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„Warum soll die regionale Zuordnung eines Staates wichtiger sein als seine Solidität?“

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Und auf der anderen Seite des Risikostrahls?


Fehm: Da haben wir eine relativ große Position in Ländern wie Argentinien, Venezuela, Sri Lanka und Pakistan. Hier bekommen wir derzeit einen Risikoaufschlag von 800 bis 1.200 Basispunkten. Da wird das Risiko, das wir eingehen, also noch bezahlt. Das ist bei den Investmentgrade- Ländern im BBB-Bereich mit 70 oder 100 Basispunkten über US-Treasuries, nicht der Fall. Auf der Währungsseite gefallen uns Investitionen in einen Korb an relativ unkorrelierten und illiquiden Währungen, vor allem aus den afrikanischen Ländern. Die kaufen wir und halten sie dann zwei, drei Jahre, was Renditen von bis zu 15 Prozent bringt. Jede Währung hat dabei einen Anteil von 0,5 bis 0,7 Prozent, um die Volatilität gering zu halten.

Beschränken Sie die eingegangenen Risiken in irgendeiner Form?


Fehm: Wir haben uns interne Restriktionen auferlegt, wie weit wir von der Benchmark abweichen dürfen. Je niedriger die Qualität, desto weniger Spielraum haben wir, und umgekehrt. Alles was unter B geratet ist, darf zum Beispiel einen Anteil von über oder unter 2 Prozent gegenüber der Benchmark haben. Ein Land, das nicht in der Benchmark vertreten ist, darf maximal 2 Prozent des Portfolios ausmachen. Dann schauen wir uns noch das Beta an.

Also die Schwankungsintensität des Portfolioreturns im Vergleich zur Benchmark?


Fehm: Richtig. In unserem Portfolio gibt es drei Komponenten: den Dollar-Teil, die Duration der lokalen Anleihen sowie Währungen. Für jede einzelne Anleihe und jeden einzelnen Bereich können Sie das Beta berechnen, wobei die Duration die Zinsänderungssensitivität widergibt und der Spread für das Risiko des Emittenten steht. Das ist für uns die wichtigste Risikokennziffer, die wir auch für den Vergleichsindex berechnen. So können wir das Portfoliorisiko mit dem des Markts vergleichen.

Sie haben bereits seit über 19 Jahren mit den Schwellenländern zu tun. Gibt es da noch etwas, was Sie überrascht?


Fehm: Es gibt Emittenten zum Beispiel im Nahen Osten, die von der Qualität her sehr hoch liegen, die aber einfach aus dem Grund, weil sie im Nahen Osten sind, hohe Spreads zahlen müssen. Da frage ich mich immer, warum hier nicht jeder zugreift. Es ist nicht immer nachzuvollziehen, welches Risiko der Markt hier einpreist. Und warum regionale Zuordnungen höher bewertet werden als der Fakt, dass das Land extrem hohe Reserven hat, einen völlig soliden Haushalt und nur gering verschuldet ist. Eine Rückzahlung der Anleihen scheint doch hier nicht infrage zu stehen. Trotzdem muss der Emittent 300 bis 400 Basispunkte Risikozuschlag zahlen.

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STECKBRIEF UTA FEHM


Uta Fehm (46) ist seit 2004 Portfolio- Managerin bei UBS Global Asset Management. Sie ist spezialisiert auf den Bereich Schwellenländeranleihen und für Entwicklung und Analyse der Schwellenländerprodukte verantwortlich. Sie verfügt über 19 Jahre Investmenterfahrung und arbeitet am UBS-Standort in Frankfurt am Main.


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