Fondsmanager Klaus Kaldemorgen Warum Tech-Aktien für jeden Anleger unverzichtbar sind
Wenn die Aktienkurse aktuell Rekorde erzielen, ist dies in den allermeisten Fällen auf Unternehmen aus der Technologiebranche zurückzuführen. Für Klaus Kaldemorgen bedeutet das, dass kein Anleger heute mehr ohne Tech-Aktien auskommt. Trotzdem warnt der bekannte Fondsmanager auch davor, was die Dominanz einer einzigen Branche für den Aktienmarkt und den Standort Deutschland bedeutet.
2024 haben Tech-Aktien dem MSCI All Country World bereits ein Plus von 5 Prozent beschert. Doch der Schein trügt, wie Kaldemorgen anhand einer anderen Rechnung aufzeigt. Wenn man die im Index enthaltenen Werte alle gleich gewichten würde, stünde ein leichtes Minus zu Buche. „Insgesamt haben seit Jahresanfang mehr Aktien an Wert verloren als an Wert hinzugewonnen", erklärt der Starmanager in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ).
Kaldemorgen verfügt über mehr als 40 Jahre Erfahrung als DWS-Fondsmanager und verwaltet für die Fondsgesellschaft einen nach ihm benannten Multi-Asset-Fonds. Dass der Börsenaufschwung nur an einigen wenigen Aktiengesellschaften hängt und die weltweite Marktkapitalisierung zu mehr als einem Drittel digitalen Werten zuzuordnen ist, betrachtet er mit Vorsicht. „Unter Risikogesichtspunkten ist das keine ideale Konstellation.“
Technologie dominiert die Portfolios
Das Dilemma für Fondsmanager besteht in den Augen von Kaldemorgen dabei darin, dass sie „einen Index wie den MSCI World nicht schlagen können, ohne das Gebot der Risikostreuung im Portfolio zu verletzen“, betont er im FAZ-Interview. Einzelne Tech-Titel seien im Weltindex teilweise höher gewichtet, als alle Aktien aus Deutschland zusammen. Um den Index zu übertreffen, müssten die Portfoliomanager diesen Anteil noch erhöhen. Dies sei schon aus regulatorischer Sicht nicht möglich.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
In Bezug auf börsengehandelte Indexfonds hat der DWS-Fondsmanager ebenfalls Bedenken: „Die Investition in ETFs geht so lange gut, wie es Zuflüsse in den Aktienmarkt gibt.“ Gesetzt den Fall, dass Investoren sich vermehrt aus dem Aktienmarkt zurückziehen würden, bekämen das vor allem die in den Indizes hoch gewichteten Technologieaktien und damit auch die ETFs zu spüren.
Deutschland schwächelt nicht nur in der Tech-Branche
Das größte Potenzial sieht Kaldemorgen in Microsoft und Alphabet, da sie „im Bereich der Digitalisierung die größtmögliche Spannweite an Themen abdecken“. In seinem Fonds DWS Kaldemorgen stellen sie die beiden größten Positionen dar. Aus diesem Grund würde der Fondsmanager sich ähnlich gewichtige Unternehmen auch in Deutschland wünschen. „Wenn es ein deutsches Alphabet oder ein deutsches Microsoft gäbe, täten wir uns leichter“, sagt er in Bezug auf den strauchelnden Standort Deutschland.
An die US-amerikanischen Tech-Riesen kommt hierzulande nur SAP heran. Zudem sieht Kaldemorgen Deutschlands bestehende Führung im industriellen Bereich gefährdet. Denn die Produktionsunternehmen der deutschen Schlüsselindustrien hadern unter anderem mit den Energiekosten – in Deutschland sind diese momentan auf dem höchsten Niveau der Welt. Gewinne lassen sich so aus seiner Sicht nicht erwirtschaften.