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Bantleon-Portfoliomanager über nachhaltige Anleihen Warum sich Green Bonds nur als Beimischung eignen

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Aktive Green-Bond-Fonds orientieren sich meistens an einem Green-Bond-Index und weichen deshalb ebenfalls nur in begrenztem Maße von dessen Allokation ab. Eine Staatsanleihe kann im aktuellen Umfeld bis zu jeweils 11 Prozent am ETF einnehmen. Abhilfe wird auch die angekündigte grüne deutsche Bundesanleihe nicht schaffen, die ebenfalls eine Laufzeit von 10 Jahren haben wird.

Hohe Konzentration bei Emittenten und Sektoren

Bei grünen Unternehmensanleihen haben Bankanleihen und Anleihen von Versorgern einen Anteil von 80 Prozent. Um sektorspezifische Risiken zu vermeiden, zum Beispiel den kostenintensiven Kohle- und Atomausstieg bei Energieversorgern, wäre es sinnvoll, Anleihenportfolios auch Anleihen anderer Sektoren wie Pharma, Telekommunikation und Technologie beizumischen. Im Bereich der Covered Bonds und Pfandbriefe – die wegen ihrer Besicherung durch Hypotheken- oder öffentliche Kredite sehr sicher sind – gibt es hingegen nur sehr wenige grüne Emittenten, obwohl deren Zahl stetig steigt.

Die Aufstellung der größten Emittenten (siehe Grafik 2) verdeutlicht, dass auch bei Staatsanleihen und staatsgarantierten Emittenten Konzentrationsrisiken bestehen. Obwohl die Finanzierung nachhaltiger Projekte besser zur Geschäftsstrategie einiger Unternehmen (zum Beispiel Förderbanken) passt, rechtfertigt dies nicht eine höhere Allokation im Portfolio.

Grafik vergrößern; Stand: 21. Februar 2020

Angesichts der Klumpenrisiken stellt sich die Frage, welche Green-Bond-Maximalquoten in einem ausgewogenen Portfolio sinnvoll sind. Hierzu hat Bantleon ein Green-Bond-Simulationstool entwickelt, welches unter Berücksichtigung von Emittenten- und Emissionslimiten, Anleihensegmentgewichtungen sowie Sektor- und Laufzeitrestriktionen eine maximale Green-Bond-Quote errechnet. Die Restriktionen stellen sicher, dass eine ausreichende Diversifikation auf Ebene der Emissionen, Emittenten, Länder, Laufzeiten, Ratings und Anleihensegmente besteht.

Im Optimalszenario eines Portfolios, bestehend aus 10 Prozent Staatsanleihen, 40 Prozent staatsgarantierten und staatsnahen Anleihen, 25 Prozent Covered Bonds und 25 Prozent Unternehmensanleihen, ergibt sich eine maximale Green-Bond-Quote von 60 Prozent. Werden Anleihen mit einer Laufzeit von über 10 Jahren ausgeschlossen sowie eine Portfoliostruktur von jeweils 25 Prozent für Staatsanleihen, staatsgarantierte und staatsnahe Anleihen, Covered Bonds und Unternehmensanleihen gewählt, beträgt die maximale Green-Bond-Quote noch 45 Prozent. Weitere Ländereinschränkungen, zum Beispiel auf OECD-Staaten, führen zu einer tieferen Green-Bond-Quote.

Wegen der unvorteilhaften Marktproportionen raten wir derzeit von einer ausschließlichen Investition in Green Bonds ab. Wir sehen Green Bonds vielmehr als eine sinnvolle Ergänzung, um die Themen Nachhaltigkeit und Impact Investing in ein Anleihenportfolio zu integrieren. Das gilt insbesondere wegen der unmittelbaren und direkten positiven Wirkung der finanzierten Projekte auf die Umwelt. Im aktuellen Umfeld raten wir deshalb zu einer teilweisen Beimischung zu einem bereits diversifizierten Portfolio aus konventionellen Anleihen. Mit der zunehmenden Wachstumsdynamik des Marktes kann die Quote sukzessive angehoben werden.


Über den Autor:
Marcio da Costa ist Portfoliomanager beim Anleihehaus Bantleon.

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