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US-Geldpolitik Warum Tapering die Märkte diesmal nicht ins Wanken bringt

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Nachfrage nach US-Staatsanleihen dürfte hoch bleiben

Das sollte auch deshalb kein Problem sein, da insbesondere die Nachfrage ausländischer Investoren nach US-Staatsanleihen robust bleiben dürfte. Angesichts negativer Zinsen alternativer Anlagen mit Top-Ratings wird sich hier vorerst wenig ändern. So wurden in der letzten Auktion zehnjähriger US-Staatsanleihen von ausländischen Käufern 32 Milliarden US-Dollar und damit 77 Prozent der gesamten Emission erworben. Wir erwarten deshalb, dass am US-Anleihemarkt trotz des bevorstehenden Taperings die potenzielle Nachfrage weiterhin die Netto-Neuemissionen übersteigen und damit tendenziell auf die Renditen drücken wird.

Negativer Fiskalimpuls mit Bremswirkungen

Die Rückführung des Defizits im US-Haushalt dürfte zudem eine enorme Bremswirkung auf die Konjunktur haben. Der sogenannte Fiskalimpuls, hier gemessen als Veränderung des Primärdefizits ohne Zinszahlungen, fällt laut Schätzung des Congressional Budget Office (CBO) auf rund minus 9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Quelle: Mainsky / Macrobond

Die gängige Erwartung ist, dass die US-Wirtschaft damit gut zurechtkommen wird, weil der Wirtschaftskreislauf wieder rund läuft und keiner staatlichen Hilfe mehr bedarf. Allerdings ist dann auch nur noch mit einem Wachstum von rund 2 Prozent im Einklang mit dem Potenzialwachstum zu rechnen. Wir haben die Spitze der Konjunkturerholung bereits im zweiten Quartal gesehen, nun mehren sich die Signale einer Verlangsamung. Außerdem steigt auch in den USA die Angst vor der Ausbreitung neuer Corona-Varianten. Deshalb werden gerade private Haushalte aus Vorsicht nur sehr zögerlich und wenn überhaupt geneigt sein, ihre stark gestiegenen Ersparnisse auszugeben. 

Beruhigung der Inflation

Wir sehen deshalb gute Chancen für eine schnelle Beruhigung der Inflation. Auf der einen Seite dürfte die Wachstumsverlangsamung den Nachfragedruck mindern. Auf der anderen Seite werden im Laufe der Zeit weit verbreitete Lieferengpässe verschwinden und sich damit zusammenhängende Preissprünge wieder zurückbilden.

Fazit: Taper ohne Tantrum

Kurz zusammengefasst erwarten wir zwar ein Taper, diesmal aber ohne Tantrum. Außerdem rechnen wir nicht mit einer unmittelbar im Anschluss folgenden Zinserhöhung. Für die Finanzmärkte bedeutet dies ein geringes Risiko für stark steigende Renditen, wir gehen eher von einer flacheren Renditekurve aus. Leicht freundliche Bondmärkte dürften die Kurse am Aktienmarkt stützen, während moderatere Gewinnaussichten aufgrund der Wachstumsverlangsamung eine potenzielle Belastung darstellen. Hier bleibt eine sorgfältige Auswahl von Regionen und Sektoren wichtig. Am Devisenmarkt rechnen wir per Saldo mit einem leicht stärkeren US-Dollar gegenüber dem Euro. 

Über den Autor: Dr. Adolf Rosenstock ist volkswirtschaftlicher Berater und Aufsichtsratsvorsitzender bei MainSky Asset Management.

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