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Rohstoffe als Treibstoffe Warum Schwellenländer-Anleihen bald wieder besser laufen

Straßenmalerei des  mexikanischen Künstlers Carlos Alberto GH.
Straßenmalerei des mexikanischen Künstlers Carlos Alberto GH.: Mexikos Anleihen und Währung sollten vom kommenden Aufschwung stark profitieren | Foto: imago images/Cover-Images

Eigentlich sollte man annehmen, dass die Zentralbanken die Finanzmärkte in die Spur gebracht haben. Aber nein, einige Anlageklassen hinken alten Höchstständen noch hinterher. Auch Schwellenländer-Anleihen. So melden die Anleihe-Spezialisten der Fondsgesellschaft Eaton Vance im Rahmen einer Studie zwar für das vierte Quartal 2020 recht ordentliche Zuflüsse von rund 30 Milliarden US-Dollar, für die Quartale zuvor aber eben auch „die größten Abflüsse aus lokalen Schwellenländerportfolios, die jemals verzeichnet wurden“. Wie sich das auf die Anlageergebnisse auswirkt, zeigt der Chart unten.

Die Eaton-Vance-Experten haben aufgedröselt, wie sich die einzelnen Anleihebestandteile im Gesamtjahr 2020 entwickelten. Bei Papieren in lokalen Währungen sanken generell die Renditen, was die Kurse steigen ließ. Hintergrund ist der, dass inzwischen auch einige Zentralbanken in Schwellenländern gewohnheitsmäßig in Krisen die Zinsen senken. Ganz einfach, weil ihnen stabile Schuldenstände und niedrige Inflationsraten das erlauben.

Für externe, also im Ausland aufgenommene Schulden in Hartwährungen sanken ebenfalls die Renditen, weil die Notenbanken in den USA und der Eurozone als Schrittmacher die Leitzinsen unter Covid-19-Einfluss in den Boden rammten und zugleich massiv mehr Anleihen kauften. Gemessen an den gängigen Vergleichsindizes bringen Schwellenländeranleihen in lokalen Währungen derzeit 4,5 Prozent, wenn man sie bis zum Laufzeitende liegenlässt. In Hartwährungen sind es 3,4 Prozent. Das ist weniger als noch vor Jahren, aber mehr als in Industrieländern. Es ist eben alles relativ, und die Zinswüste macht auch vor Schwellenländern nicht halt.

Was das Bild besonders trübt, sind die Währungen. „Viele der im März und April 2020 am stärksten betroffenen Währungen lagen Ende 2020 noch immer im negativen Bereich“, heißt es in der Studie. Insgesamt hätten Schwellenländer-Währungen das Jahr mit einem Minus von 7,4 Prozent abgeschlossen, gemessen am Dollar. Und selbst der verlor zusätzlich kräftig, weil ihm das Schulden-Festival von US-Präsident Trump und die radikal gesenkten Leitzinsen zusetzten. Im Gesamtjahr 2020 gab er gegenüber dem Euro mehr als 8 Prozent ab.

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Grafik vergrößern (Quelle: Morningstar)

Entsprechend stehen nun die Fonds für Schwellenländer-Anleihen da: Auf Sicht eines Jahres liegt so gut wie keiner im Plus. Allenfalls sind es Anteilsklassen, die den Wechselkurs vom Dollar zum Euro abgesichert haben – was übrigens derzeit nicht mal ein Prozent im Jahr kostet (siehe Tabelle nächste Seite).

Doch genau diese schwachen Währungen könnten nun zum Renditetreiber werden. Vorausgesetzt, die globale Wirtschaft erholt sich von der Corona-Krise. Für 2021 und 2022 rechnen die Volkswirte des Internationalen Währungsfonds mit Wachstumsraten von 6,0 und 5,1 Prozent, in den Industrieländern hingegen mit lediglich 3,9 und 2,9 Prozent. „Wir erwarten, dass die Gegenbewegung zur Virus-getriebenen Schwäche in diesem Jahr für Gewinne sorgen wird“, sagt Paul McNamara, der als Investment-Direktor bei GAM für den Multibond Local Emerging Bond (ISIN: LU0984439082) zuständig ist. „Die Schwellenländerwährungen dürften von niedrigen Bewertungen, globalem Wachstum, dem schwächeren Dollar und den höchsten Leistungsbilanz-Überschüssen seit Jahren profitieren.“

Der kräftigste (Nach-)Schub dürfte in Lateinamerika entstehen, was die Region glatt zu einem antizyklischen Tipp macht. Sollte sich die Weltwirtschaft dank Corona-Impfstoff und Nachholeffekten erholen, wird das vor allem in Asien für steigende Nachfrage sorgen. Das wiederum werde Rohstoff-Exporteure aus Lateinamerika zu den Hauptgewinnern machen, ist man sich bei der Fondsgesellschaft Ninety One sicher.

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