Chefvolkswirt Jörg Zeuner
Was der Handelskonflikt für Anleger bedeutet
Jörg Zeuner ist Chefvolkswirt von Union Investment. Foto: Union Investment
China und die USA steuern auf neue Konfrontationen zu. Welche Folgen das für die Kapitalmärkte hat, erklärt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment.
Hinzu kommen Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten, etwa durch die Förderung der Widerstandsfähigkeit, der Resilienz von strategisch wichtigen Lieferketten. Öffentliche Investitionen fließen gezielt in Forschung und Entwicklung, es werden Investitionsanreize geschaffen sowie in den USA hergestellte Güter vom Beschaffungswesen getreu dem Motto „Buy American“ bevorzugt.
So ist auch die aktuelle Investitions- und Innovationsoffensive der Biden-Regierung nicht nur vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zu sehen. Im Herbst dürfte unter anderem der 250 Milliarden US-Dollar schwere „US Innovation und Competition Act“ verabschiedet werden. Darin geht es nahezu...
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Hinzu kommen Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten, etwa durch die Förderung der Widerstandsfähigkeit, der Resilienz von strategisch wichtigen Lieferketten. Öffentliche Investitionen fließen gezielt in Forschung und Entwicklung, es werden Investitionsanreize geschaffen sowie in den USA hergestellte Güter vom Beschaffungswesen getreu dem Motto „Buy American“ bevorzugt.
So ist auch die aktuelle Investitions- und Innovationsoffensive der Biden-Regierung nicht nur vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zu sehen. Im Herbst dürfte unter anderem der 250 Milliarden US-Dollar schwere „US Innovation und Competition Act“ verabschiedet werden. Darin geht es nahezu ausschließlich um den Wettbewerb mit China. Das dürfte zu umfangreichen staatlichen Ausgaben und Investitionsanreizen führen. Eine Folge davon sollte ein höheres Wachstum in den USA sein, was mittelfristig sowohl Inflation als auch Zinsen erhöhen dürfte. Der Konflikt zwischen den USA und China könnte als indirekte Folge auch die Zinsen in Europa steigen lassen.
Umgekehrt hat China identische Interessen im Rahmen der nationalen Sicherheit. Auch hier mehren sich die Hinweise, dass die beiden größten Volkswirtschaften gezielt entkoppelt werden sollen. Unter der Ägide von Präsident Xi Jinping schwenkt China gerade hin zu „mehr Staat“ und greift stärker in privat geführte Unternehmen ein. Im Rahmen der Wirtschaftsstrategie, dem „Zwei-Kreisläufe“-Modell (Dual Circulation Economy), will es etwa bei Importen strategisch wichtiger Güter mehr Autonomie erreichen. Damit soll das Land im schwierigen außenpolitischen Umfeld gestärkt werden. Nicht zuletzt deswegen sind auch die europäischen Industrieverbände damit beschäftigt, ihre Position gegenüber China an die neuen Gegebenheiten anzupassen – so wie der BDI oder auch die European Union Chamber of Commerce.
China ist dabei in einer kritischen Entwicklungsphase: Im Chip-Sektor ist das Land auf ausländisches Knowhow angewiesen und wird diese Abhängigkeit nicht so schnell durch Wissenstransfer und eigene Fertigung verringern können. Neue Regulierungsbestrebungen sind zudem darauf ausgerichtet, die Interessen der privaten chinesischen Big Techs wie Alibaba oder Tencent in Einklang mit jenen des Staats zu bringen. Damit soll unter anderem verhindert werden, dass Daten ins Ausland gelangen könnten. Diese Konzerne sind zudem angehalten, verstärkt in die chinesische Hardware-Entwicklung zu investieren. Zugleich sollen Regulierungseingriffe auch einer möglicherweise wachsenden Unzufriedenheit der eigenen Bevölkerung durch steigende soziale Ungleichheit entgegenwirken.
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