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Globale Ernährung Was Bob Dylan mit nachhaltiger Lebensmittelerzeugung zu tun hat

Traditioneller Ackerbau in Peru
Traditioneller Ackerbau in Peru: Die rasch steigende Weltbevölkerung und die nur langsam wachsende Nahrungsmittelproduktion stellen vor immense Herausforderungen. | Foto: Imago Images / blickwinkel

Wir freuen uns, gemeinsam mit dem The Klosters Forum den Blick für die Auswirkungen des globalen Ernährungssystems auf die biologische Vielfalt und die Gesellschaft insgesamt zu schärfen.

Globale Kapitalgeber haben die Macht, Kapital aus Unternehmen, die ihrer Umweltverantwortung nicht gerecht werden, abzuziehen oder erst gar nicht in solche zu investieren. Regierungen, Unternehmen und ihre Aktionäre müssen der Biodiversität genauso viel Beachtung schenken wie ihrer CO2-Bilanz.

Durch unsere Partnerschaft mit dem Klosters Forum wollen wir unser Wissen weitergeben, indem wir an offenen Gesprächen teilnehmen und gemeinsam nach Lösungen suchen.

Bis 2050 dürfte die Weltbevölkerung um 1,7 Milliarden Menschen wachsen

Bis 2050 erwarten die Vereinten Nationen einen Zuwachs der Weltbevölkerung auf rund 9,7 Milliarden Menschen. Schon jetzt ist es eine Herausforderung, die weltweit derzeit acht Milliarden Menschen zu ernähren und gleichzeitig die biologische Vielfalt zu erhalten. Wie diese Herausforderung bewältigt werden kann, setzte auf dem diesjährigen The Klosters Forum, das dem Thema „Ernährungssysteme und Regeneration der biologischen Vielfalt“ gewidmet war, eine lebhafte Diskussion in Gang.

„Ernährung ist eine komplizierte Sache, vor allem, wenn Nahrungsmittel so hergestellt werden, dass die Beziehungen der Menschen zu den Nahrungsmitteln verloren gehen“, brachte die Autorin und Pädagogin Nora Bateson vor. Bateson forderte ein neues Bewusstsein für nachhaltige Landwirtschaft, es gehe „um Kultur, um Beziehungen, um den Boden, um die Generationen, die den Boden bearbeitet haben“. Sie schlug „warme“ Daten vor, um diese verschiedenen Aspekte zu berücksichtigen. Bei diesen Daten, so Bateson, gehe es darum, „Geschichten, Biodiversität, Ökologie von Ideen und Aufklärung zu kombinieren, um die Vernetzungen der Dinge wahrzunehmen und Informationen über sämtliche Gebiete hinweg austauschen, von der Chemie bis zur Politik“. Das bedeute zu erkennen, dass „die Beziehung zwischen Kultur und Identität bei Nahrungsmitteln sehr wichtig ist“. Warme Daten „machen Freude“, erklärte sie, „weil sie mit Erinnerungen, mit dem eigenen Leben verbunden sind“.

Weltweit leiden mehr als 600 Millionen Menschen an Hunger

Eine weitere Teilnehmerin schlug vor, dass sich die Weltgemeinschaft ernsthafter damit beschäftigen sollte, wie sich die mehr als 600 Millionen Menschen ausreichend versorgen lassen, die keinen Zugang zu sicheren Nahrungsmittelquellen haben. Sie verwies abgesehen von der Frage der notorischen Unterernährung auch auf das immer dringlicher werdende Thema der Fettleibigkeit sowie andere Probleme im Zusammenhang mit der Ernährung, darunter Herzkrankheiten, Diabetes und Krebs. Die Lösung bestehe darin, den Zugang zu vielfältigen, nahrhafteren Nahrungsmitteln zu erleichtern.

Der Direktor einer großen Naturschutzorganisation warnte auf dem Forum davor, dass die Wissenschaft ihre Grenzen habe und häufig dem Vorwurf des Reduktionismus ausgesetzt sei. Das Problem sei: „Wir alle können die gleiche Wissenschaft nutzen und zu unterschiedlichen Lösungen kommen. Wissenschaft kann zu einem bestimmten Zeitpunkt die Wahrheit sein, aber die ganze Wahrheit zeigt sich erst mit der Zeit“, gab er zu bedenken. Er räumte ein, dass es fraglich sei „ob wir die ganze Welt mit einem ökologischen landwirtschaftlichen Ansatz ernähren können“, und erklärte, dass sich die Wissenschaft verändern müsse. „Es ist für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ziemlich unangenehm, sich aus ihren Silos zu bewegen“, sagte er, „aber die interessantesten transformativen Ideen stammen von den Wissenschaftlern, die neue Wege gehen“.

„Die Natur wurde in der Vergangenheit als unbezahlbar angesehen, deshalb haben wir sie nie bepreist. Jetzt müssen wir den Preis festlegen, wissen aber nicht wie“, mahnte ein weiterer Forumsteilnehmer an. „Wie haben sich beispielsweise Versuche zur Intensivierung der Landwirtschaft auf das Naturkapital eines Landes wie Simbabwe ausgewirkt? Wir wissen es einfach nicht, weil die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft nicht richtig gemessen wird“, sagte er. Entscheidend sei zudem, dass die Weltgemeinschaft noch „eine gemeinsame Sprache braucht, um ökologische Biodiversität zu definieren und zu messen“, so der Teilnehmer. Was sei zum Beispiel wirklich unter „nachhaltiger Intensivierung“ zu verstehen, die von einer internationalen Organisation beschrieben wird als „ein Ansatz, bei dem durch Innovationen die Produktivität auf bestehenden landwirtschaftlichen Flächen mit positiven ökologischen und sozialen Auswirkungen gesteigert wird“? Er erklärte, dass der Begriff „unzureichend definiert“ sei.

Ohne ausreichend bezahlte Landwirte geht es nicht

Ein Vertreter der Vereinten Nationen schlug vor, der Frage der Nahrungsmittelnachhaltigkeit in Schwellenländern und Frontiermärkten nachzugehen und zu fragen, „wie wir Landwirten und Landwirtinnen dabei helfen können, Geld zu verdienen und gleichzeitig das große Ganze zu unterstützen“, sagte er. „Nur mit Empathie und Geschäftsverständnis für die Landwirtschaft kann man bessere Ergebnis erzielen.“ Er verwies auf Indien, wo der Druck, mehr Nahrungsmittel pro Quadratmeter Land zu produzieren, zu einem Anstieg der Selbstmordrate führte, bis man von forcierten Produktionssteigerungen Abstand nahm. Inzwischen produzieren Landwirte auf dem Subkontinent wieder bessere Nahrungsmittel mit höherer Rentabilität.

Der UN-Vertreter machte deutlich, welche entscheidende Rolle jungen Menschen und ihren Zielen im Bemühen um ein nachhaltiges Ernährungssystem zukommt. „Gerade auch für junge Menschen erscheint die Welt, in der sie leben, sehr komplex. Dabei sind einfache Lösungen selten hilfreich. Komplexe Probleme erfordern komplexe Antworten: Wir müssen es schaffen, Generationen und Disziplinen enger zu verknüpfen.“

Ein weiterer Forumsteilnehmer beklagte die Einzelinteressen, die weiterhin die verschiedenen internationalen Ernährungsgipfel beherrschten, und den mangelnden Konsens im Hinblick auf die Nachhaltigkeit von Nahrungsmitteln. Er vertraue auf die jungen Menschen, bei denen er einen allmählichen Bewusstseinswandel feststelle – und zitierte Bob Dylan: „Es passiert etwas, aber niemand weiß, was es ist.“

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