Solvenz-Analyse Warum eine Bürgerversicherung das Gesundheitssystem gefährdet

Die Bilanzen der privaten Krankenversicherer in Deutschland waren auch im Jahr 2020 stabil. Zwar verschlechterte sich die Solvenz im Schnitt um rund zehn Prozentpunkte, mit einer Quote von 485 Prozent lag sie aber weiterhin deutlich über der gesetzlich vorgeschriebenen Mark von 100 Prozent – und dies, obwohl das Zinsniveau sank. Zu diesem Schluss kommt das Beratungshaus Zielke Research Consult in seiner aktuellen Analyse.
Zudem ärgert sich Zielke über die Berechnungsmethode für den aktuariellen Unternehmenszins (AUZ). Da hier nur sichere Erträge eingerechnet werden dürften, fielen Aktiengewinne heraus. In Folge der Negativzinsen würden dann die Erträge künstlich niedrig angesetzt. Schließlich führe dies dazu, dass die privaten Krankenversicherer die Prämien erhöhen.
PKV festigt das deutsche Gesundheitssystem
Zielke Research sieht die privaten Krankenversicherer als systemrelevant. Sie seien es, die aktuellen Standards aufrechterhalten, in deren Genuss auch gesetzlich Versicherte kommen. Das Argument der Analysten mit Blick auf Covid: Krankenhausmanager bekommen Mehreinnahmen durch Einzelzimmer für Privatversicherte und halten eine hohe Bettendichte im Intensivbereich vor. Dies habe in der Pandemie zu einer geringeren Sterblichkeit als in anderen Ländern geführt.
Daher würde das Ende der PKV die Probleme nur verlagern. „Es wäre besser, die Beitragsbemessungsgrenze deutlich zu senken, um mehr Menschen den Beitritt zur PKV zu ermöglichen“, sagt Zielke. Und aufgrund der Alterspyramide komme die gesetzliche Krankenversicherung ohnehin in Solvenzprobleme.

Bürgerversicherung droht
Die Angst um den Fortbestand des Geschäftsmodells lasse die Risikobereitschaft der PKV-Anbieter sinken, sagt Geschäftsführer Carsten Zielke. Die Solvenz solle für eine höhere Diversifikation der Kapitalanlagen genutzt werden. Dies ginge auch zulasten der Kunden. Grund ist laut Zielke die Angst der PKV-Anbieter vor einem Systemwechsel.
Bürgerversicherung würde erhebliche Mehrkosten verursachen
Zielke kommt auf 14,5 Milliarden Euro, die bis 2030 zusätzlich aufgebracht werden müssten. Dabei nehmen die Analysten an, dass die Gruppe der Rentner in Deutschland um 10 Prozent wächst. Wenn die Zahl der Erwerbstätigen gleich bleibt, werde der Beitragssatz von derzeit 14,6 Prozent auf 16,2 Prozent steigen.