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Dollar-Rally gestoppt – wie es jetzt weitergeht

Im Sommer 2008, kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise, bekam man für einen Euro rund 1,55 US-Dollar. Anfang 2025 lag der Kurs bei nur noch 1,03 US-Dollar. In 17 Jahren hat der Euro also rund ein Drittel seines Werts gegenüber dem Dollar verloren. Anleger mit Dollar-Investments profitierten in dieser Zeit stark. Doch 2025 wendete sich das Blatt: Der Greenback verlor fast zehn Prozent. Weil viele Depots neben Aktien auch Zinspapiere in US-Dollar enthalten, stellt sich nun die Frage: Wie geht es weiter?
Währungsentwicklungen lassen sich schwer vorhersagen. Zwar versuchen Ökonomen, mithilfe von Paritätstheorien den sogenannten Gleichgewichtspreis zu ermitteln. Doch in der Realität können Währungen jahrelang von diesen theoretischen Werten abweichen. Der Schweizer Franken etwa gilt seit Jahrzehnten als deutlich überbewertet, bleibt aber wegen seiner Stabilität in vielen großen Vermögen ein fester Bestandteil.
Auch beim US-Dollar zeigen Modelle wie die Kaufkraftparität eine klare Überbewertung des Dollars. Der faire Wert des Euros liegt je nach Berechnungsansatz bei 1,20 bis 1,60 Dollar. Der aktuelle Kurs liegt also deutlich darunter.
Trumps Politik schwächt Vertrauen in den Greenback
Lange profitierte der Dollar vom stärkeren Wachstum der amerikanischen Wirtschaft. Doch Donald Trumps Zollpolitik zielt auf Abschottung ab und bremst damit die Dynamik. Sollte sich in Europa eine unternehmerfreundliche Politik durchsetzen und die perfekte US-Welt weiter bröckeln, dürften Währungsgewinne für Dollar-Anleger der Geschichte angehören.
Gleichzeitig könnte ein Umbau an der Spitze der US-Notenbank das Vertrauen in die Geldpolitik schwächen. Trump hat bereits angedeutet, direkten Einfluss auf die Fed nehmen zu wollen. Wenn er einen loyalen Kandidaten an die Spitze setzt, dürfte das Vertrauen in den Dollar weiter abnehmen. Der Anleihemarkt sendet schon Warnsignale: Obwohl die US-Anleihenrenditen steigen, kann der Dollar nicht zulegen. Der Status der US-Staatsanleihen als "sicherer Hafen" ist angezählt.
Auch als Weltleitwährung verliert der Greenback an Strahlkraft. Im Zuge der Sanktionen gegen Russland sahen viele Länder des globalen Südens und vor allem China, ihre Abhängigkeit vom Dollar kritisch und suchten Alternativen zum Dollar-Zahlungssystem.
Chart-Technik bestätigt Abwärtstrend
Nicht nur fundamental, sondern auch technisch betrachtet, liefert das Währungspaar Euro/US-Dollar klare Hinweise auf eine Trendumkehr. Seit dem Tief im September 2022 bei 0,95 US-Dollar je Euro gab es nur noch ein moderates Folgetief bei 1,03. Inzwischen bildet sich ein Aufwärtstrend aus, der im laufenden Jahr noch bis über 1,20 reichen könnte. Die unteren Begrenzungen des Trendkanals verlaufen aktuell zwischen 1,05 und 1,08 US-Dollar – mit steigender Tendenz.
Trotz der jüngsten Abwertung sollte man die Dollarschwäche nicht einfach in die Zukunft fortschreiben. Auch in übergeordneten Abwärtstrends kommt es immer wieder zu Gegenbewegungen. Und als Weltleitwährung bleibt der Dollar schwer zu verdrängen – nicht zuletzt, weil echte Alternativen fehlen.
Für Anleger heißt das: US-Dollar-Anlagen behalten vorerst ihre Daseinsberechtigung im Depot. Doch mittelfristig mehren sich die Anzeichen, dass die Dollar-Stärke ausläuft. Wenn sich in Europa wirtschaftsfreundliche Reformen durchsetzen und die Dominanz der US-Wirtschaft weiter nachlässt, dürfte der Greenback als Performance-Bringer ausfallen. Selbst aus politischer Sicht ist ein schwächerer Dollar für Trump kein Problem – im Gegenteil: Eine abwertende Währung kann den Export stärken.
Über den Autor:
Gottfried Urban ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Urban & Kollegen Vermögensmanagement aus Altötting.