Rohstoffe als Treibstoffe Warum Schwellenländer-Anleihen bald wieder besser laufen
„Lateinamerika hängt generell stark an den Rohstoffpreisen, die noch niedrig liegen, sich aber schon seit einigen Monaten erholen“, sagt Michael Vander Elst, Portfoliomanager des DPAM L Bonds Emerging Marktes Sustainable (LU0907927338) von Degroof Petercam. Auch er gibt sich zuversichtlich, dass aufwertende Rohstoffwährungen beim kommenden Wachstumsschub den Großteil der Wertentwicklung liefern.
Genügend Nachholbedarf scheint auch in zweiter Hinsicht vorhanden zu sein. Im Durchschnitt sanken die Ratings für Hartwährungsanleihen in Lateinamerika von Investment-Qualität auf Hochzinsniveau. Für Brasilien ging es bei der Agentur Standard & Poor‘s (S&P) von BBB in der Spitze um vier Stufen auf nunmehr BB- hinab und für Mexiko im März 2020 um eine Stufe auf BBB, mit negativem Ausblick. Und das klassische Fahrstuhlland Argentinien ließ von B+ im August 2018 bis D im Mai 2020 kräftig Federn, heute bei CCC+.
Das zeigt auch, warum Fonds für asiatische Anleihen (siehe Tabelle) etwas stabiler blieben als jene für alle Schwellenländer – letztere enthalten eben auch Lateinamerika. In Asien liege der Anteil von Investment-Grade-Anleihen bei über 80 Prozent, berichtet Wim Vandenhoeck, der als Portfoliomanager den Invesco Emerging Markets Local Debt (LU2014293232) verantwortet. In Osteuropa und Lateinamerika seien es dagegen weniger als 60 Prozent. Papiere in lokalen Währungen hätten in Asien sogar durchweg Investment-Qualität. „Anleihen mit schlechterer Kreditqualität entwickeln sich in Phasen erhöhter Marktvolatilität wie 2018 oder 2020 tendenziell unterdurchschnittlich und werden eher abverkauft“, sagt Vandenhoeck.
Anhand solcher Irrungen und Wirrungen wird wieder einmal deutlich, dass Anleihen in Schwellenländern einem komplexen Gemisch aus vielen Ursachen und vielen Wirkungen unterliegen. Dabei ist schwer zu sagen, welcher Effekt am Ende überwiegt. „Die am Jahres-BIP gemessene Schuldenlast ist kein guter Indikator mehr dafür, wie gut ein Land seine Außenstände zurückzahlen kann“, sagt Luc D’hooge, Leiter für Schwellenländer-Anleihen bei Vontobel Asset Management. So könne ein Land in seiner Landeswährung bei einheimischen Anlegern mehr Geld aufnehmen als extern zu internationalen Konditionen.
„Die Komposition von Schulden in Landes- und Hartwährungen, die lokalen, externen oder multilateralen Geldquellen, der Zinsanteil im Staatsbudget, der Refinanzierungskalender, Reserven der Zentralbank – all das ist sehr wichtig“, erklärt Fondsmanager Vander Elst.
Welche Währung darf's denn sein? Anleihefonds im Überblick
Die Tabelle zeigt Fonds für Schwellenländeranleihen in Hart- und Lokalwährungen, Euro-gesichert und speziell aus Asien mit der höchsten Wertentwicklung über fünf Jahre.
Im Ausland aufgenommene Dollar-Schulden unterliegen dem Zins-Takt aus Washington. „Jede Änderung in der Zinskurve spiegelt sich sofort in den Kursen dieser externen Anleihen wider“, erklärt Pramol Dhawan, der das Schwellenländer-Portfoliomanagement bei Pimco leitet. Demnach ist das, was die Fed derzeit macht, gut für die Kurse und die in Dollar verschuldeten Länder. Genauso spiegelt sich aber auch jede Dollar-Schwäche in den Portfolios von Euro-Anlegern wider. Weshalb diese sich derzeit ruhig mal die bereits erwähnten Dollar-Euro-gesicherten Fonds ansehen sollten.