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in RisikomanagementLesedauer: 3 Minuten

Portfolio Warum in verschiedene Assetklassen investieren, wenn Aktien die „rentabelste“ ist?

Alles auf Aktien: Aus Renditesicht spricht nichts gegen diese Strategie, doch nicht jeder ist der Typ dafür
Alles auf Aktien: Aus Renditesicht spricht nichts gegen diese Strategie, doch nicht jeder ist der Typ dafür | Foto: Adobe Firefly

Eine alte Börsenregel besagt, dass die Aktienquote im Portfolio 100 minus das eigene Alter sein sollte. Junge Menschen hätten damit grundsätzlich riskantere Portfolios als alte. Das ist deswegen sinnvoll, weil junge Anleger aus ihrem Einkommen leben können und noch nicht darauf angewiesen sind, ihr mit der Zeit angespartes Vermögen langsam zu verbrauchen.

Wer hingegen von seinem ersparten Vermögen lebt, braucht für den Alltag Liquidität. Diese herzustellen bedeutet, dass Anlagen aufgelöst werden müssen. Um nicht zur Unzeit dazu gezwungen zu werden, Aktien verkaufen zu müssen, sollte man das Aktienrisiko rechtzeitig herunterfahren – so die Börsentheorie.

Wer jedoch mehr Vermögen hat, als er es selbst verbrauchen kann, darf die Regel missachten. Der Vermögende denkt vielleicht schon an seine Erben, hat damit einen deutlich längeren Anlagezeitraum und kann in einem Teil seines Vermögens eine höhere Aktienquote durchaus beibehalten.

Grundsätzlich sind Portfolios mit mehreren Assetklassen stabiler – optimalerweise werden Verluste in einer Assetklasse durch Gewinne in einer anderen ausgeglichen. Die sogenannte „Diversifikation“ ist der einzige „free lunch“, den es bei der Kapitalanlage gibt. Können Anleger einen starken Rückgang des Vermögens nicht aushalten, kann durch Diversifikation mit risikoärmeren Anlageklassen das Risiko eines solchen Rückschlags gesenkt werden.

Durch das Mischen von renditestarken und risikoärmeren Anlageklassen lassen sich in einem Portfolio die gewünschte Risikotoleranz und Renditeerwartung des Anlegers umsetzen und im Laufe der Zeit an seine veränderten Lebensumstände anpassen. Der Anleger bewahrt sich zudem die Handlungsfähigkeit, jederzeit sein Portfolio an die Gegebenheiten des Marktes anzupassen, wie das Nachkaufen von Aktien nach einem Crash. Wer dagegen immer zu 100 Prozent in Aktien investiert ist, hat diese Gelegenheit nicht – er ist Gefangener seiner eigenen Strategie und muss Verluste über die Zeit aussitzen.

 

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Der Vorsprung des Aktienportfolios

Zwischen 1901 und 2020 haben reine Aktienportfolios im Schnitt 7,3 Prozent Rendite im Jahr erzielt. 80 Prozent Aktien / 20 Renten lagen bei 6,8 Prozent jährlich, 60/40 bei 6,3 Prozent, 40/60 bei 5,6 Prozent, 20/80 bei 4,8 Prozent und bei 100 Prozent Renten bei vier Prozent jährlich, so die Statistiken. Der Unterschied zwischen den Prozentzahlen klingt nicht so groß, kann sich aber auf einen längeren Zeitraum durch den Zinseszinseffekt aufsummieren und zu eklatant besseren oder schlechteren Ergebnissen führen.

Wurden 100 Euro im Jahr 1901 rein in Aktien investiert und durchgehalten, sind diese im Jahr 2020 zu 437.413 Euro angewachsen. Wurden jedoch zum gleichen Startpunkt nur 20 Prozent des Portfolios in Renten statt in Aktien investiert, sinkt das Endvermögen im Jahr 2020 auf 262.726 Euro ab, ein Unterschied von 174.687 Euro oder 40 Prozent weniger als beim reinen Aktienportfolio. Ein 60 zu 40 Portfolio kam in der gleichen Zeit nur auf 140.389 Euro, 40/ 60 auf 67.108 Euro, 80/ 20 auf 28.788 Euro und 100 Prozent Renten auf 11.079 Euro.

Fazit: Wenn man die zwischenzeitlichen Risiken aushalten kann und bereit ist, mittel- bis langfristig auf den Vermögenszugriff zu verzichten, sind reine, breit gestreute Aktienstrategien für den Anleger die ertragreichste der untersuchten Alternativen. Wer aber weniger Zeit hat, in Verlustphasen unruhig wird, oder spontan über das Geld verfügen möchte, wählt besser ein gemischtes Portfolio. Ein Vermögensverwalter kann bezüglich der passenden Vermögenszusammensetzung beraten.

Über den Autor:

York Irmer ist Partner bei der Allington Investors in Bad Homburg 

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