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Morningstar-Analyse Was Anleger tun sollten, wenn der Fondsmanager die Firma wechselt

Von Aktualisiert am in USALesedauer: 6 Minuten
Börsenkurse auf einem Bildschirm
Börsenkurse auf einem Bildschirm: Morningstar hat sich die Bilanz von Fondsmanagern angeschaut, die das Unternehmen wechseln. | Foto: Imago Images / ITAR-TASS
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Bekannte, erfolgreiche Fondslenker sind für Investmenthäuser Aushängeschilder – und für Anleger oft Grund, in eine Strategie zu investieren. Wechselt ein Star-Manager das Unternehmen oder gründet seine eigene Firma, stehen Investoren vor der Frage: Sollen sie bleiben oder wechseln?

Welche Strategie sich für Anleger lohnt, hat das Analysehaus Morningstar untersucht. Dafür haben sich die Fondsexperten angeschaut, inwieweit es den Lenkern europäischer und US-amerikanischer Fonds in den vergangenen 30 Jahren gelungen ist, Investmentfähigkeiten und positives Alpha von der alten Firma auf die neue zu übertragen.

Fondsmanager sind nach einem Wechsel erfolgreicher – aber nicht dauerhaft

Meist würden Fondsmanager dann von der Konkurrenz abgeworben beziehungsweise sich für die Selbständigkeit entscheiden, wenn sie gerade besonders erfolgreich seien, schreiben die Morningstar-Analysten. Das führe dazu, dass es Anlegern verlockend erscheint, ihr Geld auch künftig diesem Manager anzuvertrauen. Diese Strategie zahlt sich der Untersuchung zufolge anfangs auch aus: So stiegen die durchschnittlichen Überschussrenditen in den ersten drei Jahren bei der neuen Firma – verglichen mit den letzten drei Jahren bei der alten – von 0,67 Prozent auf 1,36 Prozent.

„Tatsächlich zeigt unsere Studie, dass Fondsmanager in den ersten Jahren nach einem Wechsel kurzfristige Erfolge aufweisen“, sagt Mathieu Caquineau, Leiter Aktien-Research bei Morningstar. Das liege vermutlich daran, dass sie weiter ihren bewährten Anlagestil verfolgen könnten. „Außerdem profitieren sie in vielen Fällen davon, dass sie in den ersten Jahren in ihrem neuen Job weniger Geld verwalten, was es ihnen leichter macht, eine Outperformance zu erzielen“, so Caquineau weiter.

Aus der Auswertung geht jedoch hervor, dass dieser Erfolg oft nicht von Dauer ist. Auf fünf Jahre gesehen ist die Bilanz der Manager bei der alten Firma sogar wieder etwas besser – insgesamt gleichen sich die Werte aber an. Ein Grund könnte sein, dass das Fondsvolumen bei der neuen Firma mit der Zeit zunimmt und es damit schwieriger werde, Überschussrenditen zu erzielen, meinen die Experten von Morningstar.

Betrachtet man die Gesamtbilanz eines Fondsmanagers bei einem Unternehmen, legen die Zahlen nahe, dass viele nicht an ihre vorherigen Erfolge anknüpfen können. So ist das durchschnittliche, annualisierte Alpha bei der alten Firma mit 1,53 Prozent deutlich höher als bei der neuen (0,88 Prozent). Die Morningstar-Analysten geben zudem zu bedenken, dass die Zahlen Manager nicht erfassen, die ihre neue Firma wegen schlechter Leistungen nach weniger als fünf Jahren bereits wieder verlassen haben.

Sollten Anleger ihr Geld also lieber im alten Fonds ihres Lieblingsmanagers lassen? Ganz so einfach ist es laut der Untersuchung nicht, denn geht ein erfolgreicher Fondslenker, leidet die Performance seiner alten Strategie. So übertrafen die Manager in den fünf Jahren nach dem Wechsel mit dem neuen Fonds ihr altes Produkt unter neuem Management im Schnitt um 52 Basispunkte auf Jahresbasis.

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Drei Drittel der Fondsmanager können ihre Erfolg wiederholen – mit Einschränkungen

Die Analysten haben zudem ausgewertet, wie viele Fondslenker sowohl beim alten als auch beim neuen Arbeitgeber ein positives Alpha erzielen konnten. Auf Fünf-Jahressicht trifft das demnach auf zwei Drittel der Manager zu. Allerdings verließen von den 335 Managern mit positiver Fünf-Jahres-Bilanz bei der alten Firma 140 das neue Unternehmen bereits nach weniger als fünf Jahren. Berücksichtige man diese Manager, sinke die Erfolgsquote auf 35 Prozent, so Morningstar.

 

Das Fazit der Fondsexperten: Star-Manager bleiben nicht automatisch Stars. Vielmehr sei auch bei den besten Fondslenkern über drei und fünf Jahre nach einem Wechsel ein Rückgang der durchschnittlichen Überschussrendite zu verzeichnen. „Das Generieren von Alpha ist eine Mischung aus Glück und Fähigkeiten“, fasst Morningstar-Aktienexperte Caquineau zusammen. Daher sei es nicht überraschend, dass in der Studie kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Überschussrenditen bei der alten und neuen Firma festzustellen sei. Vielmehr zeigten die Daten eine große Schwankungsbreite um den Mittelwert.

Das bedeutet: „Manager mit einer großartigen Erfolgsbilanz bei ihrem ersten Arbeitgeber können bei der neuen Firma Werte vernichten. Umgekehrt können sich Fondsmanager mit einer anfänglich schlechten Erfolgsbilanz bei einem neuen Arbeitgeber erheblich verbessern“, so Caquineau. Es gebe durchaus Manager, die erfolgreich das Unternehmen wechseln und weiterhin Überschussrenditen für die Anleger erwirtschaften. Investoren sollten aber nicht blind darauf vertrauen.

Bleiben oder wechseln? 5 Tipps für Anleger

Eine starke Bilanz in der Vergangenheit ist kein Garant für zukünftigen Erfolg – das gilt auch für die Stars unter den Fondsmanagern. Anleger sollten den Morningstar-Analysten zufolge bei ihrer Entscheidung, ob sie bleiben oder wechseln, fünf weitere Faktoren berücksichtigen:

  • Anlagephilosophie: Jedes Unternehmen hat eigene Anlageprozesse oder -ansätze. Daher sei die bisherige Anlagephilosophie eines Managers oft nicht vollständig und direkt auf den neuen Fonds übertragbar. Je näher die Strategien beieinander liegen, desto besser, schreiben die Experten von Morningstar.
  • Ressourcen: Es sei zudem wichtig, die Ressourcen beider Investmenthäuser zu vergleichen. Research- und Analysetools sowie internes Fachwissen haben dem Fondslenker womöglich geholfen, Überrenditen zu erzielen. Fehle diese Unterstützung beim neuen Arbeitgeber, sei ein Manager möglicherweise nicht in der Lage, seine Anlagestrategie effektiv umzusetzen.
  • Unternehmenskultur: Ob ein Fondslenker seine Fähigkeiten voll ausspielen kann, hat auch etwas mit Kultur und Werten der neuen Firma zu tun. Hilfreich könne sein, sich anzuschauen, wie es dem Unternehmen in der Vergangenheit gelungen sei, Übergänge erfolgreich zu gestalten und neue Manager zu integrieren.  
  • Team-Dynamik: Wird ein Fondsmanager Teil eines etablierten Teams, muss er sich der Dynamik anpassen. Schwierig könne das etwa werden, wenn vorherige Einzelkämpfer sich nun in ein Team integrieren müssen, so die Morningstar-Analysten. Insgesamt erhöhe eine positive Dynamik die Chancen, dass Manager ihre Fähigkeiten effektiv einsetzen könnten.
  • Gebühren: Sind die Gebühren des neuen Fonds deutlich höher als der alten Strategie, sollten Anleger sich den Wechsel gut überlegen. Unabhängig davon, wie talentiert der Portfoliomanager sei, könnten Investoren bei zu hohen Gebühren langfristig verlieren, heißt es.

Ein weiterer Tipp der Experten: Wer unsicher ist, ob sich der Wechsel lohnt, könne zunächst eine Zeitlang beobachten, ob es dem Fondsmanager gelingt, seinen Erfolgskurs beim neuen Arbeitsgeber fortzusetzen.

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