Kostenexplosion im Healthcare-Sektor
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Gute Aussichten für Firmen mit Lösungen zur Kostensenkung
Diesen schlechten Nachrichten stehen jedoch auch gute gegenüber: „Immer mehr Unternehmen entwickeln alternative Ansätze, die dazu beitragen, die Kosten für die medizinische Versorgung zu reduzieren – sei es in Form neuer Behandlungsmöglichkeiten, neuer Technologien oder neuer Geschäftsmodelle. Davon profitieren nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Regierungen sowie die Gesellschaft im Ganzen“, betont Schröter.
Generika, deren Anteil am globalen Pharma-Markt nach Angaben der US-Arzneimittelbehörde bei mittlerweile 80 Prozent liegt, helfen, Gesundheitskosten zu drücken. Jedoch trotz der billigen generischen Kopien steigen Gesundheitskosten weiter. Neue, innovative Lösungen, welche einen klinischen Mehrwert für Patienten erbringen und gleichzeitig helfen, Kosten einzusparen, sind jedoch zunehmend gefragt. „Während der Pandemie haben wir nur allzu deutlich vor Augen geführt bekommen, dass die Gesellschaft Innovation braucht – und die geht von Bio- und Medtech-Firmen und nicht von Generika Herstellern aus. Deshalb betrachten wir den Einsatz von Generika nicht als nachhaltigen Ansatz“, ergänzt Flury und verweist auf die zentrale Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtungsweise. Das zeige sich beispielsweise an den Pflegekosten, die nach Angaben der OECD derzeit rund drei Viertel der gesamten Gesundheitsausgaben weltweit ausmachen. „Gelingt es dank innovativer Behandlungsansätze, den Aufenthalt im Krankenhaus oder Zeiten der Pflege deutlich zu reduzieren, trägt dies entscheidend zu mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen bei. Das trifft beispielsweise auf verbesserte Diagnostiklösungen zu, anhand derer sich schwerer Krankheiten bereits frühzeitig erkennen und erfolgreich behandeln lassen“, pflichtet ihr Schröter bei.
Proaktiver Investmentansatz bringt zwei Vorteile mit sich
Das Duo ist sich einig, dass die klassische Herangehensweise vieler Pharma-Firmen, einfach höhere Preise für leistungsfähigere neue Behandlungsmethoden festzusetzen, nicht mehr zeitgemäß ist und solche Firmen angesichts der zu erwartenden Kosteneinschnitte im Gesundheitswesen zunehmend unter Druck geraten könnten. In diesem Marktumfeld gelte es vielmehr, einen proaktiven Investment-Ansatz zu verfolgen und sich in puncto Nachhaltigkeit nicht allein auf ESG-Scores verlassen, so die Fondsmanagerin. „Es zeigt sich immer wieder, dass Pharmafirmen mit vermeintlich ‚gutem‘ ESG-Ratings mitunter teils massive und ungerechtfertigte Preiserhöhungen für ihre Produkte vornehmen. Um solche Unternehmen auszuschließen, ist eine holistische Herangehensweise erforderlich, wie wir sie mit dem HSBC GIF Global Equity Sustainable Healthcare Fonds verfolgen“, erläutert Flury.
Sie ist sich mit Schröter einig, dass proaktives Investieren in Unternehmen, die kostengünstige Lösungen im Bereich Healthcare entwickeln, gleich zwei Vorteile für Anleger mit sich bringt: „Solche nachhaltigen Investments tragen nicht nur dazu bei, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen, sondern auch dazu, den Trend zu immer weiter steigenden Gesundheitskosten zu stoppen und damit einen Beitrag zu einer besseren medizinischen Versorgung von Millionen Menschen weltweit zu leisten“, so ihr Fazit.
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Sie beide beschäftigen sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Healthcare-Sektor. Warum sollten Anleger das auch tun – und beispielsweise in den HSBC GIF Global Equity Sustainable Healthcare Fonds investieren?
Schröter: Auch wenn eine gute Performance in der Vergangenheit noch lange nicht automatisch Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zulässt, lohnt der Blick auf die Entwicklung der vergangenen zwei Dekaden: Unabhängig davon, ob wir die Märkte in den USA, Europa oder Asien betrachten, hat es sich für Anleger deutlich ausgezahlt, in Healthcare zu investieren.
Worauf führen Sie das zurück, was spricht hier und jetzt für ein Investment?
Flury: Der Healthcare-Sektor weist zwei entscheidende Vorteile auf: Er hat zum einen eine defensive Komponente, was sich daraus ergibt, dass beispielsweise chronisch Kranke ihre Medikamente laufend einnehmen müssen – egal, ob es wirtschaftlich gerade bergab oder bergauf geht. Das sorgt auf Unternehmensseite für konjunkturunabhängige beständige Einnahmen. Zum anderen ist die Gesundheitsbranche sehr breit gefächert und umfasst sehr unterschiedliche Subsektoren mit unterschiedlichen Eigenschaften. Die Spanne reicht von klassischen Pharmariesen und Biotech-Firmen, die an der Entwicklung neuer Medikamente forschen über die Bereiche Medizintechnik, Labortechnik, Digitalisierung, Krankenhausbetreiber und Apotheken. All diese Unternehmen profitieren auch vom Megatrend Demographie. Unter dem Strich sind die Perspektiven für ein beständiges Wachstum daher sehr gut. Externen Studien zufolge ist in diesem Segment mit einem Wachstum von durchschnittlich sieben Prozent in den kommenden fünf bis sieben Jahren zu rechnen.
In welchen Subsektoren ist derzeit besonders viel Bewegung?
Flury: Sehr viel tut sich beispielsweise in der Medizintechnik, etwa im Bereich des Monitorings. So gibt es mittlerweile immer ausgereiftere Produkte, die es Diabetikern erleichtern, ihren Glukosespiegel automatisch und kontinuierlich zu messen und zu kontrollieren. Auch die Digitalisierung ist ein Kernthema: So gibt es immer bessere Angebote im Bereich Telemedizin oder auch Produktlösungen, die dazu beitragen, medizinische Behandlungen zu optimieren.
Schröter: Darüber hinaus gibt es auch sehr faszinierende Fortschritte in der Medizinforschung, doch diese Therapieansätze gehen teils mit horrenden Kosten einher. Das ist zwar aus medizinischer Sicht beeindruckend, hält uns aber nicht davon ab, auch hier auf die Kostenseite zu schauen. Denn wir sind der festen Überzeugung, dass sich das UN-Nachhaltigkeitsziel Nummer Drei – ‚Gute Gesundheit und Wohlbefinden‘ – in erster Linie über nicht kostentreibende Innovation im Gesundheitswesen erreichen lässt. Und zwar ohne, dass Anleger Abstriche in puncto Rendite machen müssen – im Gegenteil. Das gute Gefühl, mit dem Investment einen Beitrag zum Erreichen des UN-Ziels zu leisten, gibt es obendrein dazu.
Welches Unternehmen im Portfolio hat sich seit Auflegung der Strategie in puncto Performance besonders hervorgetan?
Flury: Zu den erfolgreichsten Unternehmen, die wir im Rahmen unserer Strategie identifiziert haben, gehört auf jeden Fall BioNTech. Wir sind seit dem Börsengang investiert – und zwar damals nicht wegen Covid 19, sondern weil uns sowohl das Management-Team als auch die Pipeline – Stichwort: Entwicklung eines Impfstoffes gegen Krebs (nicht zur Prävention, sondern zwecks Behandlung) – nachhaltig beeindruckt hat. Sollten die Forscher hier den Durchbruch schaffen, käme dies nicht nur einem großen klinischen Fortschritt zum Nutzen der Patient gleich, sondern der neue Behandlungsansatz hätte auch das Potenzial, Kosten einzusparen. Über die Zeit hinweg haben wir unsere Position in BioNtech aber immer wieder angepasst.
Welche Unternehmen gehören neben der deutschen Biotech-Schmiede zu den Top-Performern?
Flury: Ebenfalls sehr gut haben sich Moderna und das US-Unternehmen Biohaven entwickelt. Bei Biohaven sind wir eingestiegen, als die dritte Phase bei der Entwicklung einer Arznei für den Einsatz gegen behandlungsresistente Migräne abgeschlossen war. Die US-Behörde FDA hat das Medikament mittlerweile zugelassen, und es wurde extrem professionell sowie erfolgreich auf dem Markt lanciert, was angesichts der Pandemiesituation nicht einfach zu bewerkstelligen war. Wir halten diese Produkteinführung für eine der besten auf dem Markt.
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Viele Subsektoren im Portfolio
Derzeit ist das Duo mit etwas mehr als einem Drittel des Portfolios in Bereich Therapien investiert, einen weiteren Schwerpunkt bildet Medizintechnik mit 19 Prozent. Je 15 Prozent stecken in Titeln aus dem Bereich Digitales Gesundheitswesen und Gesundheitsdienstleistungen, die verbleibenden 13 Prozent entfallen auf Unternehmen aus dem Bereich Diagnostik. Fündig werden Schröter und Flury vorwiegend im Mid-Cap-Segment, wobei der Fokus vorwiegend auf solchen Unternehmen liegt, die innovative Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die nicht zu weiteren Kostensteigerungen im Gesundheitswesen betragen, sondern eher das Gegenteil bewirken. Dabei können Flury und Schröter nicht nur auf die Expertise von 82 Aktienanalysten weltweit zurückgreifen, sondern auch auf das 15-köpfige ESG-Research- und Engagement-Team der britischen Asset-Management-Gesellschaft. Mit Unterstützung der Research-Kollegen filtert das Duo aus weltweit rund 600 Healthcare-Unternehmen zunächst diejenigen heraus, die den qualitativen und quantitativen Anforderungen gerecht werden – beispielsweise hinsichtlich des Wachstumspotenzials und sozialer Faktoren. Im nächsten Schritt durchleuchten Flury und Schröter regulatorische und klinische Aspekte. Aus den so herausgefilterten rund 150 Unternehmen wählt das Duo dann diejenigen aus, die unter anderem hinsichtlich des Marktzugangs überzeugen – etwa, indem sie deutlich dazu beitragen, dass sich mehr Menschen eine gute Gesundheit leisten können. Aus den verbleibenden rund 90 bis 120 Unternehmen schaffen es im Schnitt 30 bis 40 in das sehr konzentrierte Portfolio des Fonds. Damit Schröter und Flury letztlich zugreifen, müssen die Firmen nicht nur hinsichtlich ihrer ESG-Scores überzeugen, sondern auch im Rahmen des hauseigenen Nachhaltigkeits-Screenings gut abschneiden, das unter anderem Kosteneinsparungspotenziale berücksichtigt.
Kostenaspekte im Fokus
Als Beispiel für Engagements, die den strengen Anforderungen der Fondsmanager gerecht werden, nennt Flury die deutsche Biotech-Schmiede BioNTech: „Für nur 49 US-Dollar pro Kopf hat der Covid-19-Impfstoff die Welt vor massiven ökonomischen Kollateralschäden in Billionenhöhe bewahrt“, erläutert die Fondsmanagerin und nennt als weiteres Beispiel Ping An Good Doctor. „Das chinesische Unternehmen ist im Bereich Telemedizin tätig und damit auf einer Linie mit dem Ziel der Regierung, bis 2030 den Zugang zu qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung in ländlichen Regionen kosteneffektiv zu verbessern“, so Flury.
Allein mit der Performance gibt sich das Duo jedoch nicht zufrieden: „Wir wollen auch dazu beitragen, den Healthcare-Sektor nachhaltiger zu machen“, betont Flury.
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