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Regierungswechsel in Japan Warum japanische Aktien jetzt ein Kauf sind

Herbststimmung am Fujiyama
Herbststimmung am Fujiyama: Candriam erwartet ein Erstarken des globalen Konjunkturzyklus und hält auch deshalb an seiner positiven Einstellung gegenüber Japan fest. | Foto: Imago Images / Cavan Images
Thibaut Dorlet, Candriam

Japanische Aktien haben zuletzt trotz des Rücktritts von Yoshihide Suga, japanischer Ministerpräsident und Vorsitzender der Liberaldemokratischen Partei (LDP), besser abgeschnitten als globale Aktien. Der Rücktritt wurde als Folge der niedrigen Umfragewerte vor den wichtigen Wahlen zum Unterhaus des japanischen Parlaments gesehen.

Die japanischen Aktien legten in den vergangenen Wochen insgesamt zu, weil das Covid-19-Impfprogramm weitgehend gut vorankommt und der Ausnahmezustand in den 19 Präfekturen des Landes gelockert oder aufgehoben werden konnte. Jüngst verzeichneten die Aktien neue Zugewinne. Wichtigster Impuls für die positive Stimmung der Marktteilnehmer war die Aussicht auf eine starke Regierung unter dem neu gewählten Fumio Kishida, der mit einer reformorientierten und akkommodierenden Politik die Reformen von Shinzō Abe fortsetzen und vertiefen will.

Japans Wähler setzen auf die amtierende Regierungskoalition

Fumio Kishida, der seit Ende September der regierenden LDP vorsitzt und damit seit wenigen Wochen auch das Amt des Premierministers bekleidet, war unter Shinzō Abe Außen- und Verteidigungsminister. Um das Rennen an der Parteispitze zu gewinnen, musste Fumio Kishida sich die Unterstützung des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Yoshihide Suga sichern, dessen Ansichten einigen von Kishidas Programmpunkten widersprachen. Kishida hatte vor seiner Wahl zum Regierungschef einen „neuen Kapitalismus“ versprochen, der die Kluft zwischen Arm und Reich verringern soll. Das gefiel der Stammwählerschaft nicht besonders, holte aber Stimmen der Opposition. Zum Vergleich: Bei Amtsantritt waren laut Umfragen nur 49 Prozent für Fumio Kishida, während Shinzō Abe mit 66 Prozent und Yoshihide Suga, der sein Amt nur von 2020 bis 2021 ein Jahr ausübte, mit 62 Prozent Zustimmungsrate ihr Amt antraten.

Die Unterhauswahlen, die am 31. Oktober 2021 stattfanden, waren eine positive Überraschung für die LDP. Sie zeigten, dass die Wählerschaft die Regierungspartei nicht abstrafen, sondern die bestehende Koalition an der Macht halten will. Im November wird die Regierung ein neues Konjunkturpaket vorlegen. Wir gehen nicht davon aus, dass es das Wachstum in Japan im Jahr 2022 verändern wird. Das Paket dürfte jedoch einige Maßnahmen zur Stimulierung des Konsums enthalten, die der LDP im Sommer auch den Sieg bei den Wahlen zum Oberhaus ebnen werden. Bis dahin dürfte die Bank of Japan an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. Sie gehört damit zu den letzten Zentralbanken mit lockerer Geldpolitik in den entwickelten Staaten.

Diese Aussichten sind von den Anlegern, die vielleicht auf eine neue Dynamik wie die der Abenomics warten, bereits eingepreist. Ministerpräsident Shinzō Abe war beliebt, deshalb konnte er ehrgeizige Reformen umsetzen. So wurde die Eigenkapitalrendite (ROE) durch bessere Corporate Governance gefördert und Probleme wie Kreuzbeteiligungen, bei denen ein börsennotiertes Unternehmen Aktien anderer börsennotierter Gesellschaften hält, gelöst. Die geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen ließen den zuvor überbewerteten Yen binnen drei Jahren um mehr als 60 Prozent abwerten, wodurch die japanischen Exporte gefördert und japanische Aktien gut unterstützt wurden. Ausländisches Kapital strömte ins Land und steigerte die Performance der japanischen Börsen.

Japan bleibt für Anleger interessant

Wir rechnen in den kommenden Monaten nicht mit einer ähnlichen Erfolgsgeschichte und einer sprunghaften Erhöhung der ausländischen Investitionen. Seit 2018 sinkt die Eigenkapitalrendite (ROE) in Japan und liegt heute im Durchschnitt unter der anderer großer Industriestaaten. Darüber hinaus scheint der japanische Yen trotz der starken geldpolitischen Lockerung nicht mehr das gleiche Abwertungspotenzial zu haben wie zu Beginn der Regierung Abe.

Wir behalten zudem die Folgen der schnell steigenden Energiepreise genau im Blick, da sie die Konjunkturerholung in Japan belasten könnten. Denn Japan hat bis auf Kohle keine nennenswerten heimischen Reserven an fossilen Brennstoffen und muss vor allem Rohöl, Erdgas und andere Energieträger größtenteils importieren.

Wir halten dennoch an unserer positiven Einstellung Japan gegenüber fest: Es handelt sich um eine Wette auf den globalen Konjunkturzyklus, die erwartete Outperformance des „Value“-Stils und den Anstieg der Realzinsen.

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