismäßig niedrigen Goldpreis trotz steigender Inflation gibt es nicht. Die Debatte um die Wirkungsmacht des Edelmetalls als Inflationsschutz wird deshalb weitergehen – egal, ob der Goldpreis ähnlich wie während der Corona-Krise im vergangenen August noch einmal steigt oder nicht.

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